048 - Bestien aus Feuer und Asche
Meax war klein von Gestalt, mit schütterem Haar und einem giraffenähnlichen Hals. Er sah irgendwie verbaut aus. Beine, Oberkörper, Arme und Kopf wollten nicht so recht zueinander passen.
Dennoch hatte Frank Meax nie das Leben eines Eremiten geführt, denn die holde Weiblichkeit ließ sich mit viel Geld leicht blenden.
Wenn Meax bei einer Frau Erfolg haben wollte, ließ er den Rubel rollen. Er suchte sich dafür schon immer die Richtigen aus, die er damit beeindrucken konnte.
Sobald er sein Ziel erreicht hatte, stoppte er den Geldfluß und wandte sich zumeist schon bald einer anderen zu. Sein Vater vererbte ihm eine beachtliche Summe Geld, und er hatte das Glück, sich als Gesellschafter an einer aufstrebenden pharmazeutischen Firma zu beteiligen.
Heute arbeitete das Unternehmen vorwiegend für den Staat, erzeugte eine Reihe wichtiger Immunpräparate und schüttete alljährlich ansehnliche Gewinne aus.
Nebenbei beschäftigte sich Meax mit dem Mysterium »Schwarze Macht«. Mit der Zeit hatte er seine Bibliothek mit allen möglichen Büchern über Magie, Hexen, Zauberformeln und anderen unheimlichen Werken gefüllt.
Schließlich steigerte er sich derart in seine Lektüre, daß Wirklichkeit und Phantasie eine unselige Symbiose eingingen. Und Frank Meax war für eine solche Vereinigung geradezu prädestiniert.
Manche Menschen werden von der Hölle von Geburt an bevorzugt. Nicht alle begreifen das, doch jene, die es merken, können daraus Kapital schlagen.
Meax stand im Living-room am Fenster und blickte geistesabwesend in den Garten. Es war ein grauer, trüber, häßlicher Tag, doch der Mann empfand ihn ganz anders.
Für ihn war es ein Jubeltag, der strahlender und schöner nicht sein konnte. Er hob den Blick und schaute zum Himmel hinauf, und er vermeinte die Strahlen, die ihn und sein Tun so günstig beeinflußten, zu spüren. War da nicht ein kaltes Prickeln auf seinem Gesicht?
Er drehte sich langsam um, begab sich zur protzigen Hausbar und nahm sich einen trockenen Martini. Im Obergeschoß war ein dumpfes Poltern zu hören.
Das war Anne, seine Frau. Mochte der Teufel wissen, warum er sie geheiratet hatte. Sie war ein Luder. Er hatte das schon vor der Ehe gewußt. Klar, er war ja immer auf den gleichen Frauentyp fixiert gewesen.
Lebensfroh und leicht zu haben mußten sie sein, denn er liebte es nicht, sich wochenlang um eine Frau bemühen zu müssen, bis sie ihn endlich – vielleicht – erhörte. Entweder gleich oder gar nicht.
Von Anständigkeit und ehrlicher Zuneigung hielt Meax nicht viel.
Er hatte all die Jahre nicht die Absicht gehabt, eine von seinen Eroberungen zu ehelichen.
Warum er ausgerechnet Anne zur Frau genommen hatte, war ihm selbst ein Rätsel. Vielleicht war er des unsteten Junggesellenlebens überdrüssig gewesen. Vielleicht hatte ihn der Hang zu einer gewissen Bequemlichkeit dazu verleitet, zu fragen, ob Anne seine Frau werden wolle.
Wie auch immer, nun hatte er sie seit zwei Jahren am Hals, und sie war ihm ziemlich gleichgültig.
Er wußte, daß sie einen Liebhaber hatte, kannte sogar dessen Namen. Er war deswegen nicht eifersüchtig, aber dennoch saß ein schmerzhafter Stachel in seinem Fleisch, denn er betrachtete Anne als sein Eigentum, das ihm niemand wegnehmen durfte.
Sie war sein Spielzeug, mit dem sich ein anderer die Zeit vertrieb, und das ärgerte ihn, deshalb hatte er vor einigen Wochen beschlossen, dieses leidige Problem einer für ihn zufriedenstellenden Lösung zuzuführen.
Er hörte sie vergnügt singen. Das tat sie immer, wenn ein Rendezvous bevorstand.
Meax grinste. Ach, Anne, wenn du wüßtest, wie leicht du zu durchschauen bist. Gleich wirst du herunterkommen und mir irgendeine Lüge auftischen, und ich werde sie zum Schein glauben.
Unsere Ehe ist ein großes, verlogenes Theater, aber nur ich weiß, was wirklich gespielt wird.
Er nahm einen Schluck von seinem Drink und ließ sich mitten in die große, rehbraune Wohnlandschaft fallen, die den Raum beherrschte.
Es würde sich vieles ändern nach dem heutigen Tag, das stand für Frank Meax fest. Er würde nicht mehr allzulange verheiratet sein.
Anne würde aus seinem Leben verschwinden, und auch mit ihrem Liebhaber hatte Meax einiges vor.
Amüsier dich noch, solange du kannst, dachte Meax grinsend. Es befinden sich nicht mehr allzuviele Körnchen in deiner Sanduhr, mein Liebling.
Seine Gedanken schweiften ab, und da war plötzlich ein Name in seinem Kopf: Malvandemus…
Malvandemus, der Prophet des
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