0957 - Der Traumplanet
wollen dem Gott lieber zugestehen, daß er aufgrund unserer Unvollkommenheit zwar mit gutem Anlaß zornig ist, uns ansonsten aber den Folgen, die das Wüten seines Zornes in der Vergangenheit gehabt hat, rechtzeitig entziehen. Der Gott des Donners hat es in unsere Bewußtseine gelegt, die Zeiten, zu denen er zornig wird, im vorhinein zu wissen. Mit Hilfe dieser seiner Gnade werden wir uns an den >Tagen des Gehorsams<, die der neue Kalender enthält, von unseren bisherigen Wohnorten fortbewegen und eilends an einen anderen ungefährdeten Ort begeben."
Diejenigen, die zwischen den Zeilen zu lesen verstanden, erkannten daß Trahdor ungeachtet seiner frommen Red eweise nicht mehr und nicht weniger vorhatte, als den Gott des Donners übers Ohr zu hauen, und verehrten ihn dafür um so mehr. Zu ihrer Ehrfurcht trug bei, daß Trahd or bei seinem Amtsantritt den hochtrabenden Titel seiner Vorgänger, „Meister des Donners", abgelegt hatte und sich statt dessen „Diener des Donners" nannte.
„Und schließlich", beendete Trahdor die Reihe seiner Gebote, „sollen sich die, denen die Natur die Gabe des scharfen Denkens verliehen hat, Mühe geben, ein besseres Rad zu entwickeln, auf daß unsere Reisen zwischen den Orten, an denen wir während eines Umlaufs unser Lager aufschlagen, unbeschwerlicher und mit wenigerAufenthalten vonstatten gehen. Wer glaubt, ein besseres Rad gefunden zu haben, der soll zu mir kommen und es mir vorführen. Ich aber werde das Rad prüfen und den Erfinder, so er ehrlichen Herzens ist, belohnen, auch wenn sein Rad keine Verbesserung gegenüber den heute gebräuchlichen Rädern ist. So aber einer kommt, um sich nur unter dem Vorwand, ein besseres Rad gefunden zu haben, meiner kostbaren Zeit zu erschleichen, so sollen ihm fünfzehn Hiebe auf den Rücken gegeben werden."
Damit war die Reihe der neuen Gebote formuliert. Und obwohl die valugischen Erfind er sich ob der Einschränkung, die der Erste Diener des Donners bezüglich ehrlicher und unehrlicher Herzen gemacht hatte, voller Ungewißheit auf den Falten der Brust kratzten, fanden sich unter ihnen etliche, die schon kurz nach Trahdors Aufforderung an seinem Hof erschienen, um ihm ihre Erfindung vorzuführen.
Unter ihnen war einer, der sich Chroderson nannte und ein völlig neues Prinzip entwickelt hatte.
„Die Schwerfälligkeit unserer Räder, oHerr, liegt nicht an den Rädern selbst, sondern daran, daß sie mit den Achsen fest verbunden sind und diese sich mit ihnen drehen müssen."
„Wie sollte es sonst gehen?" fragte Trahdor mißtrauisch.
„Ich will es dir zeigen, Herr."
Chroderson ließ von seinen Helfern eine kräftige, hölzerne Achse und zwei Scheibenräder, wie sie damals im Gebrauch waren, herbeischaffen. Er zeigte Trahdor und seinem Gefolge eines der beiden Räder. Dieses enthielt als Nabe nicht das übliche mit Stutzen versehene Loch, sondern innerhalb des Loches vielmehr einen Kranz, in dem zahlreiche rundgeschliffene kleine Holzstücke ruhten. Mit ihrer rötlichen Farbe gaben sie zu erkennen, daß sie aus dem ungemein harten Holz des BerudaBaums gefertigt waren.
„Diese Holzstücke, oHerr, rollen rings um die Achse, während das Rad sich über ihnen hinwegdreht", erklärte Chroderson. „Dadurch kann die Achse fest mit dem Wagen verbunden werden, ohne daß das Rad eine Behinderung erfährt."
Der Erste Diener des Donners verstand dies nicht ohne weiteres, aber eine Vorführung überzeugte ihn nachhaltig. Chroderson ließ die beiden Räder auf die Achse montieren und sorgte mit Pfiöcken, die zu beiden Seiten der Radnaben eingeschlagenwurden, dafür, daßsienicht hinunterrutschen konnten. Dieses Gebild eließ er über den Hof hin- und herrollen, und es rollte leichter, als man je eine Achse mit zwei Rädern sich hatte bewegen sehen.
So wurde bei den Valugi das Wälzlager erfunden.
Trahdor rief Chroderson zu sich. Der Erste Diener des Donners stand vornübergebeugt, auf sein mittleres Armpaar gestützt, und das große Auge in seinem kleinen, kugelförmigen Schädel leuchtete in den Farben der Begeisterung.
„Du hast deinem Volk einen großen Dienst erwiesen", sagte er zu dem Erfinder.
3.
Diese Landung auf dem Planeten der auf den Namen Guckys Inn getauft worden war, hatte eine lange und verworrene Vorgeschichte.
Die BASIS war nach den Ereignissen im Mata-Sektor auf den Punkt zugestoßen, den Pankha-Skrins Koordinaten als den Standort der Materiequelle identifizierten. Es war zwar nicht gelungen, sich in den
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