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0950 - Visionen des Untergangs

0950 - Visionen des Untergangs

Titel: 0950 - Visionen des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Erbfolge schließlich gereinigt und aus dem Erbfolger einen Kämpfer des Lichts gemacht. Zamorra wusste jetzt allerdings, dass das Böse im Erbfolger nie vollkommen getilgt gewesen war, sondern noch immer unter der Oberfläche lauerte. War Rhett also in Wirklichkeit ein Monster? Eines, das nur auf die Erweckung wartete?
    Und was bedeutet das für mich, jetzt, da ich über die geliehene Zeit, wie Assara das nennt, untrennbar mit Rhetts Schicksal verbunden bin? Wenn er stirbt, stirbt die geliehene Zeit mit ihm und ich muss meine Unsterblichkeit künftig in einem Körper verbringen, der im Moment von Rhetts Sterben an meinem tatsächlichen biologischen Alter entspricht. Mann, und was ist dann, wenn er in siebzig Jahren oder so abtritt? Dann wäre ich um die einhundertvierzig und müsste wohl mit ihm sterben. Wäre das so? Hm, ich will's nicht wirklich herausfinden. Klar ist, dass ich also künftig auf Rhett noch mehr aufpassen muss als auf meinen Augapfel. Selbst wenn dieses Monster, das in ihm steckt, dieser Xuuhl, erneut herausbrechen sollte. Und was tue ich, wenn Xuuhl tatsächlich erwacht und mich angreift? Was ist dann? Kämpfe ich dann gegen meine eigene Unsterblichkeit? Hoffentlich passiert das niemals. Es ist einfach zum Mäusemelken.
    Zamorras Blick fiel auf den grob geschnittenen braunen Mantel, der auf der Liege neben dem Pool lag. Der Vampir McCain hatte ihn aus Foolys abgeworfener Drachenhaut geschneidert. An der Quelle des Lebens hatten sie den Mantel zurückerobert und seitdem schleppte ihn Rhett fast wie eine Reliquie mit sich herum. Denn Fooly, seit Kindertagen sein bester Freund, war nach wie vor verschwunden. Und niemand wusste, wo er sich aufhielt.
    Dylan McMour war es eigentlich gewesen, der den Drachenmantel von der Quelle zurück gebracht und ihn Rhett geschenkt hatte, bevor er zurück nach Glasgow gegangen war. Und damit war Zamorra beim zweiten Grund seines grimmigen Bauchdrückens. Denn er hatte seine Unsterblichkeit auf Kosten von Dylan zurückbekommen, der an seiner Statt ebenfalls unsterblich hätte werden können. Doch Dylan hatte, da das Wasser des Lebens nur für einen von ihnen reichte, großzügig darauf verzichtet und Zamorra den entscheidenden Schluck überlassen.
    Der Meister des Übersinnlichen seufzte. Dann hob er erneut die Arme und boxte weiter.
    Bin ich zu egoistisch gewesen? Dylan war es nicht. Lieber nicht weiter drüber nachdenken. Ich bin ihm jetzt auf jeden Fall bis in alle Ewigkeiten zum Dank verpflichtet. Er ist jetzt mehr für mich als nur ein wahrer Freund. Fast wie ein Sohn. Mein einziges Kind. Irgendwie schade, dass ich nie selbst welche hatte. Aber das wäre sicher zu schwierig wegen unseres unsteten, gefährlichen Lebens. Und trotzdem ist der Gedanke reizvoll. Nici und ich als Mama und Papa!
    Sein Magen krampfte sich nun richtiggehend zusammen. Wo hielt sich Nicole im Moment auf? Die Quellenmagie, die alle Unsterblichen hatte altern lassen, hatte Zamorras Lebensgefährtin nicht erfassen und sie deswegen auch nicht altern lassen können, wie er von Assara wusste. Tot war seine Nici aber nicht. In einer anderen Dimension vielleicht? Selbst wenn sie bewaffnet war, waren fremde Welten immer gefährlich. Obwohl sie ihn vor über einem Jahr schon verlassen hatte, fühlte er sich ihr noch immer eng verbunden.
    Auch wenn ich's zum Teufel nicht verstehe, warum sie sich bis heute nicht gemeldet hat. Jetzt, da Assi das Amulett doch wieder gerichtet hat.
    Allmählich war sich Zamorra nicht mehr so sicher, ob Nicis »Auszeit« von ihm tatsächlich mit dem chaotischen Reagieren des Amuletts nach Merlins Tod zusammenhing - obwohl Nici auf eine bisher nicht geklärte geheimnisvolle Weise eng mit Merlins Stern verbunden war.
    Und noch ein Schlag.
    Es war genug. Mit einem Grunzen sank der Professor auf die Knie. Dann ließ er sich auf den Rücken fallen und streckte alle viere kreuzförmig von sich. Schon eine Minute später hatte er sich vollständig wieder erholt. Er sprang auf, ließ sich von Rhett die Boxhandschuhe abnehmen und hüpfte dann selber in den Pool, um sich abzukühlen. Danach duschte er, schlüpfte in Hemd und Hose und ging in sein Arbeitszimmer im Nordturm. Dringender Verwaltungskram, der sich auch in einer hoch magischen Umgebung einfach nicht von alleine erledigen wollte, stand an, Abrechnungen mit den Weinbergpächtern und dergleichen.
    Der Professor machte es sich auf dem Stuhl hinter dem hufeisenförmigen Schreibtisch bequem. Am Bildschirm, über einer Kante,

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