095 - Der leuchtende Schlüssel
diesen Worten sagen wollte.
»Er hatte auch großes Interesse an Cassari-Petroleum-Aktien, die eine so sensationelle Hausse erlebten. Das habe ich allerdings erst vor ein paar Tagen erfahren.«
»Ich wußte es schon ziemlich lange«, entgegnete der Chefinspektor grimmig, »und ich kann Ihnen sogar erzählen, daß er nahezu eine Million daran verdient hat.«
Der Generaldirektor runzelte die Stirn.
»Dann hatte er es doch gar nicht nötig, sich irgendwelche Verfehlungen zuschulden kommen zu lassen?«
»Nein, nötig hatte er das nicht«, erwiderte Surefoot geheimnisvoll. Dick Allenby war in diesen Tagen sehr beschäftigt, denn als Haupterbe seines Onkels hatte er viel zu erledigen. Der verstorbene Mr. Lyne hatte auch Geschäftsinteressen in Frankreich gehabt, und Dick fuhr infolgedessen eines Nachmittags mit dem Schnellzug nach Paris.
Am Tage vorher war zwischen Ashford und Dover ein Zug entgleist, und die Strecke konnte daher nur eingleisig befahren werden. Die Expreßzüge hatten nur geringe Verspätung, aber es war notwendig, daß sie auf einer kleinen Station hielten, an der sie sonst vorüberrasten.
Der Expreßzug nach dem Festland fuhr langsam in die Station ein und hielt. Ein anderer, der aus der entgegengesetzten Richtung kam, wartete. Als sich der Expreß wieder in Bewegung setzte, wandte sich Dick zufällig um und betrachtete die Passagiere des anderen Zuges.
In einem Abteil des letzten Wagens saß ein Mann in der Ecke, der eine Zeitung las. Als der Zug vorüberfuhr, senkte er das Blatt, und Dick erkannte - Leo Moran!
21
Es war Dick unmöglich, im Augenblick etwas zu unternehmen. Der Zug fuhr schneller und schneller und hielt erst wieder in Dover. Vielleicht war es möglich, von dort aus mit Scotland Yard zu telefonieren. Aber dann erreichte er am Ende seinen Dampfer nicht mehr.
Als Dick in Dover ankam und durch die Paßkontrolle ging, erkannte er glücklicherweise einen Detektiv, der die Abreisenden beobachtete. Ihm erklärte er die Dringlichkeit der Situation.
»Moran hat Dover nicht passiert«, erwiderte der Beamte und schüttelte den Kopf. »Sie sind dem Anschluß zug von Boulogne-Folkestone begegnet. Aber ich werde mich sofort mit Mr. Smith in Verbindung setzen. Wir haben hier schon seit einiger Zeit eine genaue Personalbeschreibung von Mr. Moran, ebenso die Leute in Folkestone. Ich kann mir nicht erklären, daß man ihn nicht erkannt haben sollte.«
Chefinspektor Smith schickte sofort Beamte an den Bahnhof, als er die Nachricht hörte. Sie überwachten den Zug bei der Ankunft, fanden aber Moran nicht. Surefoot stellte später fest, daß der Zug auf der Station South Bromley gehalten hatte. Dort war ein Passagier, der sein Gepäck selbst trug, ausgestiegen und hatte seine Fahrkarte abgegeben. Er war mit einem Taxi weggefahren.
Der Reisende hatte offenbar einen plötzlichen Entschluß gefaßt, wie der Schaffner des Wagens aussagte. Spät am Abend wurde auch der Taxichauffeur ermittelt und verhört. Es stellte sich heraus, daß Moran zu einer anderen Station gefahren war. die ein paar Meilen von Bromley entfernt lag. Von dort aus hatte er einen Vorortzug nach London benutzt.
Ein Anruf in seiner Wohnung blieb ohne Ergebnis. Der Portier hatte ihn auch nicht gesehen.
Der Chefinspektor telefonierte Dick in dessen Pariser Hotel an. »Haben Sie nicht die Schlüssel zu Morans Wohnung?« fragte er ihn.
»Ja, das habe ich ganz vergessen. Sie liegen in meiner Werkstatt. Setzen Sie sich mit dem Hausmeister in Verbindung, Sie finden sie in der einen Tischschublade...«
Smith lag weniger daran, die Schlüssel zur Wohnung zu bekommen, als festzustellen, daß Leo Moran nicht zurückgekehrt war. Er würde doch sicher versuchen, seine Schlüssel aus Dicks Wohnung zu holen. Auf jeden Fall ließ der Chefinspektor Dick Allenbys Haus beobachten.
Aber Moran zeigte sich nicht. Entweder wußte er, daß man genau auf ihn aufpaßte, und zeigte sich deshalb nicht, oder aber er besaß irgendeine andere Wohnung in London, die der Polizei nicht bekannt war.
Die anderen Nachforschungen, die Smith in die Wege leitete, blieben gleichfalls erfolglos. Aber im Augenblick konzentrierte er seine Hauptaufmerksamkeit auf Moran. Die Fremdenlisten in allen Hotels wurden überwacht.
Mary Lane wußte nichts davon, daß Moran wieder in London war, und Surefoot Smith, der sie am Abend sprach, erwähnte auch nicht, daß Moran gesehen worden war. Er suchte sie gewöhnlich ein- oder zweimal am Tage auf, da er kein Risiko auf sich
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