0938 - Rabenherz
wütend war - und plötzlich hab ich wieder voll die große Menge, die ich nicht kontrollieren kann.« Rhett kicherte. »Hey, das kitzelt.«
»Ich weiß.« Kathrynes Stimme klang wie das Schnurren einer Katze. »Was denkst du, will McCain eigentlich an der Quelle?«
»Keinen Schimmer! Nachdem er aber auch bei seinem zweiten Versuch auf den Arsch gefallen ist, gibt er hoffentlich Ruhe.«
Noch immer fühlte er das Knabbern an seinem Ohrläppchen und den warmen Hauch ihres Atems auf der Haut. Langsam legte sich seine Anspannung wegen der trüben Gedanken. Stattdessen wuchs ein verlangendes Kribbeln in ihm heran. Im Nacken, zwischen den Schulterblättern. In den Lenden.
Er ließ sich auf die Matratze zurücksinken und zog Kathryne dabei mit sich. Ihr Gesicht näherte sich seinem, dann fanden sich ihre Lippen, und die Zungen vereinten sich in einem liebevollen Tanz. Seine linke Hand glitt über ihren Rücken, während sich die Finger der anderen mit dem Knopf ihrer Hose beschäftigten.
Die Erregung schoss in seinem Körper hoch - und entlud sich in kraftvollen Blitzen aus den Händen.
Der Energieausbruch schleuderte Kathryne durch das halbe Zimmer. Ihre Miene zeigte eine Mischung aus Überraschung und Schmerz.
»Nein! Kathryne!«, keuchte Rhett. Er sprang auf und lief zu dem Mädchen. »O Gott, das tut mir so leid!«
Kathryne gab ein ersticktes Ächzen von sich.
Die Tür flog auf, und Zamorra und Dylan stürmten ins Zimmer. »Was ist passiert?«
»Nichts weiter!« Kathryne rappelte sich auf. Ihre Haare standen zerzaust vom Kopf ab. Das Gesicht zeigte schwarze Rußspuren. Die Bluse zierte ein großes Brandloch auf dem Rücken. Der Knopf der Hose hatte sich in ihren Unterbauch geschmolzen. Mit schmerzverzerrten Zügen löste sie ihn aus der Haut.
»Nichts weiter?« Rhett war den Tränen nahe. »Ich hätte dich beinahe umgebracht!«
»Unsinn! Du weißt genau, dass du das gar nicht kannst.« Seit sie Krychnaks Regenerationsmagie in sich trug, hatte nicht nur der Alterungsprozess ausgesetzt. Auch jede Wunde heilte oder Körperteile wuchsen nach. Selbst vom Tod erholte sie sich nach einer gewissen Zeit. Diese Prozesse gingen aber immer mit großen Schmerzen einher. »In ein paar Tagen bin ich wieder wie neu!«
Rhett machte eine abfällige Handbewegung. »Das mag schon sein. Aber jeder andere wäre jetzt entweder schwer verletzt oder tot.«
Kathryne grinste, was ihr wegen der Schmerzen erkennbar schwerfiel. »Dann versuch doch einfach, nicht mit anderen herumzuschmusen, bis du deine Kräfte im Griff hast.«
»Das finde ich nicht lustig! Ich bin echt voll die Gefahr für die Welt.«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Kathryne hat recht. Du kannst nichts dafür! Ich bin sicher, du lernst bald, mit dieser Menge an Magie umzugehen. Und bis dorthin solltest du froh sein, eine Freundin zu haben, die etwas… nun, robuster ist.«
Rhett half Kathryne auf und schlurfte mit gesenktem Kopf zum Bett.
»Was man von deinen Tapeten nicht sagen kann, Alter!« Dylan zeigte auf einen riesigen Brandfleck an der Wand. Dahinter lag Foolys Zimmer. »Zum Glück hast du sehr verständnisvolle Nachbarn.«
Der Erbfolger hob den Kopf. Nun huschte doch ein Schmunzeln über seine Lippen. Da erst fiel ihm auf, wie besudelt Zamorra und Dylan aussahen. »Offenbar sind wir nicht die Einzigen, die einen kleinen Unfall hatten.«
»Richtig!«, sagte Zamorra. »Ich geh jetzt duschen. Der Gestank bringt mich um.«
Er verließ das Zimmer.
Dylan sah Kathryne an, die mit den Fingern über die Haut ihres Bauches strich. »Wirklich alles klar mit dir?«
»Ja, sicher. Die Wunde hat sich schon geschlossen.« Sie setzte ein Klein-Mädchen-Grinsen auf. »Tut auch gar nicht mehr weh!«
»Okay, dann lass ich euch jetzt alleine. Tut nichts, was ich nicht auch tun würde!« Er stockte einen Augenblick. »Hast du ein neues Haustier, Rhett?« Dann verließ auch er den Raum.
»Haustier?«
Der Erbfolger blickte in die Richtung, in die Dylan geschaut hatte. Auf dem Fenstersims saß ein Rabe und beobachtete sie mit schräg gelegtem Kopf. Als Rhett zu ihm hinsah, krächzte er und flog davon.
***
Vor zwei Monaten
Blut!
Er brauchte Blut!
Vielleicht ließen dann diese fürchterlichen Schmerzen nach.
Matlock McCain setzte sich in Bewegung. Erst einmal raus aus diesem Wald, in den ihn sein blinder Fluchtsprung befördert hatte. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Vermutlich in Schottland, wahrscheinlich sogar in der Nähe von Llewellyn-Castle. Für einen
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