0954 - Die Stunde des Pfählers
landete auf dem Rücken.
Er sah für einen Moment über sich das Loch im Dach des Wagens und den Himmel vorbeihuschen.
Der Strom der Kälte traf ihn wie ein Sog. Er befreite seinen Kopf von dem Gedanken, auf der Verliererstraße zu sein. Marek hatte nie aufgegeben, er würde es auch jetzt nicht tun, trotz dieses gefährlichen Feindes, der ihm an Kräften sicherlich überlegen war.
Die Bestie hatte sich aus Mareks Nähe weggedreht und befand sich dicht an der Tür. Aber sie riß sie nicht auf, sondern wartete ab. Viel Platz stand den beiden nicht zur Verfügung, denn die Hälfte der Ladefläche wurde von den mit Metallspänen gefüllten Säcken eingenommen. Die Auseinandersetzung würde auf einem begrenzten Raum stattfinden.
Für Marek gab es keinen Fluchtweg. Er war eingeschlossen. Er hing buchstäblich fest, denn er hatte große Mühe, seinen Pfahl wieder aus dem Sack hervorzuzerren. Durch den Schwung taumelte er einige kleine Schritte zurück, hatte sich wieder gefangen und spürte endlich die Wand als Stütze in seinem Rücken.
Sie gab ihm den nötigen Halt, um auf den Beinen zu bleiben. Der Wagen rollte schaukelnd über die Schienen. Er hörte den schrillen Pfiff der Lok. Es würde nicht dunkel werden, denn Tunnels gab es auf diesem Teil der Strecke nicht. Die würden erst später in den Bergen wieder anfangen.
Die Kälte spürte er nicht mehr. Ihm war schon beinahe heiß geworden. Sein Adrenalinspiegel war gestiegen. In den nächsten Minuten würde es zu einer Entscheidung kommen müssen. Nur einer von ihnen konnte siegen.
Frantisek traute der Bestie alles zu. Sie war jetzt gewarnt worden. Sie würde bei einem Angriff raffinierter vorgehen, und eine perfekte Chance, die Waffe in den Leib des Vampirwolfs zu rammen, würde Marek so schnell nicht bekommen.
Die Bestie richtete sich auf. Sie war nicht nur zu hören, auch gut zu sehen, da genügend Licht durch das Loch im Dach fiel. Der Vampirwolf hielt sich dort auf, wo auch die Säcke standen. Er hatte sie als Stütze genutzt. Sein Kopf bewegte sich von einer Seite zur anderen. Marek gelang ein guter Blick in das Gesicht des anderen.
Nein, ein Gesicht war es nicht. Eine Fratze, ein Zerrbild. Zwar menschlich aussehend, aber trotzdem anders. Es lag auch an dem breiten Maul, das auf Marek einen irgendwie schleimigen Eindruck machte, vor allen Dingen deshalb, weil es stark verzogen war. Die Lippen weit zurückgezogen, so daß die beiden langen, säbelartigen Hauer deutlich hervortraten.
Zwischen den beiden Zahnreihen schimmerten Schleimfäden. Es war der Speichel der Bestie, und mit einem Schlag seiner Zunge trennte sie die Fäden.
Dann kam sie vor. Mit einer Pranke zerrte sie einen Sack hoch und hielt ihn als Deckung vor sich.
Damit hatte Marek gerechnet. Es war für den Unhold die beste Position. Wenn der Pfahl auf den Körper zielte, konnte er ihn sofort abwehren.
Der Pfähler befand sich in einer Zwickmühle, die sich immer mehr zur Falle verdichtete. Er verlor zwar nicht den Überblick, wußte aber im Moment nicht, wie er sich verhalten sollte. Er war es nicht gewohnt, aufzugeben, und er spielte mit dem Gedanken, auf diesen Mörder zuzulaufen und alles auf eine Karte zu setzen. Den Pfahl erneut in den Sack zu rammen. Möglicherweise gelang es ihm dann, die Bestie von den Beinen zu reißen.
Unsinn.
Das war nicht zu schaffen.
Dieses Untier konnte dank seiner körperlichen Kräfte mit ihm machen, was es wollte. Marek brauchte nur in die Augen zu schauen, um sicher zu sein, daß sein Ende für dieses Monstrum längst eine beschlossene Sache war. Und der Waggon war nur die schlechteste Plattform, um sich verteidigen zu können.
Nicht stärker sein, sondern schlauer!
Diesen Satz hämmerte sich Marek ein, während ihn die Raubtieraugen fixierten.
Der Pfahl brachte ihn nicht weiter, aber die Idee schoß plötzlich durch seinen Kopf, und der Pfähler setzte sie sofort in die Tat um. Den Vampirwolf überraschte es bestimmt, als Marek seine vorn zugespitzte Waffe verschwinden ließ. Für einen Moment blieb er sogar sehen, aber den Sack mit den Metallspänen setzte er nicht ab.
Da hatte Marek bereits das Pendel hervorgeholt. Der Stein berührte nur für einen Moment seine Handfläche, bevor ihn Franitsek nach unten fallen ließ.
Das Band hielt er fest.
Das Gesicht des Pendels wies nach vorn, und dieser Unhold mußte es einfach sehen können. Marek wußte, daß er mit dem Pendel die Blutsauger nicht vernichten, sondern nur aufspüren konnte. In diesem Fall
Weitere Kostenlose Bücher