0944 - Planet der Puppen
Gürtel.
„Vorwärts!" befahl er. „Wir verfolgen die Lichtzelle und versuchen, sie zurückzuerobern, solange noch Zeit dazu ist."
„Das würde ich nicht tun!" warnte Ganerc-Callibso. „Wenn Mardyn die Lichtzelle fliegen kann, sind ihm wahrscheinlich auch die Bordwaffen nicht unbekannt. Selbst wenn du deinen IVSchirm einschaltest, hättest du keine Chance."
Alaska sah ein, daß jedes überstürzte Handeln ihn das Leben kosten konnte. Er war verzweifelt, denn der Verlust der Lichtzelle zog noch nicht überschaubare Konsequenzen nach sich. Zunächst einmal waren sie dazu verurteilt, auf Derogwanien zu bleiben. Außerdem besaßen die bösartigen Puppen nun eine Waffe, die sie ihnen überlegen machte.
Im Zentrum der Stadt sank die Lichtzelle zwischen einigen Gebäuden nieder und war gleich darauf ihren Blicken entschwunden.
„Es mag sein, daß dir das alles mehr oder weniger gleichgültig ist", sagte Alaska zu seinem Begleiter. „Aber du bist mir noch immer verpflichtet. Es wäre im höchsten Grade unmoralisch, mich dem Schicksal zu überlassen, das mir nun droht. Ich weiß, daß du nicht vorhast, Derogwanien noch einmal zu verlassen. Bedenke jedoch, was davon abhängt, daß ich mit dem Zusatzschlüssel zur BASIS zurückkehre."
Die Augen des Zwerges schienen sich noch einmal zu beleben.
„Ich stehe dir zur Seite", sagte er, aber es klang nicht überzeugend.
Alaska sah ihn abschätzend an und sagte: „Gib mir den Anzug der Vernichtung!"
Der Zeitlose wich einen Schritt zurück. Seine gleichgültige Haltung verlor sich für einen Augenblick. Er versteifte sich.
„Ich habe den Anzug lange genug getragen, um damit umgehen zu können", erinnerte Alaska den anderen. „Wenn ich ihn habe, kann ich die Lichtzelle vielleicht zurückerobern."
„Nein", lehnte Ganerc-Callibso entschieden ab. „Ich kann ihn dir nicht geben, weil ich ihn benötige."
„Du willst also kämpfen?"
„Nein!" Der kleine Mann schüttelte den Kopf. „Trotz deiner großen Erfahrung bleibst du doch ein typischer Terraner. Du glaubst, daß dieses Problem mit Gewalt gelöst werden muß. Dazu willst du den Anzug."
Alaska beherrschte sich.
„Man nennt diese Ausrüstung Anzug der Vernichtung", sagte er ruhig. „Das sagt alles über seinen Zweck aus. Ich verspreche dir, daß ich seine Kraft nicht mißbrauchen werde. Es geht mir nur um die Eroberung der Lichtzelle und des Zusatzschlüssels."
„Ich kann ihn dir nicht geben", bestand Ganerc-Callibso auf seiner Meinung.
Eine Zeitlang standen sie sich feindselig gegenüber. Vor nicht allzu langer Zeit, dachte Alaska wehmütig, waren sie voller Verständnis füreinander gewesen. Ihre Beziehung war mehr als nur eine Freundschaft gewesen. Nun brach dies alles auseinander.
„Du denkst daran, dir den Anzug mit Gewalt zu holen", warf ihm der Zeitlose vor.
„Ja", bestätigte Alaska grimmig.
„Du hättest keine Chance! Du kennst die Möglichkeiten, die der Anzug seinem Träger verleiht, daher weißt du, daß ich dir überlegen bin."
Die Drohung war unüberhörbar. In Alaska krampfte sich alles zusammen. Er fühlte sich von dem Zeitlosen regelrecht verraten.
Er krümmte einen Zeigefinger und klopfte damit gegen die Maske in seinem Gesicht.
„Du vergißt, daß ich ebenfalls eine schreckliche Waffe besitze", sagte er. „Ein Blick in das Cappinfragment würde dein Ende bedeuten."
„Der Anzug würde mich auch vor der unheilvollen Macht des Organklumpens bewahren", behauptete Ganerc-Callibso.
Alaska sah ein, daß er auf diese Weise nicht weiterkam. Er mußte darauf hoffen, daß der Zeitlose wieder Vernunft annahm. Im Augenblick war Ganerc-Callibso alles andere als ein zuverlässiger Freund und Verbündeter.
Ganerc-Callibso schien ebenso zu denken, denn er sagte: „Vielleicht sollten wir uns vorläufig trennen."
„Du meinst, du läßt mich im Stich", stellte Alaska richtig.
„Jeder von uns kann auf seine Weise versuchen, irgend etwas zu erreichen", schlug der Zeitlose vor.
Er ließ Alaska einfach stehen und schritt in Richtung der Stadt davon.
Zunächst war Alaska versucht, ihm zu folgen. Schließlich konnte Ganerc-Callibso ihn nicht zwingen, sich von ihm zu trennen. Dann entschied er sich dafür, sein Glück zunächst auf eigene Faust zu versuchen.
4.
Da die Puppen von Mardyn zweifellos über die Absichten der beiden Besucher unterrichtet worden waren, gab sich Alaska, was die Erreichung seines Zieles betraf, keinen besonderen Hoffnungen hin. Irgendwo zwischen dem
Weitere Kostenlose Bücher