0939 - Das Rätsel von Lakikrath
nicht die Lotsenstation aufgegeben? Oder hat euch der Befehl nicht erreicht, daß alle Paratender in die Dunkelwolke kommen sollen?"
„Doch, und wir wären dem Befehl auch schon längst nachgekommen", erwiderte Prener-Jarth. „Aber ein Prisenkommando der Zuwanderer hat die Lotsenstation erobert. Wir konnten uns in die Zentrale zurückziehen, aber hier sitzen wir fest. Man hat uns ein Ultimatum gestellt. Wenn wir innerhalb von achtundvierzig Stunden den Lotsendienst nicht wieder aufnehmen, will man uns ausräuchern. Ihr müßt uns heraushauen."
„Haltet aus", sagte Hotrenor-Taak. „Wir haben eine wichtige Mission zu erfüllen. Aber wir werden rechtzeitig zurück sein, um euch aus dieser mißlichen Lage zu befreien."
Der Lare unterbrach die Verbindung und kehrte zu Galinorg zurück, der seinen Platz am Kommandopult beibehalten hatte, obwohl inzwischen wieder der Kapitän das Kommando innehatte.
Hotrenor-Taak schilderte dem Vincraner die Situation auf der Lotsenstation, und Galinorg sagte: „Wir schaffen es nie, vor Ablauf des Ultimatums wieder zurück zu sein. Zwei Tage dauert allein der Flug nach Jota-Tempesto."
„Prener-Jarth wird die Zuwanderer schon hinhalten", sagte Hotrenor-Taak zuversichtlich. „Wenn sie die Lotsenstation vernichten, dann haben sie überhaupt keine Chance mehr, in die Provcon-Faust zu gelangen."
„Es wäre schade um Prener-Jarth."
Hotrenor-Taak wollte dieses Thema nicht werter diskutieren. Es gab wichtigere Probleme. Es ging in erster Linie darum, die neuntausend Tempester zu ihrer Heimatwelt zu bringen. Sie waren unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Lagerräumen untergebracht. Aber unter den gegebenen Umständen konnte Hotrenor-Taak froh sein, sie überhaupt aus der Provcon-Faust gebracht zu haben.
Roctin-Par hätte diesen Transport verhindern können, es hätte in seiner Macht gestanden. Es sprach für ihn, daß er es nicht getan hatte, und Hotrenor-Taak vermutete, daß der Freund in seinem Innersten mit dieser Aktion einverstanden war. Hotrenor-Taak nahm sich vor, Roctin-Par nach der Rückkehr in die Provcon-Faust seinen Dank auszusprechen.
Aber noch war das Unternehmen nicht abgeschlossen.
Es gab unvorhergesehene Schwierigkeiten mit der Versorgung der neuntausend Passagiere. Als sie von Gäa gestartet waren, da waren die Tempester noch so apathisch gewesen, daß sie kaum Nahrung zu sich nahmen.
Aber im Schutz des HÜ-Schirms, der die Ausstrahlung der paraplasmatischen Sphäre von ihnen abhielt, hatten sie sich relativ rasch erholt. Und jetzt, außerhalb des Staubmantels, regenerierten sie sich doppelt so schnell.
Die Lebensgeister der Tempester erwachten wieder. An verschiedenen Zwischenfällen zeigte sich, daß .sie ihre Aggressivität langsam wieder zurückbekamen. Es kam unter ihnen wieder immer häufiger zu Positionskämpfen. Paratender mußten in Schutzanzügen und unter schwerster Bewaffnung in die Laderäume vordringen und die Opfer der Ausschreitungen unter Lebensgefahr bergen.
Bei der Verteilung der Essensrationen kam es zu unbeschreiblichen Szenen. Es gab regelrechte Schlachten um die Nahrung, bei denen die schwächeren Tempester auf der Strecke blieben.
Nach der ersten Linearetappe wurden vierzig Tempester raumbestattet. Beim zweiten Zwischenstopp hatte sich diese Zahl verdreifacht. Es war nur ein Glück, daß die Tempester noch längst nicht ihre ursprüngliche Wildheit zurückerlangt hatten. Hotrenor-Taak stellte fest, daß sich die Tempester überhaupt nur bis zu einem gewissen Maß regenerierten. In der ersten Erneuerungsphase erholten sie sich verblüffend schnell, aber dann stagnierten sie. Unter den Passagieren war kein Tempester, der wieder seine ursprüngliche Aggressivität zurückgewann. Sie pendelten sich etwa bei der Hälfte ihrer früheren Leistungsstärke ein.
Dieses Fazit konnte Hotrenor-Taak noch vor dem Ende der Reise ziehen, und er fragte sich besorgt, ob die Beeinflussung durch die paraplasmatische Sphäre der Provcon-Faust verhinderte, daß die Tempester wieder die alten wurden.
Bevor der Transport das Ziel, Jota-Tempesto, erreichte, kam es zu einem Zwischenfall. Man fing einen Funkspruch auf, der vor einem Weltraumbeben in dem Gebiet warnte, durch das sie die dritte und letzte Linearetappe geführt hätte. Da man aus Berichten wußte, wie gefährlich es war, ein Bebengebiet im Linearraum zu durchqueren, befahl Hotrenor-Taak, dem exponierten Sektor auszuweichen. Dadurch verloren sie zwar einen ganzen Tag, vermieden dafür aber
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