0945 - Die Energiejäger
geschieht, weiß ich nicht. Das hängt in der Hauptsache damit zusammen, daß ich mir bislang noch darüber im unklaren bin, woraus die Wale eigentlich bestehen. Soviel zu diesem Punkt.
Die Primärstrahlung der EnergieWale besteht überraschenderweise nicht aus dem milchigen Leuchten, das optisch wahrnehmbar ist, sondern aus ziemlich harter Strahlung im Gammabereich. Das Leuchten ist sekundärer Natur. Die Strahlungscharakteristiken der Wale weisen darauf hin, daß sie aus Plasma oder Nugas bestehen, das heißt freien Nukleonen. Damit werden gleichzeitig zwei Fragen aufgeworfen.
Erstens: Beherrschen die Vargarten eine Technik der Energiebeschaffung, die über dem Niveau der Kernfusion liegt? Das vertrüge sich schlecht mit ihrer Raumfahrttechnologie, die sich, aus unserer Sicht, auf einem unterentwickelten Stand befindet.
Zweitens: Warum fließen die EnergieWale nicht einfach auseinander?
Die erste Frage kann ich nach so kurzer Zeit und mit derart beschränkten Beobachtungsmitteln offenbar noch nicht beantworten. Die zweite Frage erfüllt mich mit Verwirrung. Es deuten nämlich alle Anzeichen darauf hin, daß die EnergieWale nicht nur aus Plasma oder Nugas, sondern noch einer weiteren Komponente bestehen. Selbst GanercCallibsos hochentwickelte Technik kann nicht genau erkennen, worum es sich bei dieser zweiten Komponente handelt. Sie muß aus einer fremdartigen Form der Hyperenergie bestehen und verhindert offenbar ein Auseinanderfließen der NoranSubstanz. Am besten könnte man sie sich, so unglaublich das auch klingen mag, als eine flexible Hülle darstellen, sozusagen aus Hyperformenergie, die den eigentlichen Inhalt der Wale, nämlich das Plasma oder Nugas, umschließt. Durch diese Deutung wäre auch erklärt, warum sich die rückwärtigen Enden der EnergieWale unter dem Einfluß des Sonnenwindes segelartig aufblähen. Die beschleunigende Wirkung des Solarwinds wird dadurch um mehrere Größenordnungen höher, als dem Normalquerschnitt eines Wales entspricht.
Damit komme ich auf ein Problem, das mich unmittelbar betrifft. Die Strahlung, die von der hyperenergetischen Hülle der Norane ausgeht, bringt offenbar nicht nur die Meßinstrumente der Lichtzelle in Verwirrung, sondern übt obendrein noch einen unheilsamen Einfluß auf mein CappinFragment aus. Ich kann den Schmerz mit geeigneten Medikamenten steuern, aber länger als nötig möchte ich mich nicht in der Nähe der EnergieWale aufhalten müssen.
Das bringt mich auf... Nein, noch nicht! Zuvor noch eine Beobachtung, die ich als kurios empfinde.
Abseits der Ansammlung von Raumschiffen, die weit verteilt rings um den Ursprung der Vollkommenheit auf den Beginn der Fangsaison warten, tut sich etwas Merkwürdiges. In unmittelbarer Nähe des Planeten mit der exzentrischen Umlaufbahn, Irrläufer unter den Sternen genannt, befinden sich zwei Fahrzeuge, ein großes und ein kleines. Eines der beiden Fahrzeuge hat vor kurzer Zeit ein Landekommando auf der Oberfläche des Planeten abgesetzt. Seitdem werden zwischen einer Station auf dem Planeten und den beiden Raumschiffen hin und wieder Funksprüche gewechselt. Die Signale sind leider zu schwach, als daß ich sie entschlüsseln könnte.
Nach meiner Ansicht handelt es sich bei dem Posten auf Irrläufer entweder um eine zentrale Beobachtungsstelle, die den Kurs der EnergieWale verfolgt und entsprechende Meldungen an die wartende Fangflotte weitergibt, oder um ein paar ganz besonders schlaue Vargarten, die sich, ihr eigenes Fangschema ausgedacht, haben und die Konkurrenz aufs Kreuz zu legen gedenken. Man muß nämlich in Rechnung stellen, daß die Vargarten für jeden gefangenen Noran, den sie an der Sammelstelle abliefern, bezahlt werden. Von der Regierung, nehme ich an.
Ich beobachte die Vorgänge in der Nähe von Irrläufer daher mit besonderer Spannung. Die Vorfront der EnergieWale nähert sich dem kleinen Planeten nämlich mit großer Geschwindigkeit und wird seine Umlaufbahn in wenigen Stunden überschreiten.
Damit zurück zu dem Thema, auf das ich eigentlich hinauswollte. Der verabredete Zeitpunkt ist längst verstrichen.
Wo bleibt die BASIS? Was wird aus Bardiocs Burg ...?"
7.
Die insgesamt dreizehn Boote hatten vor kurzer Zeit von dem Mutterschiff abgelegt und waren zielsicher durch das winzige Loch im All auf ihren Bestimmungsort zugestoßen. Die kleinen Fahrzeuge bewegten sich in streng gegliederter Formation: je drei nebeneinander, vierfach gestaffelt. Das dreizehnte Boot flog in der Mitte
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