094 - Der Teufel von Tidal Basin
im Gefängnis. Thomas ist der Mörder, Lorna seine Frau, Bateman der Ermordete. Mir ist jetzt alles klar. Nur gut, daß wir das Motiv entdeckt haben! Was wissen wir nun von Tommy? Haben wir irgendwelche Akten aus Australien?«
Mr. Wender legte drei kartonierte Bücher auf den Tisch, von denen er eins wieder aufnahm.
»Wir haben alle möglichen Nachrichten«, sagte er selbstzufrieden. »Sehen Sie, hier: ›Streng vertraulich. Personalakten der Leute, die im Staate Victoria wegen schwerer Verbrechen verurteilt wurden. Herausgegeben von der Behörde‹« Mr. Wender wandte schnell die Seiten um. »Farrow, Feiton, Ferguson, Furse - hier haben wir's: ›Thomas Furse, siehe Band VI, Seite 13‹.«
Er schob Mason das Buch hin. Diese Zusammenstellung war viel interessanter als die meisten Blaubücher der Regierung, denn die Akten jedes einzelnen Mannes waren in Form einer kurzen und lesbaren Biographie abgefaßt.
Thomas Furse wurde in England von seinem Bruder erzogen. Wußte wahrscheinlich nichts von der ungesetzlichen Tätigkeit desselben, als er nach Australien kam. Furse war sicher ein angenommener Name (siehe W. Furse, Band VIII, Seite 7), und es ist möglich, daß er unter seinem eigenen Namen von seinem Bruder auf dessen Kosten erzogen wurde, obwohl er den Namen Furse annahm, als er nach Australien ging. Er heiratete Lorna Weston, die er auf der Ausreise kennenlernte. Nach seiner Verurteilung verschwand sie. Thomas wurde freigelassen ...
Mason las schweigend weiter und schloß dann plötzlich das Buch.
»Die Identität dieser Leute ist nun zweifelsfrei festgestellt. Auch das Motiv genügt für jeden, der nicht vollständig auf den Kopf gefallen ist. Thomas geht nach Australien, einen Monat später wird er wegen Bankeinbruchs verhaftet und bekommt drei Jahre Zuchthaus. Donald Arthur Bateman geht als Kronzeuge frei aus und verschwindet mit Lorna. Thomas kommt nach England zurück und trifft auf irgendeine Weise gestern abend mit Donald zusammen. Nun müssen wir vor allem prüfen, ob Thomas Furse ein anderer Name für Louis Landor ist. Sollte das der Fall sein, dann ist das Problem gelöst.«
Es lagen noch ein paar andere Papiere auf dem Tisch, die er aufnahm.
»Was ist das?« fragte er.
Es war die große Fotografie eines Daumenabdruckes.
»Den haben wir auf der Rückseite der Uhr gefunden«, sagte Wender. »Harry Lamborn natürlich. So klar wie eine Visitenkarte. Er ist schon fünfmal verurteilt. . .«
»Ich kenne seine Akten ganz genau«, unterbrach ihn Mason.
»Ein wunderbarer Abdruck«, erwiderte Wender.
»Sie sollten ihn einrahmen lassen, Charlie«, meinte Mason freundlich. »Ich danke Ihnen übrigens. Heute nacht brauche ich Sie nicht mehr.«
»Dann will ich nach Hause gehen und mich ins Bett legen.« Mr. Wender gähnte. »Wenn ich nicht jemand an den Galgen gebracht habe, war die Zeit verschwendet.«
»Sie bekommen eine Auszeichnung.«
»Ich weiß«, entgegnete Wender ironisch. »Und wenn ich meine Auslagen für einen Wagen vom Theater nach Scotland Yard aufschreibe, wird mir bei der Abrechnung erklärt, ich hätte im Autobus fahren sollen!«
Er war schon gegangen, als Inspektor Bray siegesbewußt eintrat.
»Ich habe die beiden Landors mitgebracht«, meldete er, Mason schaute auf. Er hatte noch einmal die Biographie von Thomas Furse gelesen. Es war kein Alter angegeben, was er sehr bedauerte. Aber wenn er telegrafisch in Melbourne anfragte, würde die Antwort am Morgen da sein.
»Haben Sie auch die Wohnung durchsuchen lassen?«
»Ich habe Elk damit beauftragt.« Mason nickte.
»Nun, wie verhalten sich denn die beiden?«
»Ich weiß es nicht genau. Sicher hätte ich alles herausgefunden, aber unglücklicherweise ist Sergeant Elk ein wenig umständlich. Ich möchte mich ja nicht über ihn beschweren, aber man ist in einer peinlichen Lage, wenn ein Untergebener einem das Verhör gewissermaßen aus der Hand nimmt und einen als Luft behandelt!«
»Das macht er mit mir auch so.« Mason lachte behaglich. »Warum sollte er es also nicht mit Ihnen tun? Sie brauchen sich wahrhaftig nicht über ihn zu beklagen. Diese verdammten Vorschriften über die Führung von Verhören lassen einem so wenig Spielraum, daß es ganz gut ist, wenn man einen anderen Beamten hat, der sich nicht um sie kümmert. Man kann ihm dann später immer die Schuld in die Schuhe schieben. Bringen Sie die Leute herein!«
Mason lachte noch vor sich hin, als Bray gegangen war. Elk war einfach unverbesserlich, aber in seiner Art
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