0940 - Geburt einer Dunkelwolke
Verwirrung ihn befallen hat? „Du guter Freund bist wohl peinlich darauf bedacht, stets mein Antipode zu sein. Aber was ist passiert?"
„Du warst..." Kharand unterbricht sich, läßt sich auf eine meiner Skulpturen sinken. Er reibt sich die Augen und massiert sich die Schläfen. Dann sagt er: „Ich muß das noch einmal überdenken. Verrate mir zuerst deine Eindrücke, damit ich Vergleiche ziehen und mir ein Urteil bilden kann."
„Ich habe eine Botschaft empfangen", sage ich. „Es war mehr als nur ein Traum. Eine innere Stimme hat mir verraten, daß der ursprünglich von mir eingeschlagene Weg der richtige ist. Wir müssen die Petronier den Staubmantel um Arla Mandra bauen lassen, damit er uns als eine Art Wegbereiter dient. Und was ist während meiner Abwesenheit passiert, daß du so beeindruckt bist?"
Abwesenheit ist treffend", sagt Kharand ernst. „Du warst für eine ganze Weile ... nicht richtig da. Ich meine körperlich. Dein Körper war in Auflösung begriffen, er war durchscheinend, fast transparent. Und während dieser Phase der Entstofflichung hat sich dieses gebildet."
Kharand weist auf einen fast läandergroßen Klumpen aus unbekanntem Material. Er ist formlos und eigentlich häßlich. Es handelt sich um keine meiner früher erschaffenen Skulpturen, denn diese sind ästhetisch und schön anzusehen.
„Ich hatte den Eindruck, daß du diese Plastik kraft deines Geistes erschaffen hast", sagt Kharand beeindruckt.
Ich gehe hin und lasse meine Finger über die rauhe und bizarre Oberfläche gleiten.
„Paraplasma", sage ich wie berauscht. Aber dann folgt die Ernüchterung. „Es ist totes Paraplasma, das ich erschaffen habe. Das ist noch lange kein Erfolg. Ich habe auch schon früher unbeseeltes Paraplasma hervorgebracht."
„Aber noch nie in so großer Masse!" erinnert Kharand. „Ich habe den Vorgang beobachtet, Tezah. Du hast dich dabei fast aufgezehrt und warst zumindest zeitweilig ein Teil des Paraplasmas. Das beweist, daß du dich auf dem richtigen Weg befindest."
Ich nicke zustimmend. Wenn Kharand nur recht hätte! Aber eigentlich bin ich zuversichtlich. Die innere Stimme ...
„Glaubst du, daß es so etwas wie ein metapsychisches Rassenbewußtsein gibt, Kharand?" fragte ich den Freund.
„Wie meinst du das?"
„Ich will darauf hinaus, daß jeder Läander der neueren Generation, dessen Körper vergangen ist, etwas für die Lebenden zurückgelassen hat. Und wenn sich die vielen Seelen der Verstorbenen zusammengetan haben, dann könnte daraus eine psychische Kraft entstanden sein, die sich uns bemerkbar machen kann. Vielleicht hat dieses kollektive Läanderbewußtsein zu mir gesprochen."
„Ich fürchte, ich kann dir nicht folgen, Tezah." Es ist nicht weiter verwunderlich, schließlich dominiert in meinem Freund zur Zeit der logisch und rational denkende Animus.
„Aber wenn du die Stimme eines Kollektivbewußtseins gehört hast", sagt Kharand, „dann müßten sie auch andere Läander gehört haben."
„Das ist wahr." Ich bin enttäuscht, denn Kharands logisch veranlagter Animus hat den wunden Punkt meiner Theorie aufgezeigt. Es ist müßig zu fragen, ob auch Kharand die innere Stimme gehört hat. Ich straffe mich.
„Wie auch immer, ich werde der inneren Stimme gehorchen."
Ich bin enttäuscht, und gerade als meine Stimmung den Tiefpunkt erreicht, kommt Astha in mein Atelier.
Sie sagt: „Ich hatte einen Traum ... Nein, eigentlich war es mehr als ein Traum. Ich hatte das Gefühl, als spreche ein gutes Gewissen zu mir."
„Das Gewissen unseres Volkes?" frage ich hoffnungsvoll.
„Ja", bestätigt Astha. „Und die innere Stimme hat mir geraten..."
Noch bevor Astha zu Ende sprechen kann, erscheint Phorast. Ich bin erstaunt, als dieser Skeptiker, der als Phora so sehr gegen die Ingenieure gewettert hat, sagt: „Wir müssen die Petronier den Staubmantel um Arla Mandra bauen lassen. Davon verspreche ich mir eine Signalwirkung und eine Hilfe für unser Bestreben, die nächsthöhere Daseinsform zu erreichen."
Immer mehr Läander treffen in meinem Atelier ein, die alle den gleichen Traum hatten und dieselbe innere Stimme hörten. Und sie bitten mich: „Tezah, lehre uns deine Methode, Paraplasma zu erschaffen. Wir wissen jetzt, daß wir uns nur auf diese Art zur nächsthöheren Stufe emporheben können. Und uns allen ist jetzt klar, daß wir das körperlose Sein anstreben müssen."
Ich bin wie berauscht, als von überall aus Arla Mandra Berichte über Läander eintreffen, die die innere
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