0957 - Das Aibon-Gezücht
es aussieht.«
»Schön, Bill. Dann können wir ehrlich miteinander sein.«
»Waren wir das nicht bisher?«
»Nein, nicht ganz.«
»Was fehlte denn noch?«
»Das hier!« rief Snake. Sie sprang plötzlich hoch. Dabei raffte sie ihren Rock und schlug ihn in die Höhe, als wollte sie ihn über dem Kopf zu einer tulpenförmigen Glocke zusammenbinden, was natürlich nicht geschah. Dafür bekamen die Conollys mit, wer diese Snake tatsächlich war, und daß sie den Namen zurecht trug.
Ihr Körper war kein Körper, auch wenn er so aussah. Tatsächlich aber bestand er aus einer Ansammlung von Schlangen, die plötzlich explodierten, als hätte jemand eine Granate in sie hineingeschleudert…
***
»Kapman’s Field«, sagte Suko, »das habe ich noch nie gehört. Du vielleicht, John?«
»Auch nicht. Dabei frage ich mich, wie diese Snake ausgerechnet dorthin gelangt ist und wieso dein Vetter Fin Wai so gut darüber Bescheid wußte. Das deutet beinahe darauf hin, daß die beiden gemeinsame Sache machen. Oder siehst du das anders?«
»Anders, John.«
»Und warum?«
»Meine Freunde beobachten nur. Sie greifen nicht ein. Ihnen kommt es darauf an, Wissen zu erlangen.«
»Toll - das sie dann für sich behalten.«
»Das ist nie auszuschließen, John. Aber sie bringen es an, wenn sie davon überzeugt sind, daß es eine gute Sache ist. Fin Wai ist natürlich jemand, der sich den Schlangen verschrieben hat. Sie sind sein Lebenswerk, sein Lebensunterhalt. Er kennt sie eben.«
»Dann hätte er uns mehr über Snake sagen können«, erklärte ich meinem Freund, der fuhr.
»Ja, das stimmt. Aber kann ich ihn zwingen? Er hätte uns gar nichts sagen müssen. Daß wir zu einem bestimmten Ziel unterwegs sind, verdanken wir Fin Wai.«
»Ja, ich sage nichts mehr. Trotzdem geht es mir quer, daß derartige Personen besser informiert sind und mehr wissen als wir Polizisten.«
»Gönne es ihnen. Solange wir davon profitieren, ist es gut.«
Ich winkte ab. »Du siehst das anders, Suko, da kann man nichts daran ändern.«
Kapman’s Field lag außerhalb Londons. Ziemlich am Rande, aber nicht weit von einigen Schnellstraßen entfernt, die auch in Richtung Wimbledon führten.
Es war ein Gelände, das man irgendwie vergessen hatte. Schon als wir in die Nähe des ehemaligen Friedhofs kamen, sah es beinahe so aus wie auf dem Mond oder einem fremden Planeten. Eine sehr kahle Umgebung. Niederholz, das grau auf dem gefrorenen Boden wuchs. Hier und da ein paar Büsche, aber keine Häuser oder wenigstens Hinweise auf Wohnungen, nicht mal Wohnwagen.
Da Suko fuhr, schaute ich auf der Karte nach. Die nächsten Häuser standen gut zwei Meilen entfernt und waren von uns aus nicht zu sehen, da noch ein Damm das Gelände trennte. Über ihn fuhr hin und wieder der Zug in Richtung Küste.
Der ehemalige Friedhof lag hinter dem kleinen Wald aus Niederholz. Wir mußten das Gebiet umrunden und sahen ihn dann. Daß es ein Friedhof war, hätten wir beim besten Willen nicht erkannt, denn schon aus einer gewissen Entfernung heraus wirkte er wie eine Müllkippe. Man hatte wirklich alles an Dreck, Abfall und Schutt dorthin gekippt, was man nicht mehr brauchen konnte. Wenn einer mal damit anfing, folgten ihm die anderen dann auf dem Fuß.
»Und wem gehört der Wagen?« fragte Suko plötzlich. Er war so überrascht, daß er langsamer fuhr und dann stoppte.
Ich hatte meinen Blick angehoben und mußte meinem Freund recht geben. Der Golf sah aus wie das Fahrzeug der Conollys. Sicherlich etwas blaß im Gesicht schaute ich Suko an.
»Sorry, aber ich kann mir keinen Reim darauf machen, John. Tut mir leid.«
»Warum haben sie uns keinen Bescheid gegeben?«
Suko hob die Schultern. »Frag mal lieber, wie sie auf diesen Ort hier gekommen sind.«
»Das würde mich auch interessieren.«
»Snake.«
Ich nickte. »Genau, Suko. Snake! Sie wird die beiden gelockt haben. Verdammt, wir hätten sie nicht aus den Augen lassen sollen.«
»Was willst du! Jetzt haben wir sie.«
»Gut, aber laß den Rover hier stehen« Wir stiegen aus. Der Weg zum Ziel war nicht weit. Der Wagen stand vor dem eigentlichen Friedhof, der zur Müllhalde degradiert worden war und sich uns auch so präsentierte.
Wer hier einfach seinen Dreck abkippte, war ein Schwein.
Ich ärgerte mich darüber, aber wichtiger waren die Conollys und die Schlangen.
Wir hatten sie nicht gesehen. Es bewegte sich nichts auf dem Boden.
Der Frost hielt ihn weiterhin in seinem starren Griff. So war ich schon beinahe
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