0950 - Ein Gruß aus der Hölle
keinen Kommentar ab, so daß ich ihn ansprach.
»Sie haben Glück gehabt. Es sind keine Sehnen zerschnitten worden.«
»Das weiß ich.«
»Außerdem hätten Sie sich diese Tortur ersparen können. Es gibt eben Situationen, wo man Kompromisse schließen muß.«
Darauf gab er mir keine Antwort. Dafür griff er nach dem Glas, das Suko zu einem Drittel gefüllt hatte. Die Flasche stellte mein Freund neben den Sessel.
Tillman Bates trank den Whisky. Er kippte jedoch nicht, sondern schlürfte ihn. Dann kaute er ihn wie bei einer Weinprobe. Als er das Glas wieder wegstellte, war es bis auf den letzten Tropfen leer.
»Noch können Sie verschwinden«, sagte er leise. »Es ist die letzte Warnung. Ich will alles vergessen, ich will…«
»Wir bleiben!« erklärte Suko. »Das sind wir Ihrer toten Frau schuldig.«
Der Mann kicherte. »Glauben Sie noch immer, daß ich sie umgebracht habe, Mister?«
»Nein, aber Sie sind auch nicht unschuldig an ihrem Tod. Das steht auch fest.«
»Warum?«
»Wo befindet sich der Spiegel?«
Suko hatte mit dieser Frage ins Schwarze getroffen, denn Bates ballte die unverletzte Hand zur Faust. »Ich habe ihn nicht.«
»Wer kann ihn denn haben?«
»Was weiß ich!«
»Caroline?«
Bates schwieg. Er schaute auf seine Beine. Der Name sagte ihm etwas, das stand für mich fest, und deshalb fragte ich nach. »Wer ist Caroline, Mr. Bates? Woher kennen Sie diese Person? Sagen Sie es uns! Wer ist dieses Mädchen? Und in welch einem Verhältnis steht es zu Ihrer Tochter?«
»Ich kenne sie kaum.«
»Das glauben wir Ihnen nicht.«
»Warum denn nicht?«
»Sie hat mit dem Spiegel zu tun. Sie ist aus ihm hervorgeklettert, und Sie haben Ihrer Tochter Marion den Spiegel geschenkt. Also muß es zwischen ihm und Caroline eine Verbindung geben.«
Er kaute, ohne etwas zu essen. Dann zog er die Lippen zusammen und hinterließ schmatzende Geräusche. »Ich bin ein Satanist«, sagte er. »Ich habe den Weg gefunden…«
»Den Weg zu ihm.«
»Zum Teufel?«
»Ja…«
»Wo und wie?«
Bates wischte Wasser aus seinen Augen. »Man muß nur richtig suchen, dann kann man ihn auch finden, und ich habe es getan. Das ist alles. Es war ganz einfach.«
»Für uns nicht.«
Der Mann starrte uns an. Seine Mundwinkel zuckten, als wollte er uns spöttisch anlächeln. »Sie sind zäh wie Leim - oder?«
»Manchmal.«
»Wollen Sie was von Caroline sehen?«
»Gern.«
»Dann kommen Sie mit.« Er stand auf, und seine Gestalt geriet dabei in leichte Schwankungen, aber auf der Rückenlehne des Sessels fand er einen Halt.
Das Taschentuch an seiner Hand hatte als Verband ausgedient, und er sprach davon, den Verband wechseln zu wollen und es mit Pflastern zu versuchen.
Wir hatten nichts dagegen, wollten nur wissen, wo sich beides befand. Natürlich im Bad, aber dort wollten wir ihn nicht allein hingehen lassen. Bates grinste, als er sah, daß wir uns auf seine Fährte gesetzt hatten. »Keine Angst, ich werde schon nicht flüchten, meine Herren. Ich fühle mich recht wohl.« Er hob seine verletzte Hand. »Und so etwas bringt mich nicht um. Das macht mich hart.« Er grinste und zeigte dabei seine Zähne.
Wir ließen ihn vorgehen. In der großen Diele hinter der Eingangstür hatte sich nichts verändert. Ich war auf der Hut gewesen in den letzten Sekunden, weil ich immer wieder an die beiden Männer dachte, die im Haus der Ellen Bates entkommen waren. Sie waren nur ausführende Organe, und ich konnte mir gut vorstellen, daß der Privatgelehrte sie engagiert hatte, um ihn auch zu beschützen.
Nichts wies auf sie hin. Das Bad lag in der ersten Etage. Völlig normal ging Tillman Bates vor uns her; er schaute weder zu den Seiten, noch zurück.
In der ersten Etage war es etwas heller, weil nicht alle Fenster verdeckt waren.
Während Bates die Tür zum Bad öffnete, schaute ich aus dem Fenster nach draußen. Der Garten hinter dem. Haus sah ziemlich verwildert aus und machte zu dieser Jahreszeit einen kahlen und traurigen Eindruck. Suko war mit Bates im Bad verschwunden. Die Tür allerdings stand offen. Ich warf einen Blick in den viereckigen Raum, der mit gelblichen Kacheln gefliest war.
Suko half dem Satanisten, sich den Verband anzulegen. Die Finger blieben frei, er brauchte ihn nur um das Handgelenk zu wickeln und ihn straff zu ziehen.
Mir kam die gesamte Szene etwas suspekt vor. Wir waren gekommen, um einen Satanisten zu stellen, und jetzt waren wir ihm dabei behilflich, einen Verband anzulegen.
Welche Gedanken ihn
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