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0937 - Planet der Ebenbilder

Titel: 0937 - Planet der Ebenbilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dem Eis Mangelware). Da aber das Material im Transporter ElfDreißig dringend in der Gotaphar-Mine benötigt wurde, weil die Förderung sonst stocken würde, durfte keine weitere Verzögerung in Kauf genommen werden.
    Noghan Tareschian warf Jian Savor das SAISMIK zu, dann drehte er sich um und arbeitete sich gegen Schneesturm und Schneewehen den Weg zu seinem Gleiter zurück. Nach knapp einer Minute hörte er ‘hinter sich das laute Aufheulen, das beim Probelauf der Antigravprojektoren des Transporters entstand. Er wollte lächeln, aber sein gefrorenes Gesicht widersetzte sich dieser Absicht.
    Die nächsten zehn Minuten waren wie ein Alptraum für den Koordinator. Es nützte nichts, daß er sich wütend mit Armen und Beinen durch den Schnee wühlte und gegen den Schneesturm stemmte; die Kälte drang unaufhaltsam durch seine Kleidung und biß in sein Fleisch bis zu den Knochen.
    Er fürchtete schon, die Orientierung verloren zu haben - und damit so gut wie tot zu sein -, da prallte er gegen ein festes glattes Hindernis.
    Der Gleiter!
    Mühsam tastete er sich an den Haltegriffen entlang, erreichte die Tür, zog sie auf und kroch in die Kabine.
    Dort blieb er einige Herzschläge lang liegen, bis sein halbgelähmter Verstand ihm sagte, daß er die Tür hinter sich schließen mußte, wenn die Klimaanlage der Kabine nicht versagen sollte, weil der Sturm die Kabine in einer Viertelstunde vollständig mit Schnee vollgeblasen haben würde.
    Wieder mußte er alle noch verbliebene Willenskraft aufbieten, um das Notwendige zu tun. Als die Tür schließlich geschlossen war und die Wärme sein gefrorenes Gesicht ansprang wie eine Flammenlanze, kroch er auf Händen und Knien zum Steuerpult, schlug die Faust auf die RETURN-Taste und kippte anschließend im Zeitlupentempo nach hinten.
     
    *
     
    Als er die Augen öffnete, hatte er das Gefühl des Schwebens. Über sich sah er ein rundes, gerötetes Gesicht schwimmen.
    Naghor Tareschian wußte, was das bedeutete. Der diensthabende Medo-Techniker der Zentrale hatte ihm ein schmerzstillendes Mittel injiziert.
    Idiot! dachte er, obwohl er gleichzeitig Erleichterung darüber verspürte, daß ihm die grausamen Schmerzen des Auftauens dadurch erspart geblieben waren. Aber schmerzstillende Mittel waren so knapp auf Eispanzer, daß sie auf seine Anweisung nur in wirklichen Notfällen angewendet werden durften - und zu den Notfällen gehörten nur schwerste Quetschungen und Knochenzertrümmerungen bei Minen-Unfällen.
    „Der Schmerzschock hätte wahrscheinlich zum Tod geführt, Koordinator", hörte er den Medo-Techniker wie aus weiter Ferne erklären. „Ich war gezwungen, ein schmerzstillendes Mittel anzuwenden."
    Allmählich fühlte Tareschian seine normale Körperschwere zurückkehren. Der Drück der Unterlage auf seinen Rücken machte sich bemerkbar. Das Gesicht des Medo-Technikers schwamm nicht länger beziehungslos in der Luft, sondern befand sich an-der Vorderseite eines Kopfes, der auf einem grünen Körper saß grün deshalb, weil der Mann in die giftgrüne Medo-Kombination gekleidet war, die alles medizinische Personal trug. Es waren die einzigen reichlich vorhandenen Kleidungsstücke, aber nur deshalb, weil das medizinische Personal auf Eispanzer nur fünfzehn Prozent der Sollstärke erreichte.
    Naghor Tareschian beschloß, nicht auf die Verschwendung schmerzstillender Mittel einzugehen. Der Vorwurf wäre sicher unberechtigt gewesen, denn der Medo-Techniker hatte nur nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.
    „Was ist mit meinen Händen?" fragte er. Er wußte nicht, ob er die Worte hörbar ausgesprochen hatte, denn das Taubheitsgefühl in seinem Gesicht verriet ihm, daß die Erfrierungen schwerer waren, als er angenommen hatte.
    „Wir konnten sie retten", antwortete der Medo-Techniker. „Allerdings mußten wir zwei Finger der rechten Hand und den Daumen der linken Hand amputieren."
    Oh, verdammt! dachte Tareschian. Ein Krüppel! Ich bin ein Krüppel!
    Dann fiel ihm ein, wie viele der Leute auf Eispanzer auf dieser Höllenwelt bereits ganze Hände und Füße geopfert hatten und wie viele irgendwo bei Schneestürmen für immer verschwunden waren - und er schämte sich seines Kleinmuts. Immerhin würde er sich mit den übriggebliebenen Fingern allein behelfen können.
    Und mein Gehirn ist erhalten geblieben, der Körperteil, den ich als Koordinator von Eispanzer am dringendsten brauche! dachte er ironisch.
    „Ist das Nachschubschiff eingetroffen?" erkundigte er sich.
    „Die

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