0951 - Untergang
ich Visionen vom Untergang der Hölle. Sie haben mir für einen Moment Angst gemacht. Schreckliche Angst, wie ich zugeben muss.«
Der Fürst der Finsternis nickte, seine menschlichen Angewohnheiten hatte er auch nach mehr als 150 Jahren noch nicht abgelegt. »Dann macht sich diese unheimliche Gefahr nun auch auf der Erde breit.«
»Ich weiß es nicht, vielleicht. Kurze Zeit später meldete sich eine junge Frau namens Celine Henry bei mir im Château. Sie hatte diese Höllencrash-Visionen ebenfalls. In diese Visionen hinein erreichte sie der mentale Hilferuf einer unbekannten Präsenz. Das heißt, eigentlich wandte sich diese Präsenz ja an Celines Mutter Jaqueline, die aber seit Jahren tot ist. Celine hat den Ruf wohl deswegen empfangen, weil sie genauso hoch sensibel veranlagt ist wie ihre Mutter. Na ja, ein Irrwisch namens Mehandor jammerte, dass bald die Hölle untergehen werde. Er wolle nicht sterben und trug Jaqueline deswegen auf, mich zu informieren.«
»Dich?«
»Ja, mich. Mehandor behauptete nämlich, ein alter Freund von mir zu sein. Nun, Celine informierte mich an Jaquelines Stelle. Wir konnten zwar herausfinden, dass es sich bei diesem Mehandor um Celines ebenfalls hoch sensiblen Großvater handeln muss, von dem wir aber nach wie vor nicht wissen, wie er heißt. Denn Celine kannte ihre Großeltern nicht. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich unheimlich neugierig bin, um wen es sich bei diesem alten Freund handeln könnte. Auch, wie er zum Irrwisch geworden ist. Und warum er glaubt, dass die Schwefelklüfte untergehen. Denn trotz meiner Angst habe ich die Visionen nicht als totalen Untergang eingestuft, sondern eher als besonders heftige Veränderungen, wie sie in der instabilen Hölle immer wieder vorkommen. Möglicherweise kann er uns Näheres über die unheimliche Präsenz sagen und weiß auch sonst Sachen, die wir nicht wissen.«
Fu Long schenkte sich eine zweite Tasse Tee ein. »Das erklärt immer noch nicht dein Wissen vom Krieg in der Hölle. Warst du dort?«
Zamorra grinste. »Oh, nicht, wenn's nicht unbedingt sein muss. Celine und ich haben versucht, ihre tote Mutter zu beschwören, um nähere Informationen über den Großvater, meinen Kumpel, du weißt schon, zu bekommen. Dabei ist was schief gegangen. Plötzlich muss die Henry-Familienfrequenz, auf der wir gefunkt haben, auch Opa Mehandor erreicht haben. Um ihn herum haben zu dieser Zeit extrem starke magische Kräfte gewütet, denn als sich Mehandor einklinkte, öffnete er gleichzeitig ein Höllentor. Ein Erzdämon, der wie ein riesiger Skorpion aussah, erschien in unserem trauten Heim und hätte uns fast den Hals umgedreht. Mit großer Wahrscheinlichkeit war es ein gewisser Herr Tafaralel, wenn die Informationen aus meiner Bibliothek nicht vollkommen falsch sind. Ich kannte ihn bisher gar nicht, konnte ihn aber abwehren. Wir schienen den Kerl allerdings gerade in einem schweren Gefecht gestört zu haben, denn er wirkte alles andere als friedlich und hatte eine Waffe gezückt, einen magischen Dreizack. Im Hintergrund konnte ich zudem dämonische Scharen sehen, die wie die Irren aufeinander losgingen.« Zamorra grinste erneut. »Nicht, dass mich das wirklich beunruhigen würde. Aber du weißt ja, dass ich schon ein paar Mal Urlaub an den trauten Stränden der Schwefelklüfte gemacht und somit ein gewisses Interesse und Informationsbedürfnis habe.«
Fu Long nickte erneut. »Du hast tatsächlich richtig beobachtet, mein Freund. In den Schwefelklüften ist offene Anarchie ausgebrochen. Jeder kämpft gegen jeden.«
»Nochmals die Frage: Was ist passiert?«
»Schwierig zu sagen. Zarkahr wollte es wohl wissen, wie man so schön sagt. Er schmiedete mit Astaroth und anderen Erzdämonen eine Allianz gegen die Ministerpräsidentin, weil er Stygia nach der Demütigung durch Asael als geschwächt ansah. Aber so schwach war sie gar nicht. Mit der ihr eigenen Schläue gelang es ihr nicht nur, ebenfalls starke Verbündete hinter sich zu versammeln, sie konnte die Erzdämonin Belzarasch aus Zarkahrs Allianz sogar zum Verrat zwingen. Auf der Ebene vor dem Seelengebirge , direkt vor dem Palast der Ministerpräsidentin, sind die beiden Heere dann aufeinander geprallt. Es gab furchtbare Kämpfe. Das könnte der Moment gewesen sein, in dem euer Ruf diesen Mehandor erreichte und das Weltentor öffnete.«
»Hm. Dann hat sich der Irrwisch also in der Nähe Tafaralels herumgetrieben. Das speichern wir schon mal als erste wichtige Information ab, denn es
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