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0950 - Ein Gruß aus der Hölle

0950 - Ein Gruß aus der Hölle

Titel: 0950 - Ein Gruß aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beschäftigten, blieb uns verborgen. Das Gesicht des Mannes blieb ausdruckslos, ein düsteres Abbild, was auch an seinem Bart lag. Auf Bildern des Mittelalters sahen die Figuren der Heiligen oft so aus wie er, immer ein wenig leidend. Das aber täuschte bei Tillman Bates stark, denn er war das glatte Gegenteil eines Heiligen. Seine Gedanken drehten sich um Mord, Totschlag, um grauenvolle Dinge, die dem Höllenherrscher Spaß bereiteten.
    Als hätte er meine Gedanken erraten, drehte Bates plötzlich den Kopf und schaute mich prüfend an.
    Der Mund verzog sich bei ihm zu einem kalten Lächeln, das mir überhaupt nicht gefiel. Nicht nur, weil er lächelte, es ging auch um den Ausdruck seiner Lippen. Durch den Speichel schimmerten sie wie feuchte Schläuche.
    »Danke!« sagte er.
    »Schon gut.«
    »Es gibt Menschen, die die Schlange an ihrem Busen nähren!« erklärte Bates und kicherte. »Ihr beide seid wirklich außergewöhnlich. Schade, daß ihr auf der anderen Seite steht, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Der Teufel hat schon viele Menschen überzeugen können, mich eingeschlossen.«
    »Und jetzt zu Caroline?« fragte ich.
    Da ich auf der Türschwelle stand, kam er nicht an mir vorbei. Er schaute mich an und nickte. »Ja, zu Caroline.«
    »Wo?«
    »Wir müssen hinausgehen, das sagte ich doch schon. Und dabei ist es geblieben. Bestehen Sie eigentlich nur aus Mißtrauen, Sinclair?«
    »Bei gewissen Leuten schon.«
    »Kommen Sie. Noch ist alles ganz harmlos.« Er nickte. »Das müssen Sie mir glauben. Es wird nichts passieren, Sie werden nur einen Großteil Ihrer Neugierde befriedigt bekommen.«
    »Darauf freuen wir uns.« Ich trat zur Seite, damit er mich passieren konnte.
    Wir gingen den Weg zurück. Suko sprach ebensowenig wie ich, aber wir waren nach wie vor auf der Hut. In diesem großen Haus rührte sich ansonsten nichts, und wir gelangten an die Außentür, wo Bates für einen Moment stehenblieb. Er wollte uns etwas erklären und sagte: »Hinter dem Haus befindet sich ein Garten, der nicht eben gepflegt aussieht, aber dort werden wir hingehen.«
    »Und Caroline finden?«
    Er grinste mich an. »Lassen Sie sich überraschen.« Bevor er die Tür öffnete, holte er aus seiner Brusttasche eine Sonnenbrille hervor. Er setzte sie auf und erklärte uns, daß er das helle Licht nicht vertrug. »Jeder hat eben seine Defizite, meine Herren.« Dann öffnete er die Tür.
    Es war tatsächlich hell geworden. Die Sonne stand nur halbhoch und verlieh der Welt einen winterlichen Glanz. Da wirkten selbst die kahlen Bäume festlicher, und an einigen Stellen taute die Kraft der Sonne bereits das Eis aus dem Geäst. Eiswasser tropfte zu Boden.
    Wir hielten uns auf einem schmalen Pfad, der an die Rückseite des Hauses führte. Er war mit hartem Gras bewachsen. In seiner Nähe ragten sperrige Büsche aus dem Boden, deren Arme uns streiften.
    Hinter dem Haus verdichtete sich mein erster Findruck, den ich bei dem Blick aus dem Fenster wahrgenommen hatte.
    Der Garten verdiente den Namen nicht. Was sich hier ausbreitete, war ein regelrechter Dschungel, denn Bates hatte alles wachsen lassen; nirgends hatte er als Gärtner eingegriffen. Kleine Stauden oder Bodendecker verkümmerten und gingen ein. Die großen erdrückten sie.
    Wir gingen dorthin, wo Schatten den Garten beherrschte, und blieben in der Nähe eines noch dunkleren Flecks stehen, der sich letztendlich als kantiger Stein hervorkristallisierte.
    Er war größer als ein Grenzstein. Zudem dunkel und breit. Ein Name war in ihn eingemeißelt worden, doch die einzelnen Buchstaben waren nicht genau zu erkennen. Als ich mich vorbeugte, sprach mich Bates an.
    »Sparen sie sich die Mühe, Sinclair. Ich sage Ihnen schon, wer hier liegt.«
    »Das brauchen Sie nicht. Caroline nehme ich an.«
    »Ja, Caroline, Mr. Sinclair. Meine Tochter…«
    ***
    Wir drei bildeten eine kleine Reihe, wobei sich der Privatgelehrte in der Mitte zwischen uns beiden aufhielt. Wir wußten jetzt Bescheid, und es war für uns beide nicht mal eine große Überraschung gewesen, aber in dieser Atmosphäre und mit dem Wissen, über das wir inzwischen verfügten, kam es uns doch unheimlich vor.
    »Warum sagen Sie nichts?«
    »Es wundert uns, daß Sie noch eine zweite Tochter haben.«
    »Ist das so unnatürlich, Suko?«
    »Nein, aber in Ihrem Fall schon, denn Caroline scheint wohl nicht tot zu sein. Wie sonst hätte sie dann aus dem Spiegel klettern und Ihre andere Tochter zu sich holen können.«
    »Sie gestatten,

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