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096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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übernahm gern die Führung, und in kurzer Zeit hatte er sich in seine Rolle gefünden. Es gelang ihm sogar, Julian in den Schatten zu stellen, so daß selbst Marie ihm zuhörte.
    Vor allem wollte er feststellen, ob Mrs. Carawood tatsächlich ab und zu nach Antwerpen reiste. Es war ja möglich, daß sich die Sache sehr einfach und harmlos aufklärte. Geschickt brachte er die Unterhaltung auf den Weltkrieg, auf Belgien, Brüssel und die Städte an der Küste. »Kennen Sie auch Antwerpen, Mrs. Carawood?« Sie sah ihn schnell an und zögerte ein wenig. »Ja, ich bin schon dort gewesen.« »Was, du warst in Antwerpen, Nanny?« Marie schien das bisher nicht gewußt zu haben.
    »Ja, mein Liebling, ich war dort - ich hatte geschäftlich in der Stadt zu tun. Es gibt dort eine Konfektions fabrik, bei der ich viel einkaufe. Die Leute sind sehr geschickt im Kopieren französischer Modelle und die Preise günstig.«
    »Merkwürdig, daß gerade in Antwerpen eine solche Firma existiert«, meinte Julian. »Ich habe noch nie gehört, daß gute Modemodelle aus Antwerpen kommen.«
    »Wieso?« fragte Mrs. Carawood kühl. »Eines der besten Modelle der letzten Saison wurde von einem Fischer in Aberdeen entworfen.« Die Unterhaltung wandte sich wieder anderen Dingen zu, und Julian gelang es aufs neue, Marie in ein angeregtes Gespräch zu verwickeln. Er neigte sich näher zu ihr, und sie schien recht vertraut mit ihm zu sein. Die Unterhaltung mit Mrs. Carawood wurde für John Morlay immer weniger interessant.
    Plötzlich lehnte sich Marie über den Tisch.
    »Nanny, kann Julian mir wohl ein Geschenk machen?«
    »Ein Geburtstagsgeschenk«, sagte Julian bescheiden.
    Mrs. Carawood schien nicht sehr erfreut zu sein, denn sie runzelte die Stirn.
    »Es ist ja eigentlich nichts dagegen einzuwenden«, erwiderte sie jedoch, da ihr kaum etwas anderes übrigblieb.
    Ihre Stimme klang ablehnend. John fühlte, daß die Frau Julian nicht leiden konnte; infolgedessen wuchs seine Zuneigung zu ihr. »Es ist nur ein Ring - ein kleines Schmuckstück«, entschuldigte sich Julian. »Ich sah ihn neulich bei Crather in der Bond Street. Das Geschäft wurde übrigens bestohlen, es ist dort eingebrochen worden.« »Maries Geburtstag liegt aber doch schon drei Monate zurück«, bemerkte Mrs. Carawood.
    »In der Schule hätte sie den Ring doch nicht tragen können«, protestierte Julian.
    Sie sah John an, als ob sie erwartete, daß er sich dazu äußern solle. »Das mag stimmen«, gab sie dann zu. »Ich habe es nicht gern, wenn du Schmuck trägst... aber das ist ja schließlich ein Geschenk, das dir jemand anders auch machen könnte.«
    Sie zögerte und machte eine kleine Pause. »Ich meine, es bedeutet nichts »Nein, es bedeutet durchaus nichts«, entgegnete Marie lachend und wandte sich wieder an Julian. »Also, ich gebe Ihnen die Erlaubnis. Sie können den Umfang meines Fingers messen. Ich habe eine gewisse Schwäche für Smaragde.« Sie streckte den Finger aus. Julian seufzte.
    »Der Ring, den ich Ihnen schenken wollte, hat gerade keinen so kostbaren Stein. Es ist ein italienischer Siegelring.«
    »Aus poliertem Aberdeen-Granit«, sagte John hitzig. »Sie können ihn ruhig annehmen, Marie, es ist kein wertvolles Geschenk.« Julian sah ihn verärgert an.

10
    Bevor sie am Abend zur Stadt zurückkehrten, nahm Mrs. Carawood John beiseite und fragte ihn ein wenig ängstlich, was er an der Feier auszusetzen gehabt hätte, doch selbst wenn er keine Rücksicht auf sie nahm, konnte er eigentlich nur wenig beanstanden. Er sagte aber ganz offen, daß der Diener in der grauen Livree mit den Silberverschnürungen etwas zu aufdringlich gewirkt hätte. Sie selbst gab das auch sofort zu. Morlay ließ Julian nur widerstrebend in Ascot zurück. Er war sehr ungehalten über das Telegramm aus New York, das ihn zwang, nach London zurückzukehren. Er hatte zwar versprochen, am Sonntagmorgen wiederzukommen, aber die Arbeit, die er in seinem Büro vorfand, beschäftigte ihn bis zum Nachmittag, und als er damit fertig war, glaubte er, es wäre zu spät, um noch aufs Land zu fahren.
    Einen Sonntag allein in London zu verbringen ist eine traurige Angelegenheit. Er rief daher Inspektor Peas an, der Dienst in Scotland Yard hatte, und auf dessen Aufforderung hin fuhr er zum Polizeipräsidium am Themseufer. Als er in das Büro trat, fand er den Inspektor in Hemdsärmeln an einem Tisch, auf dem viele Fotos ausgebreitet lagen. Die meisten stellten Männer dar, und jedes war mit einer großen

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