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0957 - Das Aibon-Gezücht

0957 - Das Aibon-Gezücht

Titel: 0957 - Das Aibon-Gezücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gar nichts übrig, als dem Blick zu folgen.
    »Gott, das ist es«, hauchte Sheila. »Das ist das Gezücht! Das ist der Schlangen-und Menschenfresser!«
    ***
    Woher er gekommen war, spielte keine Rolle. Jedenfalls hatte er sich gezeigt, und er trat auf wie ein mächtiger Götze.
    Er war nackt. Er war widerlich glatt, hatte ein kaltes, wie aus Stein gemeißeltes Gesicht. Augen, die tief in den Höhlen lagen, weil die Stirnplatte weit nach vorn wuchs und zudem noch Platz für die beiden Hörner haben mußte.
    Eine starre Nase, ein ebenfalls starres Kinn, die rötliche Haut mit dem blauen Hauch, darüber der breite Mund und der nackte muskulöse Körper, in den hineingeschaut werden konnte, ohne daß irgendwelche Organe, Adern oder Knochen zu sehen waren.
    Sheila war nicht nur wie benommen. Sie verspürte zugleich eine gewisse Faszination und flüsterte: »Das muß der Götze der Zukunft sein. So und nicht anders.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Sie hob die Schultern. »Ich kann es dir nicht sagen, Bill. Es flog mir einfach so zu. Ich habe den Eindruck, als hätten sich meine Augen weit geöffnet. Dieses widerliche Wesen da vor uns ist das Spiegelbild unserer Gesellschaft. Alle wollten alles sein. Mal homosexuell, mal hetero, wie es gerade paßt. Androgyn ist Trumpf. Neutral sein, ein Neutrum sein, ein Es, sich immer aus allem das Beste heraussuchend. So liegen die Dinge, Bill. So und nicht anders.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe Augen im Kopf - wie du, mein Lieber. Zudem haben wir schon des öfteren darüber gesprochen. Schau dich in der Londoner Szene um. Da kommen sie überall aus ihren Löchern. Eben all die Endrogynen, die mit nichts was am Hut haben. Dieser Götze paßt, denn auch die Schlange als lachende Dritte paßt, wie es schon einmal der Fall gewesen ist. Allmählich durchschaue ich das Spiel. Die andere Seite will den Menschen wieder Götter bringen, die man verehren und anbeten soll. Und so sehen sie aus. Zu einem Drittel Teufel, zu einem Drittel Schlange, zu einem Drittel Mensch.«
    Der Kopf lachte. Sein Mund wurde regelrecht in die Breite gezogen. Das Kichern wiederholte sich einige Male, und Sheila bekam eine Gänsehaut. »Ja, ihr habt es begriffen. Sehr gut, wirklich. Es ist alles so, wie du es dir vorgestellt hast. Die Zeit der neuen Götter ist angebrochen. Es geht auf die Jahrtausendwende zu, und da fangen die Menschen an, Angst zu bekommen. Sie suchen nach neuen Wegen, und sie suchen auch nach neuen Göttern. So beginnt es, so wird die Schlange wieder in den Vordergrund rücken und der alte Götze aus Aibon zu neuen Ehren gelangen. Er ist nach den Vorstellungen der Menschen gefertigt worden. Er vereinigt das Böse und das Starke. Frauen werden sich freuen, wenn sie ihm nahekommen, aber auch Männer werden ihn interessant finden. Er ist der Götze der Zukunft. Aus dem Paradies der Druiden wird eine neue Religion entstehen und die Welt erschüttern.«
    Es war schaurig und lächerlich zugleich, so etwas zu hören. Da war nur der Frauenkopf, der sprach, es gab keinen Körper. Es gab keine Lunge, keinen Magen, keine Beine oder Arme. Nur der Schädel fing an zu sprechen, und er wurde durch die Magie des Landes Aibon gespeist.
    »Nein«, sagte Bill Conolly so entschieden wie nur eben möglich. »Das alles wird nicht geschehen. Die Druiden werden den Menschen keine Religion bringen, und du wirst die Chance auch nicht haben.«
    Snake lachte. »Was wollte ihr denn? Mich töten?«
    »Ja, dich zerstören.«
    »Gut, das könnt ihr. Ich bestehe nur aus Kopf und Schlangen, die zu unserer neuen Religion gehören, aber den neuen Götzen könnt ihr nicht aufhalten. Er ist für die Erde gemacht. Er kann nicht erschossen werden. Kugeln machen ihm nichts. Er wird seine Herrschaft antreten. Er hat sich zurückgehalten. Er braucht zunächst auch nicht mehr gefüttert zu werden. Keine Katzen, keine Hunde, doch wenn er will, dann bekommt er sie, auch Menschen.«
    Bill hatte zugehört. Das Gewimmel der Schlangen in seiner Nähe interessierte ihn nicht. Es kam ihm zunächst einzig und allein auf den Kopf der Frau an.
    Danach würde er sich dann um den Götzen kümmern. Bill zog seine mit geweihten Kugeln geladene Waffe.
    »Ich werde dich erschießen«, drohte er.
    Der Kopf öffnete sein Maul noch weiter. Dann fing er an zu lachen und zu kichern.
    Bill zielte.
    Und eine Stimme sagte: »Tu es, Bill, es muß sein…«
    ***
    Durch den Körper des Reporters ging ein Ruck. Er hörte sich selbst laut atmen, dann stöhnte er

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