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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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man ihn verhaftet. Er bat mich, so gut an ihn zu denken, wie es mir möglich sei, und schrieb, daß er mir dies alles mitgeteilt habe, damit ich es nicht unvorbereitet von anderer Seite erführe. Ich muß Ihnen aber sagen, daß ich nach dem ersten Schrecken über diese Enthüllungen nicht aufgebracht und entrüstet über meinen Bruder war. Walter war schon immer mehr oder weniger ein Abenteurer gewesen, und in jenem Alter hatte ich eine romantische Ader. Ich verurteilte Verbrechen nicht so, wie vielleicht in späteren Jahren. Im Gegenteil, ich verehrte Walter noch mehr, denn er hatte ja alle diese Opfer für mich gebracht, um mir den Aufstieg zu sichern. Ich stellte ihn über alle Menschen, die ich kannte, und das tue ich auch heute noch. Hätte er nicht das Geld für meine Erziehung und für mein Studium beschaffen müssen, so hätte er sich als ehrlicher Mann durchs Leben schlagen können.
    Und obwohl er es mir nie sagte, bin ich doch davon überzeugt, daß nur ich und ich allein dafür verantwortlich bin, daß er zum Verbrecher wurde.
    Ich antwortete ihm in einem begeisterten Brief, aber er behielt einen klaren, kühlen Kopf.
    Als er aus dem Gefängnis kam, schrieb er mir mit nüchternen Worten, daß nichts Bewunderungswürdiges in seiner Lebensweise liege und daß er mich lieber tot sehen möchte als auf einer abschüssigen Bahn.
    Ich war sehr fleißig in meinem Beruf und fest entschlossen, das Opfer zu rechtfertigen, das er für mich gebracht hatte. Von Zeit zu Zeit schrieb er mir, einmal aus Melbourne, einmal aus Brisbane und mehrmals aus einer Stadt in New South Wales, deren Namen ich vergessen habe. Offenbar hatte er jetzt einen ehrlichen Beruf. Er teilte mir auch mit, daß er beabsichtige, eine kleine Farm zu kaufen und daß er bereits ein Haus mit einem kleinen Grundstück erworben habe in der Hoffnung, seinen Landbesitz zu vergrößern.
    In diesem Brief erfuhr ich auch zum erstenmal von Donald Bateman. Mein Bruder schrieb, daß er ein sehr kluger Mensch sei, allerdings auch ein Verbrecher, der ihn beinahe um eine große Summe betrogen hätte. Später habe Bateman ihn jedoch um Verzeihung gebeten, und sie seien jetzt die besten Freunde.
    Bateman hatte eine bestimmte Spezialität. Er lieh von Leuten Geld unter dem Vorwand, Land zu kaufen, und unterschlug es später. In gewisser Beziehung war er einer der bestinformierten Leute in Australien, denn er wußte ungewöhnlich gut Bescheid mit Banken und deren Depots. Er selbst war kein Bankräuber, aber er gab den verschiedenen Banden so gute Auskünfte, daß diese mit einem denkbar kleinen Risiko arbeiten konnten.
    Es war Walters Wunsch, daß ich auf sechs Monate zu ihm nach Australien kommen sollte, sobald ich mein Examen gemacht hatte. Dann wollte er weitere Pläne mit mir besprechen. Um diese Zeit bat er mich auch, den Namen Furse anzunehmen, und verschaffte mir einen Paß und eine Schiffskarte auf diesen Namen. Es war nur unangenehm, daß mein Examen am Freitag zu Ende ging und ich am folgenden Sonnabend nach Australien abfahren mußte, so daß ich das Resultat der Prüfung nicht mehr erfahren konnte. Ich verabredete daher mit dem Direktor meiner Bank, mir die Zeugnisse an die Adresse meines Bruders nachzuschicken. Inzwischen hatte ich auch einen Vorwand für die Änderung meines Namens gefunden, und alles schien gutzugehen.
    Am Sonnabendnachmittag war ich an Bord des Dampfers im Kanal. Meine Stimmung war so gehoben wie noch nie vorher in meinem Leben.
    Bei der Abfahrt von England hatte ich Lorna Weston schon gesehen. Im Suezkanal kam ich aber erst mit ihr ins Gespräch, und in Colombo gingen wir zusammen an Land. Sie war sehr schön, temperamentvoll und sie reiste wie ich nach Australien, um dort eine Stellung als Gouvernante anzutreten. Wenn ich es jetzt überlege, muß ich sagen, daß sie viel zu jung dazu war, und später habe ich auch erfahren, daß sie nur in der Hoffnung hinfuhr, auf leichte Weise Geld zu verdienen.
    Ich sprach wenig über mich selbst und sagte nur, daß ich Student der Medizin sei. Aber aus irgendeinem Grund hielt sie mich für einen reichen jungen Mann oder nahm wenigstens an, daß ich reiche Verwandte habe. Vielleicht hatte sie auch herausgebracht, daß ich viel bares Geld bei mir trug, denn ich hatte mir mehrere hundert Pfund gespart. Ich wollte meinem Bruder eine Freude machen und ihm dieses Geld zurückzahlen. An Bord eines Schiffes ist man auf engem Raum zusammen, und aus einer flüchtigen Bekanntschaft wird leicht

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