094 - Die Droge aus der Jenseitswelt
ich.
Der Ex-Dämon schüttelte drohend seine klobige Faust. »Wenn du das noch mal machst, kannst du was erleben, Rambo… äh… Boram. Dann drehe ich dir eigenhändig deinen Nebelhals um!«
Jedem anderen Freund hätte ich vor Freude die Hand geschüttelt, oder ich hätte ihm auf die Schulter geschlagen oder ihn umarmt. Bei Boram verzichtete ich auf diese Herzlichkeiten, denn es war nicht angenehm, mit dem Nesselgift, aus dem er bestand, in Berührung zu kommen.
Nun hatte unser Einsatz in Amerika doch noch ein erfreuliches Ende genommen.
Zufrieden und entspannt lehnte ich mich zurück, und wenig später startete der Jet.
***
Das Taxi hielt vor Pater Severins Kirche. Der große Pfarrer stieg aus.
»Ich würde dich gern mal besuchen«, sagte der Verleger. »Wir hatten nicht genug Zeit, all unsere Erinnerungen aufzufrischen.«
»Du bist mir immer willkommen«, sagte der Priester.
»Ich rufe dich in den nächsten Tagen an. Einverstanden?«
Pater Severin nickte.
»Dann setzen wir eine neue Zusammenkunft fest. Nur wir beide. Es gibt so vieles, worüber ich mich mit dir unterhalten möchte«, sagte Leo Sim.
Der Priester trat zurück. Er wünschte dem Freund eine gute Heimfahrt und betrat das Pfarrhaus.
Das Höllenschwert befand sich in der Nähe, aber das ahnte Pater Severin nicht.
»Fahren Sie weiter«, verlangte Leo Sim vom Taxi Driver.
Das Auto setzte sich in Bewegung, und das Höllenschwert folgte ihm. Sim besaß ein Haus in einer teuren Wohngegend. Schauspieler, Politiker, Größen aus der Finanzwelt wohnten in seiner Nachbarschaft.
Sim hatte das Haus von seinen Eltern geerbt. Es war ein altes Gebäude mit hohen, schmalen Fenstern und einer schummrigen Veranda.
Sim war sehr wohlhabend. Auch das Geld hatte er geerbt, und er verstand es als gewiefter Geschäftsmann, mehr daraus zu machen, ohne daß das in eine unschöne Profitgier ausartete.
Sim sah sich als Diener der Menschheit. Seine anonymen Spenden hatten schon vielen Bedürftigen geholfen. Er setzte sich bedingungslos für die gute Sache ein und versuchte zu helfen, wo immer es möglich war.
Ursprünglich hatte er - wie Pater Severin - Priester werden wollen, aber dann hatte er ein Mädchen kennengelernt, und er hatte eingesehen, daß er sich für ein Leben ohne Frau nicht eignete.
So beschloß er, Gott auf eine andere Weise zu dienen. Er war seit fünfzehn Jahren glücklich verheiratet und bedauerte nur, daß seine Ehe kinderlos geblieben war.
Wie die Ärzte festgestellt hatten, lag es an ihm. Seine Frau, deren sehnlichster Wunsch es gewesen wäre, eigene Kinder zu haben, fand sich damit ab und hielt weiterhin in Liebe und Treue zu ihm.
Zur Zeit weilte sie bei ihrer Schwester in Schottland. Sim erwartete sie erst in einer Woche zurück.
Er bezahlte den Fahrpreis und stieg aus. Als James, sein Butler, die Haustür öffnete, sagte der Verleger jovial: »Na, James, alles in Ordnung?«
»Selbstverständlich, Sir«, näselte James Gordon. Er arbeitete seit 17 Jahren für Sim, und der Verleger hatte noch nie Grund zur Unzufriedenheit gehabt.
»Wunderbar«, sagte Sim und trat ein.
»Ich hoffe, Sie verbrachten einen angenehmen Abend, Sir«, sagte der Butler.
»Es war ein großartiger Abend, James.«
»Ihre Frau hat angerufen. Sie will sich morgen im Laufe des Vormittags noch einmal melden.«
»Ich hoffe, Sie haben meiner Frau gesagt, daß es mir gutgeht. Sonst hätte sie inzwischen die Koffer gepackt und befände sich auf der Heimfahrt. Ich vermisse sie zwar, aber ich gönne ihr auch den Urlaub bei ihrer Schwester.«
»Haben Sie noch irgendeinen Wunsch, Sir?« erkundigte sich der Butler.
Leo Sim warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich werde mich noch für eine Stunde in mein Arbeitszimmer zurückziehen. Ein Kännchen Tee wäre nicht schlecht.«
»Kommt sofort, Sir«, versprach der Butler und begab sich in die Küche.
Während Sim sich an seinen Schreibtisch setzte und die Briefe las, die ihn im Laufe des Tages erreicht hatten, setzte James in der Küche das Teewasser auf.
Draußen blinkte etwas in der Dunkelheit.
Metall!
Der Butler trat an das Küchenfenster und schirmte die Augen mit den Händen ab. Überrascht stellte er fest, daß dort draußen ein großes Schwert in der Luft hing.
Es sah so aus, als würde ein Unsichtbarer die Waffe in der Hand halten. Verwundert wollte der Butler das Fenster öffnen, damit er das Schwert besser sehen konnte.
Er griff nach den beiden Riegeln und löste sie. Er hob das Fenster an, schob es
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