0949 - Beherrscher der Tiere
fühlten sich schon am Abend um vieles wohler.
Auf jeden Fall war er aber auch ein guter Gastgeber. Er ließ den beiden Terranern genug Zeit, sich von dem Schrecken zu erholen. Sie richteten sich in den Zimmern ein, die der Arzt ihnen überlassen hatte, und begaben sich gegen Abend auf die Suche nach Ottarsk.
Sie fanden den Arzt auf einer von blühenden Pflanzen umgebenen Terrasse auf der Innenseite des Trichters, ungefähr auf halber Höhe. In den Parkanlagen, die sich bis zu dem kleinen See am Grund des Gebäudes hinabzogen, gingen gerade die Lampen an, und die Szenerie sah wahrhaft bezaubernd aus.
„Man kann von den Arkoniden halten, was man will", sagte Tekener, „aber ihre Art zu wohnen hat etwas für sich."
Ottarsks Haus war um die hundert Meter hoch und sah aus wie ein Trichter, den man verkehrt herum in den Boden gesteckt hatte. Im Stiel dieses Gebildes wohnte niemand, aber die Trichterwandungen boten mehr als genug Raum für Ottarsk und seine Familie. Genaugenommen wäre es eine Leichtigkeit gewesen, die Bewohner einer Kleinstadt in so einem Trichter unterzubringen. Aber die Arkoniden brauchten eben viel Platz, und außerdem wimmelte es bei ihnen meistens von Gästen wenigstens bei jenen Arkoniden, die genug Platz hatten, sich Gäste und ein ganzes Haus zu leisten.
Im Augenblick war Ottarsk alleine. Von irgendwoher hörte man Kinder lachen, aber sonst war es still und friedlich in den Gärten.
„Sie werden meine Familie morgen kennenlernen", sagte Ottarsk ohne jede Verlegenheit. „Wissen Sie, wir Arkoniden sind ein wenig empfindlich, wenn es um Krankheiten, Mißbildungen und dergleichen geht. Und Sie naja, Sie sehen zur Zeit noch etwas mitgenommen aus."
„Wir sind uns dessen bewußt", versicherte Tekener lächelnd.
„Das freut mich. Setzen Sie sich doch, wir wollen zusammen einen guten Wein trinken und von Kihnmynden sprechen. Sicher haben Sie auch Hunger. Ich habe eine Kleinigkeit für Sie herrichten lassen."
Die „Kleinigkeit" war ein fünf Meter langes Büfett.
„Kihnmynden", begann der Arkonide, „kam vor ungefähr vier Jahren nach Gostabaar. Er kaufte ein Haus, das gerade leer stand, und taufte es .Schlauboje'. Das Haus wurde vom Stiel bis zur obersten Terrasse renoviert, und dann trafen Kihnmyndens Habseligkeiten ein. Er brachte Unmengen von Funkgeräten mit, dazu Datenspeicher und Rechengehirne und vielen anderen technischen Kram. Ganz Gostabaar war gespannt auf den Mann, dem das alles gehörte. Aber Kihnmynden machte es ganz geheimnisvoll. Er traf während der Nacht hier ein, und niemand sah von ihm mehr als einen Schatten. In den nächsten Tagen suchten nacheinander fast alle Bürger von Gostabaar bei Kihnmynden um ein Gespräch nach. Der Fremde ließ die Anrufe von einem Roboter erledigen und zeigte sich immer noch nicht. Das steigerte die allgemeine Neugierde bis zu einem Punkt, an dem ganz Gostabaar nur noch von Kihnmynden sprach."
Ottarsk versorgte seine Gäste mit Wein und fuhr dann fort: „Eines Tages platzte die Bombe, Kihnmynden stürzte in seinem Haus und verletzte sich. Natürlich hatte er genug Medorobots, die ihn versorgen konnten, aber aus irgendeinem Grund traute er seinen eigenen Maschinen nicht so recht das nötige Können zu. Er rief einen meiner Kollegen zu sich. Der kehrte ganz aufgeregt zurück und erzählte jedem, was mit Kihnmynden los war."
„Sie sagten schon, daß er ein Mischling ist. Aber was ist daran so aufregend?"
Ottarsk sah Tekener an und zog vielsagend die Augenbrauen hoch.
„Ich bin zwar überzeugt davon, daß Sie es ganz genau wissen, aber ich will es Ihnen kurz erklären. Sehen Sie, hier auf Durgen leben viele reiche und angesehene Familien. Mein nächster Nachbar zum Beispiel kann auf eine Ahnenreihe verweisen, die bis in die Zeit der MethanKriege zurückreicht. Hätte Kihnmynden sich ein Haus irgendwo auf dem Land gekauft, dann wäre mit Sicherheit alles anders gekommen. Hier in Gostabaar stand er von Anfang an auf verlorenem Posten."
„Er hatte immerhin Mut."
Ottarsk lachte laut auf.
„Ja, alles, was recht ist, den hatte er. Lassen Sie mich fortfahren in dieser bösen Geschichte. Kihnmynden war über den Verrat des Arztes mit Recht zutiefst empört, und er bat mich, ihn weiter zu behandeln. Ich muß gestehen, daß ich anfangs nicht sehr begeistert wegen dieser Bitte war, aber irgend jemand .mußte sich ja um Kihnmynden kümmern, und außerdem änderte sich das Verhältnis zwischen uns schon sehr bald. Kihnmynden begann, mir von
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