094 - Der Teufel von Tidal Basin
fragte er.
»Er hielt ungefähr fünfzig Meter vom Howdah-Klub entfernt. Er fährt ja nie zu einer richtigen Haltestelle. Aber wir kennen den Alten und sehen ihm das nach. Wenn er irgendwo an einer Ecke hält und schläft, stören wir ihn nicht.«
Mike faßte einen schnellen Entschluß, rief das nächste Taxi an und fuhr nach Tidal Basin. Da Gallows Alley niemals schlief, konnte man dort vielleicht zur Nachtzeit mehr erfahren als im hellen Tageslicht.
Shale kam im gleichen Augenblick in Scotland Yard an, als telefonisch durchgegeben wurde, daß Inspektor Bray mit den beiden Landors unterwegs sei.
Mr. Mason lehnte sich in seinen Sessel zurück und rieb sich befriedigt die Hände. Dann schickte er Shale fort, um Mr. Wender vom Erkennungsdienst zu holen.
Mr. Wender war ein kleiner, etwas untersetzter Herr mit einem dünnen, weißen Schnurrbart und einer großen Hornbrille. Er trug noch seinen Smoking, denn er war direkt aus dem Theater ins Amt gerufen worden, um persönlich die Anhaltspunkte zu prüfen, die sich bis jetzt ergeben hatten.
»Kommen Sie nur herein, Charlie«, sagte Mason. »Aber bevor wir uns über Wirbel, Inseln und Kreise bei Fingerabdrücken unterhalten, sollen Sie mir einmal verraten, was das ist.« Er nahm die kleine Glasröhre aus der Tasche. Wender nahm sie in die Hand und betrachtete sie. »Ich weiß es nicht genau - vielleicht Butyl-Ammonal. Ich habe schon öfter gesehen, daß es in solchen Packungen in den Handel kommt. Wo haben Sie das Ding her?« Mason erzählte es ihm.
»Ich bin natürlich meiner Sache nicht sicher«, erwiderte Wender. »Vor allem müßte man den Geruch prüfen. Die Farbe stimmt. Was wollen Sie denn sonst noch wissen?«
»Haben wir irgendein Aktenstück über die Landors?« Wender schüttelte den Kopf.
»Nein - höchstens unter einem anderen Narnen. Diese Verbrecher wechseln ihre Namen ja nur zu gern. Hier sind die Resultate meiner Untersuchungen.« Er legte verschiedene Schriftstücke auf den Tisch.
»Haben Sie die Fingerabdrücke des Ermordeten?«
Mr. Wender suchte sie aus dem Stoß von Papieren heraus.
»Wer hat sie genommen?« fragte er.
»Ich«, gestand Shale ein.
»Ich habe sie nicht brauchen können. Ich meine die ersten. Ich mußte noch einen Mann ins Schauhaus schicken, um neue zu machen. Ihr jungen Leute seid doch viel zu gleichgültig und oberflächlich. Nicht einmal ordentliche Fingerabdrücke könnt ihr nehmen.«
Mason betrachtete die Karten mit den schwarzen Flecken, die ihm nichts sagten.
»Ist der Mann bekannt?« fragte er.
»Bekannt!« wiederholte Wender spöttisch. »Donald Arthur Bateman, alias Donald Arthur, alias Donald Mackintosh. Er hat mehr Pseudonyme und Künstlernamen als ein richtiger Filmstar!«
Mason runzelte die Stirn.
»Donald Arthur Bateman? Den Namen sollte ich doch kennen. Ich habe ihn doch wegen Einbruchs vor Gericht gebracht!«
»Wegen Betrugs«, verbesserte Wender. »Zwölf Monate Zuchthaus.«
Mason nickte.
»Stimmt - es war Betrug. Er hatte jemand um dreitausend Pfund beschwindelt, und es handelte sich um Ankauf von Land. Das war ja seine Spezialität. Wegen Erpressung wurde er auch einmal verurteilt. Später ging er außer Landes.«
»Und starb dort - wenigstens nach einer halboffiziellen Meldung. Hier, bitte.«
Mason las die Notiz vor:
»Als verstorben gemeldet in Perth, Westaustralien, 1933. Zweifelhaft. Man glaubt vielmehr, daß er nach Südafrika ging. - Hm. Jetzt ist er aber wirklich tot!«
Er saß tief in Gedanken versunken, während er auf ein Schriftstück schaute.
»Erpressung, Betrug - Betrug, Erpressung . . . der Mann wußte sich zu helfen. Verheiratet war er natürlich auch . . . wahrscheinlich ein dutzendmal. ›Ging nach Australien und arbeitete dort mit den Brüdern Walter und Thomas Furse zusammen, die die Depositenkasse der South Australien Bank in Wumarra ausplünderten. War in dem Prozeß Kronzeuge und wurde außer Anklage gestellt. Walter Furse bekam acht, Thomas drei Jahre Zuchthaus. Walter war ein Gewohnheitsverbrecher; Thomas war erst einen Monat vor seiner Verurteilung nach Australien gekommen und wurde nach zwei Jahren auf Bewährung entlassen‹«
Er hatte alles laut vorgelesen.
»Das ist unser Mann«, sagte Shale.
Mason achtete nicht auf den Einwurf und las noch die vertrauliche Mitteilung, die in kleiner Schrift zugefügt war.
»Während die Brüder Furse im Gefängnis saßen, verschwand Bateman mit der jungen Frau von Thomas.« Er sah auf. »Das ist Lorna. Walter Furse starb 1935
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