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0945 - Die Energiejäger

Titel: 0945 - Die Energiejäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fest, daß es draußen eben erst zu dunkeln begann.
    Er schaltete das Gerät auf Empfang. Man sah Zwadivar an, wenn er außergewöhnlich erregt war. Er bildete dann drei oder mehr Extremitäten in der oberen Körperhälfte und fuchtelte mit ihnen in der Luft herum.
    „Unser Plan hat sich geändert", erklärte er hastig. „Auf der Sonne hat eine Eruption stattgefunden. Der Solarwind treibt die Norane wesentlich schneller vor sich her, als zu erwarten war."
    Ongelsken erhob sich von dem primitiven Lager.
    „Wieviel Zeit haben wir noch?"
    „Knapp vier Stunden."
    Das bedeutete, daß die Norane elf Stunden früher als geplant eintreffen würden.
    „Bist du bereit?" fragte Zwadivar ungeduldig.
    „Ich bin bereit." So bereit, wie ich je sein werde, fügte Ongelsken in Gedanken und mit Verdrossenheit hinzu. „Von mir aus können die Norane anrollen."
    „Ich schicke dir das Luftschiff, damit du zur FÄNGERGLÜCK zurückkehren kannst."
    Ongelsken machte die Geste der Verneinung.
    „Schick mir das Luftschiff", bat er, „aber nur als vorbeugende Maßnahme. Ich habe die Absicht, hier zu bleiben.
    Falls eine Notlage entsteht, müssen die Kanonen manuell bedient werden. Das geht nur von hier aus."
    Man sah Zwadivar an, daß er auf Anhieb nicht wußte, was er von dieser Idee halten sollte.
    „Ist das nicht gefährlich? Du sagst selbst, daß wir nicht viel Aussicht haben, einen abtreibenden Noran unschädlich zu machen, sobald er einen gewissen Schußwinkel unterschritten hat."
    „Wenn niemand hier ist, haben wir überhaupt keine", hielt ihm Ongelsken entgegen. „Wir dürfen bei unserem Plan nicht von der Voraussetzung ausgehen, daß sich ein Unglück ereignen wird. Der Absturz eines Norans auf Irrläufer ist lediglich ein Ausnahmefall, den wir in Rechnung ziehen müssen."
    Zwadivar blieb hartnäckig.
    „Was wird aus euch, wenn es aber dennoch geschieht?"
    „Dann bleibt uns genug Zeit, mit dem Luftschiff das Weite zu suchen wenn du uns nur einen tüchtigen Piloten schickst."
    „Das wird geschehen. Sonst bleibt alles beim alten?"
    „Alles mit einer Ausnahme."
    „Welche ist das?"
    Ongelsken antwortete nicht sofort. Solche Dinge sagte man einem reichen und mächtigen Vargarten nicht, wie sie einem in den Sinn kamen. Man mußte die richtigen Worte finden.
    „Diese Anlage stellt, wie du selbst sagst, eine teure Investition dar, die sich über etliche Jahre hinweg erst bezahlt machen muß. Ich betrachte daher den Schutz dieser Anlage als meine oberste Pflicht. Ein Konflikt zwischen dieser Pflicht und anderen Interessen wird von mir stets zugunsten der, Pflicht entschieden. In dem Augenblick, in dem ein angeschossener Noran auf diesen Planeten zutreibt, richte ich alle fünf Kanonen auf den Noran und wenn dir dadurch der sensationellste Fang des Jahrhunderts entgehen sollte."
    Er sah Zwadivars drei Sehzentren auf sich gerichtet.
    „So soll es sein", erklärte sein gönnerhafter Freund mit tiefem Ernst.
     
    *
     
    Er richtete sich in der Rechnerbaracke ein, so gut es ging. Die Prozedur würde sich, solange alles normal verlief, nicht wesentlich von dem ursprünglichen Plan unterscheiden. Die Entscheidung, auf welche Norane gefeuert werden solle, fiel an Bord der NORANMUTTER. Der dortige Bordrechner war unentwegt damit beschäftigt, Pulkdichte, Vorwärts und Relativgeschwindigkeit der Norane zu verfolgen und aufzuzeichnen, und somit am besten befähigt, die Zielauswahl zu treffen. Die Zielidentifikation wurde an den Geschützrechner auf Irrläufer weitergeleitet. Dieser verfolgte daraufhin den Kurs der ausgewählten Objekte, bis der Feuerbefehl gegeben wurde. Der ursprüngliche Plan hatte vorgesehen, daß die NORANMUTTER eine Serie von Befehlsimpulsen abstrahlte, die die Korpuskularkanonen automatisch in Tätigkeit versetzten. Das war geändert worden. Die Befehlsimpulse wurden auf einem Datenbildschirm dargestellt, und Ongelsken gab daraufhin manuell den Feuerbefehl.
    Das Luftschiff, das Zwadivar versprochen hatte, war inzwischen angekommen. Es stand startbereit am Ende des Landestreifens. Der Pilot befand sich an Bord und hatte das Triebwerk auf Vorzündung geschaltet, so daß er im Notfall binnen weniger Sekunden anrollen konnte.
    Nachdem Ongelsken seine Vorbereitungen abgeschlossen und sich durch ein kurzes Gespräch mit der NORANMUTTER vergewissert hatte, daß der Ankunftstermin des ersten NoranSchwarms noch immer derselbe war, trat er in die Nacht hinaus. Es war kühl geworden, und die Luft erschien ihm noch dünner

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