0936 - Belials Abrechnung
damit meinte und streichelte über ihr schwarzes Haar. »Ja, stimmt, wir hatten noch etwas anderes vor. Aber da war etwas, das mich in den Schlaf riß. Oder haben wir beide vielleicht etwas zu viel getrunken?«
»Kaum der Rede wert.«
Ich hatte Schwierigkeiten mit der Erinnerung und fragte: »Was denn eigentlich?«
Sie lächelte mokant. »Eine Flasche Wein.«
»Jeder von uns?«
»Nein, wir beide zusammen. Auch wenn ich zugeben muß, daß es ein sehr kräftiger Tropfen gewesen ist, aber das wirft uns beide doch nicht um - oder?«
»Bestimmt nicht.« Ich schaute Glenda an, die auf der Seite lag und sich halb aufgerichtete hatte, wobei sie sich mit dem linken Ellbogen abstützte. Das Bettlaken war verrutscht, und Glenda zog es auch nicht wieder in die Höhe, so daß ich ihre Brüste bewundern konnte.
Als sie meinen Blick bemerkte, wurde ihr Lächeln breiter. »Schon wieder fit?«
»Das täuscht.« Ich streichelte über ihre Hüfte. »Dieser Traum war einfach schrecklich. Ich fühlte mich so schrecklich allein. Kennst du das Gefühl, das einen Menschen beschleicht, wenn er von aller Welt verlassen ist?«
Für einen Moment blieb Glenda stumm. »Nein, eigentlich nicht.«
»Das ist gut.«
»Außerdem habe ich noch nicht unter derartigen Träumen gelitten. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern.«
»Das ist noch besser, Glenda. Aber ich habe ihn gehabt. Und ich hatte das Gefühl, als wäre er mir regelrecht geschickt worden. Genau auf mich gezielt.«
»Das ist doch…«
»Nein, nein, kein Unsinn.« Ich nahm meine Hand von der glatten Haut ihrer Hüfte wieder weg.
»Das ist die Wahrheit - wie ich sie sehe. Ich glaube sogar, recht zu haben.«
»Gut, lassen wir das. Wenn du darüber reden willst, ist es okay. Wenn nicht, können wir ja weiterschlafen…« Das letzte Wort ließ sie mit einer bestimmten Betonung ausklingen, aber ich dachte in diesem Augenblick an andere Dinge.
»Weißt du, daß ich hellwach bin?« Ich hatte ihr ins Gesicht geschaut und entdeckte das Schimmern in Glendas Augen.
»Ich bin es auch.« Sie strich über mein noch immer schweißfeuchtes Gesicht und ließ ihren Zeigefinger auf meiner Unterlippe liegen.
»Hellwach und verschwitzt«, murmelte ich. »Deshalb möchte ich eine kurze Dusche nehmen.«
»Okay, tu das.«
Ich schwang mich nach rechts und aus dem Bett. Ich trug nur die kurze Hose des Schlafanzugs.
Brust und Rücken waren ebenfalls feucht, selbst in den Haaren klebte der Schweiß. Ich erhob mich von der Bettkante und ging auf die Schlafzimmertür zu. Sie stand offen, und auf der Schwelle drehte ich mich noch einmal um. »Bis gleich, Glenda.«
»Bleib nicht zu lange, John. Ich warte auf dich.«
»Okay.«
Ich konnte Glenda ja verstehen. Wir hatten uns vorgenommen, den Freitagabend, die Nacht und auch den Samstag gemeinsam zu verbringen. Die letzte Zeit war relativ hektisch gewesen. Ich war viel gereist, hatte in Germany einen Fall erlebt und anschließend gemeinsam mit Bill Conolly in Cornwall Aibons singende Felsen kennengelernt. Eine Frau namens Joanna hatten wir nicht mehr retten können, um sie ihrem Vater zurückzubringen. Ihre Seele hatte sich mit anderen, die in den Steinen steckten, vereinigt. Sie gehörten den Wikingern, deren Schiff vor Hunderten von Jahren an der Küste zerschellt war. Ihre Skelette hatte ich noch gesehen.
Ich verdrängte den Gedanken, denn dieser Fall war bereits Vergangenheit. Die Idee, mit Glenda ein Wochenende bei mir zu verbringen, war mir oder uns beiden spontan gekommen. Wir hatten nur kurz darüber geredet, und im Büro hatten wir dann beide denselben Vorschlag auf der Zunge gehabt und ausgesprochen.
Ich betrat das Bad, verzichtete allerdings darauf, das grelle Licht einzuschalten. Statt dessen beließ ich es bei der Wandbeleuchtung. Ein Wochenende wie im Bilderbuch oder im Kino hatte es werden sollen! Ich mußte selbst lächeln, als ich daran dachte. Nein, das war es nicht geworden, der Alptraum war mir dazwischengekommen. Er hatte mich erwischt wie eine plötzlich aus dem Hinterhalt abgefeuerte Kugel, so daß es mir unwahrscheinlich schwerfiel, einen klaren Gedanken zu fassen.
Immer wieder mußte ich an den Traum denken.
Ich stellte die Dusche an. Aus der Tasse unter der Decke rauschte das Wasser. Unter die heißen Strahlen drückte ich mich und wartete darauf, daß der Körper vom Schweiß befreit wurde.
Später seifte ich mich ein. Meine Bewegungen wurden von dem Automatismus der Routine gelenkt.
Ich dachte immer wieder an
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