0950 - Testfall Olymp
Schlitzpupillen, spitz zulaufenden Ohren und einem aufreizend weiblichen Körper. Der Liga-Kundschafter hatte sie bei seinem letzten Erkundungsflug kennengelernt und mit zur Erde genommen, aber als er erfuhr, daß Vljegah, wie die Chaioanerin hieß, dort nicht sicher war, weil seine Exfreundin sich vor Eifersucht mit Mordgedanken befaßte, hatte er kurzerhand umdisponiert und war mit Vljegah nach Olymp geflogen, wo er einen Bungalow in der Wildnis gemietet hatte. „Wir müssen in Trade City sein, bevor die feindlichen Schiffe landen", erklärte Cern Jost. „In unserem Bungalow wären wir sicherer gewesen", entgegnete die Chaioanerin. „Und wir hätten mehr Zeit füreinander gehabt."
Der Kundschafter seufzte.
Er hatte geglaubt, in Vljegah die ideale Spielgefährtin für ein neues amouröses Abenteuer zu haben, aber die schöne Exotin hatte ihm bald klargemacht, daß er faktisch ihr Eigentum geworden war. Und sie hatte ihn so mit Beschlag belegt, daß er erst durch den Aufruf von Nurim Dagorew erfahren hatte, was sich schon seit zwei Tagen im System von Boscyks Stern zusammenbraute.
Selbstverständlich hielt er es für seine Pflicht, sich so bald wie möglich bei Fürst Dagorew zu melden und ihm seine Hilfe anzubieten - vor allem, da Anson Argyris offenbar nicht auf Olymp weilte, sondern mit unbekanntem Ziel verreist war. „Ich bin Kundschafter der Liga Freier Terraner", sagte er und hob den Gleiter leicht an, um ihn über einen erloschenen Vulkankegel zu steuern, der aus dem Wipfeldach des Dschungels ragte. „Und Olymp gehört zur LFT. Folglich muß ich mich der Regierung zur Verfügung stellen."
„Ein Mann allein kann nichts gegen die Invasion durch eine riesige Flotte tun, Cern", meinte Vljegah. „Du weißt, wie ohnmächtig die Zivilisationen unserer Galaxis gegen die larischen Invasoren waren."
„Du willst nicht begreifen, daß ein einzelner Mann, wenn er über einschlägige Erfahrungen und einen wachen Verstand verfügt, schon durch bloße Beobachtungen die Schwachstellen herausfinden kann, die auch ein übermächtiger Gegner hat!"
Cern Jost riß den Gleiter nach Steuerbord, als wenige hundert Meter vor ihm eine mächtige Dampfsäule zirka dreihundert Meter emporstieg.
Vljegah hielt sich an einem Haltegriff fest. „Was ist das?" schrie sie. „Ein Geiser", antwortete Cern. „Wir überfliegen soeben einen Nebenarm des Trap-Ozeans, unter dem die Planetenkruste ziemlich heiß ist."
„Oh!" sagte Vljegah. „Und ich dachte schon, ein Riesensaurier hätte nach dem Gleiter gespuckt."
Cern Jost grinste. „Riesensaurier gibt es da unten auch, aber so hoch kann wohl keiner von ihnen spucken, obwohl man sich in Trade City wahre Schauergeschichten über sie erzählt. Immerhin haben wir gut die Hälfte der Strecke zurückgelegt, wenn wir am Trap-Ozean sind."
„Gibt es hier auch Flugsaurier?" fragte Vljegah nach einer Weile.
Der Kundschafter blickte seine Gefährtin an, als zweifelte er an ihrem Verstand, aber Vljegah deutete nach oben.
Als Jost durch das transparente Dach des Gleiters schaute, hatte er das Gefühl, sein Herz wäre plötzlich in einen Schraubstock geraten.
Denn fast genau über ihnen, wenn auch einige hundert Meter höher als der Gleiter, schwebte etwas, das der Liga-Kundschafter bisher nur auf einem Foto gesehen hatte - auf einem von Vljegah gemachten Foto.
Es handelte sich um ein keilförmiges Raumschiff von rund hundertzehn Metern Länge, dessen Dicke hinten zirka vierzig und am Bug zirka fünfundzwanzig Meter betrug. Durch die abgeflachte Bugsektion ähnelte es einem Keil.
Cern holte tief Luft. „Tatsächlich, ein olympischer Flugsaurier!" sagte er sarkastisch.
Vljegah lachte hell. „Hereingefallen, Cern! Siehst du denn nicht, daß es genauso aussieht wie das Schiff, das ich vor längerer Zeit auf dem Raumhafen von Manua Levu fotografierte?"
„Oh, diese Weiber!" entfuhr es Cern Jost. Er steuerte das Beiboot im Zickzack, als er sah, daß das Keilschiff tiefer ging. „Schließ die Augen, Baby, ein Strahlschuß ist ziemlich grell!"
„Das findest du wohl witzig!" schrie Vljegah. „Kannst du nicht bei einem guten Versteck landen?"
„Erst haben", gab der Kundschafter zurück. Er merkte, daß er schweißgebadet war. Kein Wunder, denn wenn die Schiffsbesatzung es wollte, konnte sie den Fluggleiter mühelos abschießen.
Aber offenbar war sie nicht daran interessiert, denn kurz darauf drehte das Keilschiff nach Steuerbord ab, beschleunigte und war wenige Minuten später hinter
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