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0934 - Der Schlüssel zur Quelle

0934 - Der Schlüssel zur Quelle

Titel: 0934 - Der Schlüssel zur Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Kaufhausangestellten.
    Omar seufzte. Nicht nur, dass ihm die ganze Aktion nicht gefiel - er war corner boy , war Avons Soldat und kein Lieferant - hatte er auch Zweifel. Klar lag es nicht an ihm, die Entscheidungen des Bosses infrage zu stellen - man wurde nicht alt auf der Straße, wenn man die Hierarchie des Spiels hinterfragte -, aber irgendetwas an dieser Sache stank gewaltig. Vier Jahre machte er diesen Job nun schon und hatte noch nie einen Hausbesuch absolviert, geschweige denn von einem gehört.
    Dennoch folgte er Poot. Mit wachsender Skepsis.
    Am Ende des Ganges befand sich ein Durchgang, einem offenen Garagentor nicht unähnlich. Dort ging es ins Lager, erkannte Omar, und in diesem stand Billingsley und blickte ihnen schon erwartungsvoll entgegen.
    Plötzlich zog Poot seine Waffe. Vier Schuss, direkt in die Brust.
    »Was zum…« Omar stand der Mund offen. »Hast du sie noch alle? Was soll der Scheiß?«
    Poot lächelte. »Dinge ändern sich, Kleiner. Und wenn du schlau bist, passt du dich den neuen Mächtigen an, kapiert?« Dabei zwinkerte er ihm wissend zu.
    Ein Putsch , durchfuhr es Omar. Du Wichsgesicht wagst es, Avon ans Bein zu pinkeln. Und du erwartest, dass ich brav daneben stehe und das Maul halte?
    Omar wurde wütend. Die Zuckungen begannen. Zwei Augenblicke später folgten die Schreie.
    Poots Schreie.
    ***
    ... und Gryf materialisierte.
    Er fand sich auf einer Galerie wieder, im ersten Stock des Gefängnisses. Offene Zellen hinter ihm, schwarze Münder, gierig und lauernd. Und vor ihm, jenseits und unterhalb des eisernen Geländers, lag der Lichthof der Huntsville Unit. Ein gut vierzig Quadratmeter großes Areal voller Fitnessgeräte, Bänke, Spinde - und voller Menschen.
    Der ganze Hof war mit Insassen übersät. Schulter an Schulter standen sie, die Hände zu Fäusten geballt und die Münder offen, und skandierten, riefen, grölten. Meist waren es keine Worte, sondern Laut gewordene Emotionen, Frust und Gier und Hass und Angst, die aus ihren Kehlen drangen, doch Gryf verstand nur zu gut, was sie damit sagen wollten. Die ganze Luft schien vor der Last ihrer geballten Revolutionsabsichten zu vibrieren. Das war kein Knast mehr, das war ein Pulverfass. Nach der Explosion.
    Rotz, Blut und Speichel liefen den Männern aus Ohren, Nasen, Mündern… Ihre Mienen waren kalt, gnadenlos. Ein Heer von willigen Robotern. Sie wirkten körperlich krank und schwach, als habe die Macht des Mannes, den anzubeten sie hier zusammengekommen waren, ihnen Dekaden ihrer eigenen Lebenszeit entrissen. Und doch waren sie gekommen, angelockt von seiner nahezu kosmischen Energie, die alles zu durchströmen schien. Genau wie Gryf.
    »O-mar! O-mar!« Immer wieder riefen sie den Namen, feuerten an, priesen ihn nahezu. Sie konnten ihn nicht alle kennen, dennoch hatte er sie geeint. Gryf zweifelte keine Sekunde daran, dass selbst die bereits verstorbenen Insassen der Huntsville Unit dankbar und zufrieden in den Tod gegangen waren. In der Gewissheit, mit ihrem Abgang seine, Omars Macht zu stärken.
    War er unter ihnen? Gryf beugte sich vorsichtig vor, sondierte das Gelände aus seiner Vogelperspektive - und erstarrte.
    Vorne hatte die Gruppe einen Kreis gebildet, in dem sich ein aus mehreren Bänken und Sportzubehör aufgestapeltes Podest befand. Und darauf stand Omar Little. Gryf hatte ihn endlich gefunden.
    Seine Augen wirkten klar, sofern sich das auf die Entfernung sagen ließ, und auch seine Gliedmaßen schienen weit weniger verdreht, als der Druide erwartet hatte. Der ehemalige Dealer zitterte längst nicht so sehr, wie er es auf Jennys Bändern tat. Und doch spürte Gryf, dass er es war, der all dies angestoßen hatte und es noch immer aufrecht erhielt. Er schien nur gelernt zu haben, besser mit seinen »Anfällen« umzugehen - eine Erkenntnis, die Gryf gleichermaßen beruhigte wie erschreckte.
    Als gäbe man eine tödliche Waffe in die Hand eines Säuglings…
    Etwa die, die Omars rechte Hand, ein bulliger Stiernacken mit Armen wie Baumstämmen, gerade an die Schläfe der jungen Frau hielt, die das Pech hatte, in seine Pranken geraten zu sein. Sie wirkte ruhig, gefasst geradezu, doch sah Gryf den Angstschweiß auf ihrer Stirn und das nervöse Zucken in ihren Mundwinkeln. Seltsam, aber das bekam er trotz der Entfernung mit.
    »Hallo, Jenny«, flüsterte Gryf leise. »Tut mir leid, dass ich nicht schneller wiedergekommen bin.«
    Omar hob die Hand, und die Menge verstummte.
    Kapitel 7 - SSDD
    Als das kalte Metall ihre

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