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0955 - Der Gruftie

0955 - Der Gruftie

Titel: 0955 - Der Gruftie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefrorenen Boden und mit den beiden Ellenbogen auf. Der Stoß zuckte durch ihren gesamten Körper und sorgte für eine sekundenlange Lähmung.
    Die Klaue hielt sie eisern fest. Wie angeschweißt umklammerten die Finger den Knöchel. Mit dem freien Fuß trat Jane reflexartig immer wieder zu, ohne allerdings ein Ziel zu treffen. Die Hacke schrammte über den harten Boden, der ihre Haut aufgescheuert hätte, wäre da nicht der Schuh als Schutz gewesen.
    Jane fand auch für ihre Pistole kein Ziel. Nur die Knochenklaue hatte sich aus dem Boden geschoben. Wenn sie die Hand traf, dann würde sie auch ihren eigenen Fuß erwischen. Die Gestalt steckte einfach zu tief unter der Erde. Noch immer wollte ihr nicht in den Sinn, daß es ein Skelett mit einem normalen Kopf gab, das lebte, sich bewegte und auch kämpfen konnte.
    Dann wieder ein Ruck. Diesmal setzte das Skelett all seine Kraft ein. Es schleifte die auf dem Rücken liegende Jane über den Boden und dabei immer näher auf das Grab zu. In ihrer Nähe gab es nichts, an dem sie sich festhalten konnte, und sie wußte auch, was folgen würde. Die Gestalt wollte sie holen. Hineinziehen in ihr Grab, in ihr Reich, wo sie elendig ersticken und sterben würde. Noch hielt die Detektivin ihre Waffe fest. Mit der freien Linken suchte sie auch weiterhin nach einem Halt. Ohne Erfolg. Die starren Büsche standen zu weit entfernt, und so litt sie weiter und glitt immer mehr ihrem eigenen Verderben entgegen.
    Sie strengte sich an. Sie schwitzte. Die Anstrengung war ungeheuer. Sie hörte ihr eigenes Keuchen, das klang wie das Schnaufen einer Lokomotive.
    Der Griff der Klauen lockerte sich nicht, doch Jane spürte ihr rechtes Fußgelenk schon lange nicht mehr.
    Es war ein Kampf der unterschiedlichen Voraussetzungen. Nur einer konnte ihn gewinnen. Jane befürchtete, daß sie auf der Verliererstraße blieb. Gegen diese Macht kam sie nicht an. In der Gestalt steckten bereits höllische Kräfte, die der Teufel selbst in dieses verfluchte Gerippe eingegeben hatte.
    Sie hielt die Augen weit offen. Über ihrem Kopf breitete sich der Himmel aus. Sie sah die unzähligen Sterne wie winzige, funkelnde Augen, die auf sie niederblinzelten, um ihren Weg in den Tod zu verfolgen. Sie wußte, daß ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Allmählich dachte sie darüber nach, daß sie etwas unternehmen mußte, um dieser mörderischen Klemme zu entkommen.
    Aber welche Möglichkeiten gab es für sie?
    Sollte sie schreien? Ihre Wut und auch Hilflosigkeit einfach hinausbrüllen, darauf hoffend, daß irgend jemand ihre Schreie hörte und ihr zu Hilfe kam?
    Nein, keine Chance, überhaupt keine. Die Schreie würden die Stille der Nacht zerreißen, aber nicht bis in das Innere des Hauses dringen, wo die Fete lief.
    Ihre Gedanken wanderten ab. Klar, dieser Douglas Waterman hatte sehr genau gewußt, warum er sie zum Schutz engagiert hatte. Er hatte sich bedroht gefühlt. Er wußte genau, daß ihm einige Dinge auf seinem Grundstück nicht geheuer waren. Da kam eines zum anderen.
    John Sinclair!
    An ihn dachte sie auch. Sie hatte ihn angerufen, als hätte sie es gewußt.
    Warum war er noch nicht hier?
    John war kein Mensch, der lange wartete, wenn man ihn um etwas bat. Auch er war kein Supermann und mußte sich mit den Widrigkeiten des Wetters auseinandersetzen. Auf den Straßen gab es überall Glatteisfallen. Wie leicht konnte auch ein vorsichtiger Fahrer dort hineingeraten und in den Graben rutschen.
    Sie mochte es drehen und wenden, wie sie wollte. Es führte kein Weg daran vorbei. Jane Collins war diesem verdammten Skelett hilflos ausgeliefert. Aber hilflos wollte sie nicht sein. Sie kämpfte weiter. Sie wollte nicht aufgeben, und als sie merkte, daß bereits ihr linkes Bein auf dem weichen Boden lag, da sammelte sie noch einmal ihre Kräfte und versuchte es.
    Sie gab sich den innerlichen Ruck. Gepaart mit einem eisernen Willen gelang es ihr, den Körper in die Höhe zu wuchten. Zugleich auch den rechten Arm. Sie suchte das Ziel. Die Beretta in ihrer Hand schwankte. Nie fand die Mündung den Schädel oder einen Körperteil, denn das Skelett steckte nach wie vor unter der Erde.
    Sie schoß trotzdem.
    Jane hatte Glück gehabt, nicht ihren eigenen Fuß zu treffen. Die Kugel schlug dicht neben ihm in die weiche Erde, blieb aber dort auch stecken, ohne ein Ziel erwischt zu haben.
    Das Echo hatte die Stille zerfetzt. Es hallte durch den leeren Garten, aber es wurde von keinem Menschen gehört, der ihr zu Hilfe gekommen

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