0957 - Der Traumplanet
waren sechsgliedrig. Außer den Beinen benützten sie ein aus dem Mittelrumpf wachsendes Armpaar für die Fortbewegung. Das hatte zur Folge, daß sie nicht ganz aufrecht, sondern ein wenig vornübergebeugt einherschritten. Ein zweites Armpaar befand sich in Schulterhöhe. Aus den Schultern der fremden-Geschöpfe ragte eine Kugel von geringem Durchmesser. Sie erschien auf den ersten Augenblick als das Aquivalent des menschlichen Schädels. Wer jedoch auch nur einen Augenblick darüber nachdachte, dem wurde klar, daß die Miniaturkugel unmöglich die zahlreichen und vielfältigen Funktionen des Menschenkopfes in sich bergen konnte.
„Kellner", sagte der Ilt ohne jeden Zusammenhang.
„Wie ...?"
„Ich habe mich schon lange gefragt, wo in diesem Wirtshaus, das sie Guckys Inn nennen, die Bedienung bleibt." Er machte eine fahrige Geste in Richtung der Bildfläche. „Dort ist sie!"
„Woher kommen die Kerle? Und was wollen sie?"
„Ich nehme an, daß sie ihren ständigen Aufenthalt irgendwo in den Höhlen des Planeteninnern haben. Was wollen sie? Wie wäre es, wenn sie wüßten, daß hier an Bord alles schläft? Denkbar, nicht wahr? Sie kommen, um zu plündern. Und die Transportfahrzeuge haben sie gleich mitgebracht. Sie sind anscheinend auf umfangreiche Beute aus. Mit den Scheiben könnte man fast die ganze ERRANTHE abtransportieren."
„Da werden sie sich umsehen!" feixte Milder Dano. „Sie machen mir nicht den Eindruck, als könnten sie gegen unseren Schutzschirm etwas ausrichten."
Zu seiner großen Überraschung schüttelte Gucky den Kopf.
„Kein Schutzschirm, keine Gegenwehr. Wir lassen sie einfach gewahren."
„Aber warum ...?"
„Sie soilen uns den Weg ins Innere des Planeten zeigen! Wir müssen die Traummaschine finden."
2.
Es geschah zu Beginn aller Zeiten, daß der Erste Diener des Donners Gesetze erließ, die das Geschick des Volkes der Valugi in eine neue, zukunftsverheißende Bahn lenkten.
„Es sollen", sprach Trahdor, der Erste Diener des Donners, „fortan keine Häuser aus Stein, sondern nur noch solche aus biegsamem Holz gebaut werden, die sich rasch auseinandernehmen lassen und deren Bestandteile auf Wagen mühelos transportiert werden können.
Wer diesem Gebot zuwiderhandelt, der soll gefesselt in einer Höhle der giftigen Dämpfe abgelegt und dem Tod überlassen werden, den der Gott des Donners ihm zugedacht hat."
Dieses war das erste Gesetz, und die Valugi befolgten es gehorsamnicht nur, weil sie nicht in einer Höhle der giftigen Dämpfe ausgesetzt werden wollten, sondern auch, weil sie das Gesetz für weise hielten, und besonders, weil sie Trahdor, den Ersten Diener des Donners, um seiner Weisheit und Weitsichtigkeit willen verehrten.
„Es sollen diejenigen", sprach Trahdor weiter, „die die Zucht von Trepiden und Rensen zu ihrem Beruf machen, von nun an besonderen Wert darauf legen, daß Tiere gezüchtet werden, die sich durch Stärke und Schnelligkeit auszeichnen. Denn das Wohl des Volkes hängt davon ab, daß es sich in Zeiten der Gefahr schnell von dem bisherigen Wohnort an einen anderen Ort begeben kann und daß dieser neue Ort möglichst weit von dem bisherigen Wohnort entfernt liegt, auf daß die Gefahr nicht nachfolgen kann.
Es soll aus weisen Frauen und Männern, die sich auf die Zucht von Zugtieren verstehen, ein Rat gebildet werden, der die Zuchtergebnisse der Trepiden- und Rensen-Züchter beurteilt und den erfolgreichsten Züchtern im Sinn dieses Gebots Preise zuspricht. Die aber, denen solche Preise zugesprochen werden, sollen für die Dauer des nächsten Umlaufs nicht den zehnten, sondern nur den zwölften Teil ihrer Habe und ihres Einkommens an Steuern entrichten."
Auch dies war ein wichtiges Gebot. Denn viele der Trepiden- und Rensen-Züchter waren in den jüngsten Jahren dazu übergegangen, Tiere für Rennzwecke zu produzieren. Diese dienten zwar der Unterhaltung, denn Trepiden- und Rensen-Rennen waren ein beliebter Zeitvertreib der Valugi. Aber um einen mit Hausrat beladenen Wagen zu ziehen, wie es in den Zeiten der Gefahr erforderlich war, waren sie wenig geeignet. Denn sie besaßen zwar Schnelligkeit, aber keine Ausdauer, und überdies waren sie nicht daran gewöhnt? im Geschirr zu gehen.
„Von diesem Tag an", sprach der Erste Diener des Donners weiter, „soll es einen neuen Kalender geben, nach dem sich unser aller Leben richten wird. Fürderhin wollen wir nicht darauf warten, bis der Gott des Donners uns seinen Zorn spüren läßt, sondern wir
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