0952 - Die Höhlen der Ringwelt
anfängliche Euphorie längst verflogen. Er, der als Außenseiter galt und wegen seiner unorthodoxen Uberlegungen oft den Spott der Schulwissenschaft herausgefordert hatte, scheute nun davor zurück, sich der Kritik der Experten zu stellen.
„NATHAN wird Auswertungen vornehmen und bestätigen, was wir ermittelt haben", versuchte Arx ihn aufzumuntern.
„Wenn es dazu kommt!" wandte Kirdel ein. „Vermutlich wird man uns nicht einmal anhören."
Sarder war in Gedanken bereits im Solsystem und überlegte, wie sie am geschicktesten vorgehen konnten, ohne gleich wieder weggeschickt zu werden. Er mußte einkalkulieren, daß Julian Tifflor und die Verantwortlichen der LFT wegen der OrbiterInvasion in großen Schwierigkeiten steckten und kaum die Zeit finden würden, jedermann Gehör zu schenken.
Andererseits schenkte Sarder dem Ersten Terraner Vertrauen, obwohl er ihm noch niemals persönlich begegnet war. Tifflor war sicher in der Lage, den Gehalt einer Nachricht richtig einzuschätzen - wenn sie bis zu ihm durchdrang.
Daß er seine Botschaft an den richtigen Mann bringen konnte, schien Sarder das eigentliche Problem zu sein.
Nötigenfalls mußte er es mit einem Trick versuchen. Er warf einen Blick auf die Borduhren und schätzte, daß die ARSOLIKA am zwöIften Juli 3587 das Sol-System erreichen konnte.
Vielleicht hielt dieses Leben doch noch eine Chance für Marcon Sarder bereit.
11.
Wenn man, von Imperium-Alpha kommend, die Stadt in westlicher Richtung überflog, machte Terrania den Eindruck eines gigantischen Betonklotzes ohne Leben. Dieses Gebiet gehörte zu den ältesten der terranischen Hauptstadt, und hier manifestierte sich noch viel von der unsinnigen Architektur des 21. Jahrhunderts, die die eigentlichen Bedürfnisse des Menschen weitgehend ignoriert und sich allein an den Maßgaben einer übertechnisierten Bürokratie orientiert hatte. Trotzdem kamen Julian Tifflor, wenn er an Bord eines Gleiters dieses Stadtviertel überflog, oft auch wehmütige Gedanken, denn er wurde dabei an seine Zeit als Raumkadett und Spezialbeauftragter Perry Rhodans erinnert.
Auch diesmal erging es ihm nicht viel anders, und als er den alten Turm der ehemaligen Raumakademie sah, seufzte er leise. Namen wie Klaus Eberhardt, Humphry Hifield und Mildred Orsons kamen ihm in den Sinn, Menschen die er dank seines Zellaktivators um viele Jahrhunderte überlebt hatte.
Die Betonwüste dort unten war im Veriauf der Zeit in ein riesiges Museum verwandelt worden, aber niemand schien in diesen Tagen Interesse an einem Besuch zu haben.
Kein Wunder! dachte der Erste Terraner. Die Menschen hatten andere Sorgen, als sich die Zeugen einer verplanten Vergangenheit anzusehen.
Unwillkürlich richtete Tifflor seine Blicke himmelwärts. In den letzten Tagen hatte er sich oft bei dieser Bewegung ertappt.
Befürchtete er insgeheim, eines der Orbiter-Keilschiffe über Terrania auftauchen zu sehen?
Diese Vorstellung war natürlich absurd, denn lange bevor Tifflor ein solches Schiff zu Gesicht bekommen würde, hätte ihn das Frühwarnsystem längst über die Ankunft einer Invasionsflotte informiert. Bisher war das Solsystem jedoch verschont geblieben, obwohl eigentlich nicht einzusehen war, warum die Orbiter gerade die Zentrale des vermeintlichen Gegners verschont ließen. Vielleicht begingen die Orbiter auch in dieser Beziehung eine Fehleinschätzung. So, wie sie die Menschen für Garbeschianer hielten, nahmen sie vielleicht auch an, daß Olymp der wichtigste Planet in der Milchstraße war. Da aber Olymp längst nicht der einzige von Orbitern besetzte Planet war, hielt Tifflor auch diese Uberlegung für fragwürdig. Die Strategie der Orbiter blieb rätselhaft.
In letzter Zeit, dachte Tifflor müde, war ein bißchen viel auf ihn eingestürmt. Er war unterwegs zum Raumhafen, um Mutoghman Scerp den obersten Vertreter der GAVÖK, zu treffen. Der Gedanke an Scerp erfüllte Tifflor wie immer mit Zuversicht. In einem gefährlichen Spiel mit vielen Unbekannten, in das Terra verwickelt war, bedeutete Scerp Stabilität und Zuverlässigkeit.
Der Pilot, der Tifflor zum Raumhafen flog, wandte sich im Sitz um und sagte: „Da kommt eine Botschaft vom Landefeld. Scerps Ankunft wird sich um ein paar Stunden verzögern."
Tifflor unterdrückte seinen Unwillen. Natürlich gab es auch für den ersten Mann der GAVÖK in der derzeitigen Situation viele wichtige Dinge zu erledigen, und man konnte nicht erwarten, daß er zu jedem Treffen auf die Minute
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