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0955 - Der Gruftie

0955 - Der Gruftie

Titel: 0955 - Der Gruftie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Frau mit ihrem schwarzen Bubikopf, dem schimmernden Charlestonkleid, das viel zu kurz für sie war, aber bei Sheila für einen Heiterkeitserfolg sorgte, im Gegensatz zu dem bleichen Gesicht. Die Erscheinung erinnerte Sheila an eine weibliche Mumie aus dem alten Ägypten, die man vergessen hatte, in ein Grab zu legen.
    Nur die schmalen Lippen waren in einem häßlichen Dunkelrot geschminkt. Immer wenn das schmale Ende der Zigarettenspitze darin verschwand, sah es so aus, als würde sich eine Wunde öffnen.
    Sheila wären die beiden eigentlich egal gewesen, aber diese Frau glotzte sie beim Essen an, daß es schon eine Zumutung war. Ihr Mann starrte auf die jungen Starlets. Immer wenn er ein Girl gesehen hatte, das ihm besonders gut gefiel, saugte er heftig an seiner Zigarre.
    »Dir scheint es zu schmecken«, meinte Sheila. Ihre Stimme klang bissig.
    »Ja.« Bill unterstrich die Antwort mit einem Nicken. »Schmeckt es dir denn nicht?«
    »Es geht.«
    »Das liegt an der Einstellung.«
    Die »Mumie« meldete sich zu Wort. »Die Austern«, sagte sie mit einer Krächzstimme, die auch zu einem Vogel gepaßt hätte, »sind übrigens ausgezeichnet. Sie sollten sie kosten.«
    Bill lächelte sie an. »Danke, Lady, aber ich mag sie nicht.«
    »Sie steht wohl mehr auf - ähm…«
    »Klar!« mischte sich Sheila ein. »Wir sind die absoluten Fast-Food-Fans. Hamburger, Cheeseburger und so.«
    »Ach ja. Wie nett.« Die Tante lächelte säuerlich, aber ihr Gatte drehte sich um.
    »Da ist alles frisch, beim Fast food, meine ich.« Seine Augen blitzten. »Ich liebe Frischfleisch.« Er schaute dabei Sheila so direkt an, daß diese am liebsten ihren Teller in das Gesicht des Mannes geleert hätte. Sie tat es nicht und sagte nur: »In Ihrem Alter und wenn ich ein Mann wäre, würde ich auch dafür schwärmen.«
    Jetzt griff die »Mumie« ein. Unter der blassen Schminke zuckte ihre Haut. »Was hat die Frau damit gemeint, Hubert?«
    »Das kann ich dir auch nicht sagen, Cynthia. Wir sollten am besten gehen und die Herrschaften nicht stören. Sie scheinen sich hier auf dem Fest verlaufen zu haben.«
    Bill nickte ihr zu. »Sie haben recht. Wir sind durch ein offenes Fenster geklettert.«
    Das war zuviel für Cynthia und Hubert. Sie standen auf und gingen grußlos davon.
    »Endlich«, stöhnte Sheila. »Wenn ich mir diesen Waterman anschaue und noch sehen muß, mit welchen Typen der sich umgibt, wird mir ganz anders, ehrlich.«
    »Halte durch.«
    »Aber nur dir zuliebe.«
    »Danke, verstanden.« Bill wickelte ein Stück Lachs um seine Gabel und schob sich den geräucherten Fisch dann in den Mund. »Er ist gut«, sagte er kauend. »Man kann ja von Waterman halten, was man will, aber er hat sich nicht lumpen lassen.«
    »Das Fest kann er auch von der Steuer absetzen!« zischte Sheila und tupfte ein Stück Fleisch in die rote Soße. Sie schob es in den Mund, dazu noch ein Salatblatt und spülte mit einem Schluck Rotwein nach, den sie einem Mädchen vom Tablett nahm.
    Bill holte sich ein Glas Weißwein, setzte sich wieder auf seinen Platz, und Sheila wunderte sich, daß er schon satt war. »Willst du dir nichts mehr holen?«
    »Nein.«
    »Gut, dann darf ich dir die nächste Frage stellen. Ich möchte wissen, wie wir den Rest der Zeit noch überbrücken sollen. Meinetwegen können wir verschwinden.«
    »Ich muß noch mit Waterman reden.«
    Sheila zog die Augenbrauen zusammen. »Bist du so scharf darauf, als TV-Moderator auf der Glotze zu erscheinen?«
    »Nein.«
    »Was hält dich dann hier? Warum willst du den Job überhaupt annehmen, Bill?«
    »Es ist eine Chance, aber nicht für mich, sondern für andere Menschen. Ich kann versuchen, ihnen gewisse Dinge, Phänomene oder Vorgänge näherzubringen. Die Zuschauer sollen daran teilhaben, was ich auch erlebt habe. Bei mir war es live. Ich könnte sie via Bildschirm an diesen Reisen teilnehmen lassen, und eines will ich dir sagen: Von Douglas Waterman lasse ich mich nicht über den Löffel barbieren.«
    »Das ist deine Entscheidung. Finanziell haben wir es ja zum Glück nicht nötig.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Sheila tupfte ihre Lippen mit einer Serviette aus Stoff ab und erhob sich schlangengleich. Auch Bill stand auf. Er hörte, daß sich seine Frau die Füße vertreten wollte.
    »Hier oder drüben?«
    »Laß uns mal hier weitergehen.« Sie hatte damit die zweite Tür des kleinen Saals gemeint. Was dahinter lag, wußten die beiden Conollys nicht, jedenfalls wurde dort nicht gefeiert. Aber die Tür

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