Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0938 - Die Blutgasse

0938 - Die Blutgasse

Titel: 0938 - Die Blutgasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
niemand, wo sie sich befanden. Man hatte auch keine Leichen gefunden, sie waren einfach weg. Immer nur Obdachlose, und es lag auf der Hand, daß nun bei diesen Leuten die Angst grassierte, denn es konnte jeden treffen.
    Ich hatte genug mit meinen Fällen zu tun und war froh, daß ich den letzten dank Sukos Hilfe überstanden hatte, denn der Lügenengel Belial hätte es fast geschafft, Jane Collins, Glenda Perkins und mich zu unseren Ahnen zu schicken.
    Es war noch mal gut gegangen, und mir stand der Sinn eigentlich nach einer Entspannung, aber der gute Bill Conolly hatte mir keine Ruhe gelassen. Zudem war er der Meinung gewesen, daß ein Bierchen an einem Freitagabend im Oktober gar nicht so schlecht war. Wenn man sich dazu noch eine Geschichte anhörte, wurde es wenigstens nicht so langweilig, behauptete er. Der gute Bill verstand es eben immer wieder, mich zu überzeugen. Mit dem Fall selbst hatte ich mich nicht befaßt, aus guten Gründen nicht, denn ich wollte den Kollegen nicht ins Handwerk pfuschen und sie auch nicht unnötig beunruhigen.
    Die Fahndung nach dem unbekannten Entführer lief, das hatte ich herausgefunden, aber irgendwelche Spuren gab es noch nicht. Die Obdachlosen waren nur durch Handzettel davor gewarnt worden, zu lange bei Dunkelheit allein zu sein. Sie sollten in Gruppen zusammenbleiben, dann würden es die Entführer nicht schaffen, einen aus ihrer Mitte zu holen.
    Ed Moss hatte Bill sein Schicksal erzählt, er hatte es an mich weitergegeben, und so wußte ich, daß dieser Mann durch Pech und Pleiten nach unten gerutscht war. Zudem hatte er keine Familie, die ihn auffing. So war er schließlich obdachlos geworden, versuchte aber noch immer, sich aus diesem Sumpf zu befreien, was beinahe unmöglich war, denn die Gesellschaft gab ihm keine Chance.
    Bill hatte als Treffpunkt einen Pub ausgemacht, der in der Nähe eines kleinen Parks lag. Im Norden, wo es auch nicht weit war bis zu den Kanälen, an denen auch manche Spazierwege entlangführten, die um diese Zeit allerdings leer waren.
    Einen Parkplatz finden, war auch hier schwierig, aber nach einigem Suchen hatten wir es geschafft. Bei einem Autohändler konnten wir ihn zwischen anderen Fahrzeugen abstellen. Der von dem Händler engagierte Nachtwächter würde auch auf den Porsche achten, was die 10-Pfund-Note möglich machte, die Bill ihm in die Hand gedrückt hatte.
    Einigermaßen beruhigt hatten wir uns auf den Weg gemacht. Kurz vor zwanzig Uhr trafen wir an unserem Treffpunkt ein.
    Der Pub war ein Ecklokal. Vor ihm kreuzten sich zwei ziemlich befahrene Straßen. Ruhe gab es hier nicht. Wer hier wohnte, der hatte sich an die Kneipen, an die Imbisse und an die Geschäfte gewöhnt. In dieser Gegend lebten keine reichen Menschen, sondern Normalbürger, die am Abend auch gern ein Bier tranken, deshalb war der Pub ziemlich voll, wie wir mit einem Blick durch das Fenster feststellten.
    »Und wir sollen hier draußen bleiben?« fragte ich.
    Bill nickte. »So war es abgemacht.« Das Licht der Kneipenreklame ließ sein Gesicht blaßgrün aussehen, als wäre ihm schlecht geworden. Ich schaute auf die Straße, wo der Verkehr ruhig floß. Staus wie in London schien es hier nicht zu geben.
    Den Park sahen wir auch. Er lag auf der gegenüberliegenden Seite, dem künstlichen Licht abgewandt, und wirkte auf uns wie ein breiter, kompakter und düsterer Pilz.
    Die Wärme des Sommers hatte uns längst verlassen. Zwar bewegten sich die Temperaturen noch in einem zweistelligen Bereich, aber der Wind war doch ziemlich kalt geworden. Er blies aus Nordwest und ließ die Gesichter erröten.
    »Wie war denn noch die Uhrzeit?« wandte ich mich an Bill, um ihn zu ärgern.
    »Hör auf, John! Gegen zwanzig Uhr wollte Ed Moss hier sein.«
    Ich war skeptisch. »Das glaubst du ihm auch?«
    »Ja, das glaube ich ihm.«
    »Er muß dich beeindruckt haben.«
    Bill grinste fast wütend. »Du kannst es glauben oder lassen, er hat mich tatsächlich beeindruckt. Er hat mir von seiner tiefen Angst berichtet, die alle Obdachlosen spüren, denn es geht etwas vor, da zwar in Insiderkreisen bekannt ist, um das sich unsere Polizei aber nicht so intensiv kümmert, wie sie es getan hätte, wenn nur die Söhne oder Töchter von Millionären verschwunden wären. So sieht es doch aus. Das sind nur Penner, was soll’s?«
    Ich nahm die Kollegen in Schutz. »So kannst du aber nicht reden. Man versucht schon, dahinterzusteigen.«
    »Wie denn?«
    »Weiß ich auch nicht. Ich habe mich bewußt nicht

Weitere Kostenlose Bücher