094 - Der Teufel von Tidal Basin
Dingen. Ich sagte ihm, daß ich die Frau verhören wolle, sobald sie sich soweit erholt habe, daß sie sprechen könne - aber nein, Elk mußte das Verhör übernehmen! Elk kennt sie allem Anschein nach. Aber ich frage Sie, Quigley, ist es notwendig, eine Person zu kennen, wenn man sie verhört? Bin ich vielleicht Lamborn offiziell vorgestellt worden? Das ist übrigens auch so ein Skandal - den haben sie ohne weiteres entlassen!«
Michael langweilte sich bei diesen endlosen Tiraden und schlug vor, wieder auf die Wache zu gehen. Sie kamen in einem interessanten, für Bray allerdings peinlichen Augenblick dort an, denn Lorna Weston hatte sich entschlossen, zu sprechen.
Sie hatte nicht in das kleine Büro des Inspektors kommen wollen und saß im Wacht-Raum. Elk hatte ihr gegenüber Platz genommen, und Shale stenographierte ihre Aussage mit.
»Also, Sie sind Lorna Weston, die Frau von . . . ?«
Sie wollte gerade antworten, als Mason schnell hereinkam. Ihm folgten zwei Detektive, und zwischen ihnen ging der Mann, den der Chefinspektor verhaftet hatte.
Lorna Weston sprang auf und starrte den Gefangenen an, der sich wenig aus seiner Verhaftung zu machen schien. Er schaute ruhig um sich, und nichts deutete darauf hin, daß er sich fürchtete.
»Da steht er - das ist er!« rief sie laut und zeigte auf ihn. »Das ist der Mörder! Du hast ihn getötet - du hast gesagt, daß du es tun wolltest, wenn du ihm begegnetest! Und nun hast du es getan!«
Mason betrachtete Weißgesicht interessiert, aber der Mann schwieg.
»Nicht meinetwegen hast du ihn gehaßt, und weil er mich entführt hat, sondern deines Bruders wegen, der im Gefängnis saß.«
»Ja, das ist richtig«, erwiderte er einfach. »Und wenn Bateman von den Toten wieder auferstände, und ich frei wäre, so würde ich ihn noch einmal töten.«
»Hören Sie doch!« schrie sie. »Das ist mein Mann - Tommy Furse!«
»Nenne mich doch bei meinem wirklichen Namen - Thomas Marford!« Er wandte sich lächelnd an Mason. »Sie brauchen diese Frau nicht zu verhören. Ich kann Ihnen alles sagen, was Sie zu erfahren wünschen, und ich werde alles aufklären, was Sie noch nicht wissen.«
Michael Quigley stand wie zu Stein erstarrt. Er konnte weder sprechen noch sich rühren. Marford war der Täter! Dieser ruhige, stille Mann . . . Weißgesicht. . . Mörder ... Bankräuber . . . Er glaubte zu träumen, und doch war alles unerbittliche Wahrheit.
Marford bewahrte seine Fassung. Er spielte mit seiner Uhrkette und sah halb belustigt, halb mitleidig auf die Frau, die er einmal geheiratet hatte. Am allerwenigsten schien er an seine eigene Lage zu denken.
»Ich hoffe, daß das Abenteuer keine nachteiligen Folgen für Dr. Rudd hat«, meinte er. »Ich deutete Ihnen ja schon früher an, daß er mit Kopfschmerzen davonkommen wird. Er hat die ganze Nacht in meiner Garage gelegen, denn ich mußte ihn aus einem sehr stichhaltigen Grund aus Ihrem Gesichtskreis entfernen. Er behauptete doch, eine Theorie zu haben, und die war für mich sehr gefährlich, besonders da er soviel schwätzte und nicht gerade allzuviel Verstand besaß. Er war nämlich der Ansicht, daß nur eine Person Bateman getötet haben könne - und zwar ich. Er hielt die ganze Sache für einen großen Spaß, aber für mich konnte sie sehr unangenehm werden. Als er auf seinem Weg zur Wache in meinem Büro vorsprach und mir das erzählte, erkannte ich sofort die Gefahr. Und ich erkannte auch, daß meine Lebensarbeit in der Klinik, in dem Erholungsheim an der See und in Annerford damit abgeschlossen war. Wie haben Sie eigentlich den Weg nach Annerford gefunden? Aber vielleicht wollen Sie mir das nicht sagen. Also, es wurde mir klar, daß ich mich nun in Sicherheit bringen mußte.«
Als er sich umsah, begegnete er Elks Blick und schüttelte traurig den Kopf.
»Es tut mir leid, daß ich Sie zu Boden schlagen mußte, Elk. Sie waren der letzte, dem ich ein Leid antun wollte.«
Zu Masons größter Überraschung grinste Elk den Doktor freundlich an.
»Es macht nichts. Von Ihnen habe ich es gern angenommen. Ich bin Ihnen deshalb nicht böse«, sagte er freundlich.
»Sie waren ein gefährlicher Gegner«, erwiderte Marford mit einem leichten Lächeln. »Aber ich konnte Ihnen nicht einen WhiskySoda mit einem kleinen Schlafmittel vorsetzen wie etwa Dr. Rudd. Der war auf der Stelle erledigt. Ich gab ihm dann noch eine Spritze und brachte ihn in die Garage. Später fürchtete ich, er könnte mich durch sein Stöhnen verraten. Vielleicht
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