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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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leidenschaftliche Liebe. Wir waren kaum fünf Tage von Colombo entfernt, da hatte sie mich schon vollkommen in der Hand, und wenn sie mir damals gesagt hätte, ich solle über Bord springen, so hätte ich es getan. Ich betete sie an, ich liebte sie über alles, und sie liebte mich. Das erzählten wir uns wenigstens. Ich will mich nicht über sie beklagen oder ihr Vorwürfe machen. Ich will auch kein Wort sagen, das ihr Leben noch härter gestalten könnte, aber ich muß erklären, warum sie in Tidal Basin wohnt. Sie hat nur einen Mann in ihrem Leben wirklich geliebt, und das war Bateman. Ich erzähle Ihnen das ohne Bitterkeit und Haß, wenn sie sich auch den schlechtesten Mann ausgesucht hat, mit dem sie jemals in Berührung kam.
    Über den Rest der Reise ist nicht viel zu berichten. Ich war manchmal begeistert und voll Hoffnung, manchmal verzweifelt und niedergeschlagen. Vor allem war ich aber gespannt, was Walter zu meiner Absicht sagen würde, ein vollkommen fremdes Mädchen zu heiraten, obwohl ich erst am Beginn meiner Karriere stand und noch kein Geld verdiente.
    Er holte mich am Pier ab, und ich stellte ihm Lorna vor. Als ich später im Hotel mit ihm sprach, nahm er zu meinem größten Erstaunen die Nachricht ruhig auf.
    ›Du bist zwar noch ziemlich jung‹, meinte er, ›aber vielleicht ist es gerade das richtige für dich. Hätte ich beizeiten geheiratet, so hätte sich mein Leben wahrscheinlich auch anders gestaltet. Oder willst du doch lieber noch ein Jahr warten?‹
    Ich verneinte sofort, und schließlich willigte er ein.
    ›Es geht mir im Augenblick pekuniär nicht gerade gut. Ich habe an der Börse spekuliert und viel Geld verloren. Aber es wird sich wohl bald ändern, und ich sorge schon dafür, daß du heiraten kannst.‹
    Wie schlecht es ihm in finanzieller Hinsicht ging, erfuhr ich später zufällig. Er hatte sein Anwesen verkaufen müssen und war im Augenblick ohne Stellung. Der Aufenthalt im Gefängnis hatte ihn natürlich mit allen möglichen zweifelhaften Charakteren in Verbindung gebracht, aber bis jetzt hatte er allen weiteren Versuchungen widerstanden und sich auf ehrliche Weise durchgeschlagen.
    Walter war nicht willensstark, sondern in gewisser Weise ein Schwächling, weil er gewöhnlich den leichtesten Weg wählte. Aber er hatte ein unendlich gutes Herz. Er schenkte mir zur Hochzeit fünfhundert Pfund, aber ich wurde dadurch nicht glücklicher, denn ich hatte in der Zeitung gelesen, daß wieder eine Bank in einer kleinen Landstadt überfallen worden war. Eine große Summe war den Räubern dabei in die Hände gefallen. Ich sagte Walter auf den Kopf zu, daß er daran beteiligt gewesen sei, aber er lachte mich aus.
    Ein paar Tage nach der Hochzeit faßte ich einen Entschluß. Ich ließ Lorna im Hotel und suchte Walter in einem Restaurant auf, wo er mit Donald Bateman zusammensaß. Bei der Gelegenheit lernte ich diesen Verbrecher persönlich kennen. Als er nach einiger Zeit den Raum verließ, nahm ich die Gelegenheit wahr und machte meinem Bruder den Vorschlag, ihm bei seinen gefährlichen Unternehmungen zu helfen.
    ›Du bist wahnsinnig‹, sagte er, als er begriff, was ich wollte. Ich glaube, er hat recht gehabt, aber ich bestand auf meinem Vorhaben.
    ›Du hast jahrelang das Risiko auf dich genommen, und du warst meinetwegen im Gefängnis. Laß mich dir doch helfen.‹
    In diesem Augenblick kam Bateman zurück, und ich merkte bald, daß mein Bruder ihm volles Vertrauen schenkte.
    ›Warum willst du denn nicht darauf eingehen, Walter?‹ fragte er. ›Es ist doch viel besser, als irgendeinen Fremden mitzunehmen. Dein Bruder ist außerdem ein Gentleman, und niemand würde vermuten, daß er an einer solchen Sache beteiligt sein könnte.‹
    Mein Bruder war zuerst wütend, aber nachher beruhigte er sich. Wie ich schon gesagt habe, er hatte keinen starken Charakter, aber ich kann ihn deswegen nicht tadeln. Und hätte er es mir abgeschlagen, so hätte ich sicher auf eigenes Risiko versucht, bei einer Bank einzubrechen.
    Wir gingen alle drei zum Hotel zurück, und ich stellte Mr. Bateman meiner Frau vor. Er sah damals sehr gut aus und verstand glänzend, mit Frauen umzugehen. Je weniger Charakter sie hatten, desto größeren Einfluß schien er auf sie auszuüben.
    Ich bemerkte auch sofort, wie stark sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Am nächsten Tag ging ich aus, um weitere Einzelheiten mit Walter zu besprechen, und als ich zum Hotel zurückkam, erfuhr ich, daß Bateman schon mit Lorna zu

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