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0933 - Der erste Erbfolger

0933 - Der erste Erbfolger

Titel: 0933 - Der erste Erbfolger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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kam ihm der Gedanke, dass er den Weg auch mit Merlins Zeitringen zurücklegen konnte, doch dann wurde ihm klar, dass diese Möglichkeit ausschied. Denn dazu hätte er erstens wissen müssen, in welche Zeit er reisen wollte, da er aber nicht genau wusste, wann die Erbfolge begann, war das unmöglich. Außerdem hätte er sich entweder noch in der Gegenwart oder später in der Vergangenheit an den entsprechenden Ort begeben müssen - nach Lemuria. Aber wo genau hatte sich dieser sagenumwobene Kontinent befunden? Wie groß war er gewesen? Und wo darauf hatte die Erbfolge ihren Beginn genommen?
    Nein, die Zeitringe schieden definitiv aus. Blieb das Buch!
    Mit zittrigen Händen öffnete er das Holzkästchen, das er aus der Höhle mitgebracht hatte. Darin lag auf rotem Samt ein gleichseitiges Dreieck. Das Material konnte Zamorra nicht bestimmen, aber wenn keine zarten Nebelschwaden über die Oberfläche gekrochen wären, hätte es ausgesehen wie ein ganz normaler Bauklotz für Kinder.
    Dann klappte er das Buch auf, dessen Seiten Merlin mit einem Zauber der Or-Dämonen versiegelt hatte. Dadurch hatte er dafür gesorgt, dass man weder darin blättern konnte, noch dass sich die Magie der Zeitenbrücke entfaltete. Lediglich die erste Seite konnte Zamorra betrachten. Sie war leer, zumindest was Buchstaben, Symbole oder Bilder betraf. Stattdessen kroch ein diffuser Nebel durch das Papier - oder aus welchem Material die Seite bestehen mochte - und ließ nur ein gleichseitiges Dreieck im Zentrum frei.
    Der Meister des Übersinnlichen legte die Form aus dem Kästchen auf ihre Entsprechung in der Buchseite. Sofort sank der vermeintliche Bauklotz ein, wurde eins mit dem Papier. Die Nebel erloschen. Dafür entstand plötzlich ein Sog, der an Zamorra zerrte. Die Zeitenbrücke, die seine Seele in die Vergangenheit schicken wollte. Da diese aber noch in seinem Körper verankert war, gelang der Brücke das nicht.
    Der Dämonenjäger seufzte. Das war der einfache Teil! Nun kam der unangenehmere: der Selbstmord!
    Er überlegte, ob er seinen Gefährten im Château seine Plänen verraten sollte, entschloss sich aber dagegen, weil sie sicher versucht hätten, ihn davon abzuhalten. Stattdessen schrieb er einen Abschiedsbrief, in dem er seine Motive erläuterte.
    Schließlich schraubte er die Deckenlampe ab, holte ein Seil aus dem Keller und bereitete alles vor.
    Als er mit der Schlinge um den Hals auf dem Stuhl stand, überfielen ihn noch einmal Zweifel, die er sich aber sofort verbot.
    Alles völlig ungefährlich! Ein Spaziergang nahezu! Zumindest hatte Merlin es so dargestellt.
    Er verlagerte sein Gewicht hin und her, brachte den Stuhl zum Kippeln, bis er schließlich das Übergewicht bekam und umstürzte.
    Die Schlinge schnürte sich ihm um den Hals. Ein Gedanke blitzte auf (Was, wenn ich mir das Genick breche? Kann meine Seele dann überhaupt zurückkehren?) und erlosch. Sofort wurde dem Professor die Luft knapp. Er zwang sich dazu, die Arme unten zu behalten, doch es fiel ihm zunehmend schwerer. Bilder flammten vor ihm auf. Sie alle zeigten Nicole Duval. Würde er sich eines Tages wegen ihr noch einmal umbringen?
    Plötzlich explodierte eine Vision in seiner Vorstellung, verdrängte Nicole aus seinem Bewusstsein. Er sah, wie seine Seele nach ihrer Vergangenheitsreise zurückkehrte - und er jämmerlich erstickte, weil er immer noch in der Schlinge hing.
    Er strampelte mit den Füßen, versuchte den Stuhl zu erreichen, doch er berührte mit der Fußspitze nur eines der Beine.
    Panik loderte in ihm auf. Erste dunkle Flecken tanzten vor seinen Augen.
    Der Dhyarra!
    Seine Hand glitt in die Tasche, bis er den Sternenstein unter den Fingern fühlte.
    Konzentrier dich! Dir bleibt nicht mehr viel Zeit!
    Es gelang. Die Hängeleuchte erhob sich vom Boden, schwebte nach oben bis knapp unter der Decke - und stürzte herab. Mit ohrenbetäubendem Getöse zersplitterte sie.
    Die Panik brannte sich durch jede Faser seines Körpers. Was, wenn der Plan scheiterte? Wenn niemand das Klirren der Lampe gehört hatte? Wenn Merlin sich geirrt hatte und eine Rückkehr unmöglich war?
    Seine Hände fuhren nach oben, versuchten die Schlinge zu lösen. Er flehte sie an, sich ruhig zu verhalten, doch sie gehorchten nicht. Dennoch hatten sie keinen Erfolg. Sterne blitzten vor ihm auf und verglühten. Dunkle, diffuse Sterne.
    Die Füße schlugen, suchten Halt. Die Bewegungen der Hände wurden immer fahriger, unkontrollierter. Schließlich erlahmten sie ganz.
    Wie

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