0950 - Visionen des Untergangs
Hilfe schrie! Wieder rollte eine Woge der Angst durch das Magische Universum , stärker als jede andere zuvor. Zarkahr, Astaroth und Stygia erwischte die Angstwelle mit voller Wucht. Alle drei bäumten sich auf, brachen zusammen oder fielen vom Drachen und rührten sich nicht mehr.
Tafaralel und Belzarasch schafften es dagegen, bei Bewusstsein zu bleiben, auch wenn die Bilder der zerberstenden Hölle, die sie empfingen, für einige Augenblicke schiere Panik in ihnen auslösten. Sie erlebten, wie sich die Apokalyptischen Reiter umgehend wieder auflösten und mitsamt den Geistersoldaten im Nichts verschwanden.
»Und jetzt zu dir, meine Süße«, flüsterte Tafaralel, der sich taumelnd erhob und über das Schlachtfeld blickte, das bis an den Horizont von Leichen bedeckt war. Seine Stacheln zuckten gefährlich in Richtung Belzaraschs. »Gleich bist du tot und dann hindert mich niemand, selbst Ministerpräsident zu werden. Hütet euch vor Tafaralel.«
***
Sh'hu Naar
Asael legte sich erneut die Drachenhaut um, die er aus dem Château Zamorras entwendet hatte. Sie schmiegte sich wiederum so perfekt an seinen krummen Körper, als sei sie nur für ihn gemacht worden.
»Sehr schön«, kicherte der Gnom. »Ich konnte Kleider von der Stange ohnehin nie ausstehen.«
Dann teleportierte er auf die britische Insel. Vor Schottlands Küste tauchte Asael in die eisigen Wasser des Moray Firth, denn der dreieckige Meeresarm beherbergte in seinen schroffen Unterwasserfelsen das Weltentor nach Sh'hu Naar. [3] In einem Abgrund fand er den mächtigen Spalt, hinter dem sich der Durchgang in die fremde Dimension verbarg. Der Verwachsene malte magische Zeichen in das Wasser und murmelte Beschwörungsformeln dazu. Langsam entstand ein hausgroßes, gelblich weißes Flimmern in der Hinterwand der Höhle. Es besaß annähernd runde Formen. Als das Flimmern etwas an Intensität abnahm, erschienen die Konturen einer albtraumhaften Stadt darin.
Sh'hu Naar! Die Stadt eines einst mächtigen Echsenvolkes namens Tanaar, in der er die Schwarze Gruft finden würde. Und darin Svantevit, denn das vierköpfige Monster war sein eigentliches Ziel.
Asael kicherte. Er war bereits zwei Mal hier gewesen und hatte die Schwarze Gruft erkundet. Aber die Kräfte darin waren selbst für ihn so stark und unberechenbar, dass er sich ohne Hilfsmittel nicht hineintraute. Dieses Hilfsmittel hatte er nun in der Drachenhaut, deren starke Magie ihn vor den Einflüssen der Gruft schützen würde, da war er sich vollkommen sicher. Die Teuflischen Bibliothekare hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass Drachenmagie das geradezu ideale Mittel dafür war. Nur aus diesem Grund hatte er also »Foolys Fell« an sich gebracht.
Asael war sich sicher, dass ihn auf seinem Weg zum mächtigsten Dämon aller Zeiten kaum noch einer aufhalten konnte. Nur zwei Entitäten traute er es zu: Svantevit und Xuuhl. Also musste er beide so rasch wie möglich eliminieren, um auch die letzten Gefahrenquellen zu beseitigen.
Das Problem Xuuhl war momentan auf Eis gelegt. Da Asael den Nebeldolch mit der Llewellyn'schen Restmagie besaß, konnte die Verschmelzung des Erbfolgers mit Aktanur nicht stattfinden und der Superdämon folglich nicht entstehen. Natürlich hätte er auf Caermardhin gleich auch noch Aktanur töten können, aber dann wäre Asmodis' Hoffnung gleich vollkommen dahin gewesen. Das aber wollte er nicht. Sollte der Erzdämon ruhig glauben, dass die Lage noch zu retten sei, wenn er nur den Nebeldolch wieder zurückbekam. Umso tiefer würde danach seine Enttäuschung sein. Noch immer dachte der Gnom höchst vergnügt an seinen diesbezüglichen Coup.
Bei seinem ersten Besuch in Sh'hu Naar hatte er herausgefunden, dass es eine magische Verbindungsstrecke zwischen der Echsenstadt und Caermardhin gab. Und Asmodis war auch noch so nett gewesen, diese Kraftlinie, wenn auch unabsichtlich, zu aktivieren. So hatte Asael, der im Gegensatz zu Asmodis die fremdartige Magie dieser Kraftlinie einigermaßen beherrschen konnte, Caermardhin problemlos betreten können. Durch den Dienstboteneingang sozusagen.
Asael kannte die Geschichte, die Merlin mit Sh'hu Naar verbunden hatte. Dort hatte der Zauberer einst verhindert, dass Svantevit via Echsendimension auf der Erde einfallen konnte; vor vielen Tausend und dann noch einmal vor gut zwei Jahren. Merlin hatte Svantevits Macht gefürchtet und deswegen wahrscheinlich einen direkten Zugang von Caermardhin nach Sh'hu Naar geschaffen, um jederzeit
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