0940 - Gipfel der Macht
Eine Rasse, ein Volk - doch zwei Arten.
Argali war eine friedliche Welt, bis zu dem Tag, an dem die DYNASTIE DER EWIGEN ihre Invasion gestartet hatte. Da gab es keinen nennenswerten Widerstand, der die Ewigen in ihrem Tun hätte behindern können, denn die Argalianer waren nicht zum Kämpfen erschaffen worden.
Der eine Teil von ihnen war feingliedrig und eher zart im Wuchs, der andere, der sich durch eine Mutation vor ewigen Zeiten verändert hatte, ungeschlacht, riesig von Gestalt, mit viel zu langen Gliedmaßen und von enormer Kraft. Doch die wussten sie nicht wirklich einzusetzen, denn ihr Gemüt war eher das eines Kindes als das eines Kriegers.
Nalan hatte sich als Kind schon die schöne Munia zu seinem Gemini erwählt - seinem geistigen Zwilling - und sie ihn. Als dann der Alpha Aidan Jarno das Kommando über ihre Heimatwelt übernommen hatte, wurde er rasch auf Munia aufmerksam. Mehr als nur aufmerksam, denn ihm passierte, was ein Ewiger tunlichst zu vermeiden suchte: Er verliebte sich in eine Frau aus einer fremden Rasse.
Er war auch nicht bereit auf Munia zu verzichten, als seine Zeit auf Argali endete. Jarno wurde das Kommando über eines der mächtigsten Raumschiffe der DYNASTIE übergeben - der KRIEGSGLÜCK, und er kam nicht allein an Bord. Munia und Nalan folgten ihm.
Nalan verfluchte diesen Tag, denn schon damals war Munias Todesurteil eingeläutet worden. Wären sie dem Ruf des Alphas doch nur nie gefolgt. Doch Jarno konnte und wollte Nalan keinen Vorwurf machen, denn der Alpha hatte Munia und ihn von Bord schicken wollen, ehe die Kampfhandlungen begonnen hatten - der Kampf der Kristalle. Munia hatte sich strikt geweigert, ihren Geliebten in dieser Situation alleine zu lassen.
Und nun lag sie tot vor ihrem Gemini, in dessen Kopf es nur noch den einen heißen Wunsch gab: Nazarena Nerukkar, die ERHABENE der DYNASTIE, müsste büßen, dass sie Munias Leben genommen hatte.
Nerukkar war angeschlagen, das war ein offenes Geheimnis in der DYNASTIE, doch sie konnte den Kampf gegen Aidan Jarno nicht verweigern. Sie konnte ihn nicht einmal verschieben, um sich zu erholen. Das Gesetz der DYNASTIE gab da exakte Regeln vor. Die ERHABENE wusste offenbar sehr genau, dass sie im offenen Kampf gegen den Alpha, der das Potenzial seines Dhyarra-Kristalls auf die 13. Ordnung gebracht hatte, unter Umständen unterlegen sein musste. Also kämpfte sie mit allen Tricks, um ihren Gegner zu schwächen. Sie hatte sehr gut erkannt, welche Schwachstelle Jarno besaß - Munia.
Nalan sah es noch genau vor sich, wie Nazarenas Abbild auf der Brücke der KRIEGSGLÜCK materialisiert war, wie es ohne zu zögern Munia angriff und tötete. Niemand hatte rechtzeitig reagieren könne, einfach niemand. Lautlos war Munia gestorben - mit einem großen Loch in der Brust. Die ERHABENE hatte ganze Arbeit geleistet.
Und nun hatte sie ihr Schiff, die DYNASTIE, voll beschleunigt. Sie schien fliehen zu wollen. Das konnte doch auch wieder nur Teil einer neuerlichen List sein. Jarno hatte mit der KRIEGSGLÜCK die Verfolgung aufgenommen - was blieb ihm auch sonst übrig? Der Alpha befand sich in einem Schockzustand, in dem klares und logisches Denken einfach nicht möglich war.
Er hatte sich nie darum gerissen, der ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN zu werden, doch da die Aufstockung nun einmal bei ihm abgelaufen war, müsste er diese Herausforderung natürlich annehmen. Jetzt jedoch hatte er nur noch ein Ziel - Nerukkars Tod.
Nalan legte seine ungeschlachte Hand so zart wie nur möglich auf Munias Kopf. Einige Sekunden verharrte der Argalianer so, dann gab er sich einen Ruck und stand auf. Er musste in die Zentrale der KRIEGSGLÜCK. Vielleicht konnte er Jarno vor einer Leichtsinnigkeit bewahren, vor einem Fehler, den der in seiner bitteren Verzweiflung nicht bemerkte. Munia hatte Nalan nicht beschützen können - bei Jarno wollte er nicht auch noch versagen.
Mit einem letzten Blick auf seine Gemini verließ er die Kabine.
Er wollte dabei sein, wenn Nazarena Nerukkar starb. Wenn nötig, würde er sie eigenhändig erwürgen. Die Vorstellung brachte ihm neue Kraft.
Es war nur die Frage, ob der Alpha sich von ihm würde helfen lassen.
Schließlich war Nalan nichts weiter als das, was alle in ihm sahen - ein Monster.
***
»Ich habe schon auf euch gewartet. Tretet zur Seite, denn ich komme nun zu euch.«
Starless wurde jetzt erst klar bewusst, wie unwirklich diese Situation war. Mit Befremden registrierte er, dass Sinje-Li sich hinter seinem
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