0955 - Der Gruftie
ein gutes Honorar, und Jane war mal wieder froh, aus dem Haus zu kommen.
Sie stieg in ihren Golf und startete. Es würden keine Gäste mehr kommen, die letzten waren vor einer halben Stunde eingetroffen, und die Feier würde sicherlich bis zum frühen Morgen dauern und irgendwann auch ausufern. Dafür sah Jane die Gäste an, die nicht eben ihre Kragenweite waren.
Der Golf sprang sofort an. Sein Inneres war ein kalter Käfig, und Jane stellte die Heizung sowie Gebläse auf die höchste Stufe. Trotz der Handschuhe waren ihre Hände kalt geworden. Sie rieb sie aneinander, dann fuhr sie in die kalten Nacht hinein.
Ein Fußweg hätte schon ziemlich lange gedauert, mit dem Wagen war sie dagegen bald am Ziel. Als sie in die Straße einbog, die an die Rückseite des Grundstücks grenzte, schossen die kalten Scheinwerferstrahlen in die Finsternis hinein und holten aus ihr einen an der linken Seite parkenden Wagen aus der Dunkelheit.
Es war ein Nissan. Solch ein Auto fuhr auch Casey Quenton.
Er hatte seinen Job bisher gut gemacht, auch dort geparkt, wo es ausgemacht worden war. Jane konnte zufrieden sein. Sie stoppte hinter dem Nissan, löschte die Lichter und wollte schon aussteigen, aber sie zögerte damit.
Etwas gefiel ihr nicht…
Natürlich hatte sie unterwegs an das Skelett gedacht, und sie hatte auch nicht damit gerechnet es zu sehen. Sie wunderte sich nur darüber, daß dieser Kollege nicht an ihren Wagen herantrat, um sie zu begrüßen und ihr Details zu erzählen.
Jane hatte die Stirn gerunzelt, als sie die Autotür öffnete und ausstieg. Sie blieb für einen Moment neben ihrem Wagen stehen, um die Umgebung zu kontrollieren, die aber blieb ruhig. Demnach mußte Casey noch im Wagen sitzen.
Das leichte Drücken in der Magengegend wollte nicht verschwinden, als Jane sich dem Nissan näherte. Sie ging sehr leise und wollte keine anderen Geräusche übertönen. Neben dem Fahrzeug blieb sie stehen. Eigentlich hatte sie trotz allem damit gerechnet, Quenton in seinem Auto sitzen zu sehen, nur war die Fahrgastzelle des Nissans leer.
Jane öffnete die Fahrertür und wunderte sich nicht mal darüber, daß diese nicht abgeschlossen war.
Die Rätsel nahmen ebenso zu wie ihre Unsicherheit und das Gefühl, bedroht zu werden.
Die Innenbeleuchtung war gerade hell genug, um erkennen zu lassen, daß sich niemand mehr in diesem Auto aufhielt. Sie beugte sich noch hinein und stellte fest, daß sich ein gewisser Geruch ausgebreitet hatte, der ihr gar nicht gefiel.
Jane überlegte, wonach es roch.
Nach Erde. Zumindest leicht faulig. Ihr schoß der Begriff Verwesung durch den Kopf. Dann dachte sie daran, was Casey ihr erzählt hatte. Der Besucher war halb verwest gewesen. Ein Skelett mit Kopf. Also konnte er den Geruch hinterlassen haben.
Die zweite Haut lag nicht wegen der Kälte auf ihrem Rücken, als Jane sich wieder zurückzog und die Tür schloß. Ihr Herz klopfte stärker. Sie wußte, daß etwas geschehen war, nur mußte sie herausfinden, wohin sich Casey Quenton gewandt hatte.
Oder war er geholt und entführt worden?
Das konnte auch zutreffen. Jane suchte nach Spuren, die eventuell zurückgeblieben waren. Sie ging um den abgestellten Nissan herum, ohne allerdings etwas zu entdecken.
Der Kollege war verschwunden, ohne etwas hinterlassen zu haben. Aber er hatte sich nicht freiwillig aus dem Staub gemacht, das wußte die Detektivin auch.
Was tun?
Ihn suchen, nicht mehr und nicht weniger. Sie dachte noch einmal darüber nach, was ihr der Mann berichtet hatte. Wenn dieses Skelett ihn entführt hatte, mußte er auch irgendwo hingebracht worden sein, denn die unmittelbare Umgebung des Autos war leer.
Welches Ziel?
Rechts der Straße stand kein Haus. Freies Feld mit Buschwerk und Niedrigwald bedeckte den Boden, aber an der linken Seite lag das große Waterman-Grundstück. Eine Mauer aus Bruchsteinen schützte es vor neugierigen Blicken. Tiefer auf dem parkähnlichen Gelände wehte der schimmernde Schein irgendwelcher Laternen durch, aber diese Lichter waren für Jane beinahe so entfernt wie die Sterne am Himmel.
Das Grundstück zog sie an. Es eignete sich hervorragend als Versteck. Da gab es Deckung wie in einem Park. Da konnte sich schon eine Truppe Soldaten verstecken, ohne entdeckt zu werden. Jane war noch nicht dort gewesen, aber sie hatte mit Waterman kurz darüber gesprochen. Er war stolz auf sein Land, und er hatte auf seinem Grundstück Gärten verschiedener Stilrichtungen angelegt, unter anderem auch bestückt
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