Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
und reichte es ihm.
    Er runzelte die Stirn, betrachtete es und öffnete es dann.
    »Das ist ja der Ring, den ich Ihnen geschenkt habe. Wollen Sie ihn mir zurückgeben?«
    Sie nickte.
    »Das ist aber sehr unfreundlich. Vermutlich hat das alte Weib -« »Ich dulde nicht, daß Sie Mrs. Carawood ein altes Weib nennen. Sie werden sehr höflich sein, was sie betrifft. Auf keinen Fall bekommen Sie sie wieder zu sehen, und Ihre Detektive werden keine weiteren Nachforschungen anstellen. Mich werden Sie auch nicht wiedersehen, und wenn Sie meinem Rat folgen, verlassen Sie in allernächster Zukunft das Land.« Er betrachtete sie durch halbgeschlossene Augenlider, denn er hatte den drohenden Unterton ihrer Stimme wohl gehört. »Warum sagen Sie mir das alles?«
    »Als Sie mir den Ring gaben, sagten Sie doch, ich sollte ihn erst am Morgen betrachten. Ich war aber neugierig, öffnete das Kästchen schon am Abend und - fand einen anderen Ring darin. Es war nicht der, den ich Ihnen zurückgegeben habe.«
    Das Reden fiel ihr im Augenblick schwer. Sie erwartete, daß er heftig protestieren würde, aber er schwieg.
    »Der Ring, den ich an dem Abend sah, hatte einen langen, rechteckigen Saphir, der von vier Brillantklauen gehalten wurde. Nach der Beschreibung habe ich sofort gesehen, daß es sich um den Ring handelte, der ein paar Tage vorher aus dem Juweliergeschäft von Cratcher gestohlen worden war. Sie haben einen bösen Fehler gemacht und mir das falsche Etui überreicht. Die Kästchen haben dieselbe Größe und sind auch beide mit rotem Maroquinleder bezogen. Als Sie dann in die Stadt zurückfuhren, entdeckten Sie Ihren Irrtum und kehrten deshalb nach Ascot zurück. Sie nahmen nachts den Saphirring von meinem Frisiertisch und schickten mir am nächsten Tag per Post den Ring mit dem Rubin zu, den Sie vorher für mich bestimmt hatten.«
    Julian sprach nicht, sein Gesicht glich einer Maske. Er erröte nicht einmal, sondern preßte nur die Lippen etwas mehr als sonst zusammen. »Deshalb sage ich, Sie müssen England verlassen. Es ist vielleicht nicht recht, was ich tue; ich müßte wahrscheinlich zur Polizei gehen und der Behörde mitteilen, was ich herausgefunden habe!« »Werden Sie das tun?« Seine Worte klangen hart wie Stahl. Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich weiß nicht, wie es kommt, daß Sie ein solches Doppelleben führen, aber es ist nicht meine Sache, Sie zu verurteilen.« »Weiß Morlay davon?«
    »Natürlich weiß er das nicht«, entgegnete sie zornig. »Er würde nicht so ruhig bleiben, wie ich es jetzt bin.« Julian holte tief Atem.
    »Ich danke Ihnen«, sagte er schlicht. »Ich werde alles tun, was Sie gesagt haben, aber es dauert wahrscheinlich noch ein oder zwei Wochen, bis ich alles soweit abgewickelt habe, daß ich abreisen kann. Ich muß eine ganze Menge von Geschäften liquidieren.« Sie reichte ihm die Hand, und er drückte sie.
    »Es wäre möglich, daß ich Sie noch einmal sehen muß. Seien Sie nicht ungehalten, wenn ich noch einmal einen Besuch machen sollte. Aber ich verspreche Ihnen im voraus, daß ich Ihnen keine Ungelegenheiten bereiten werde - ebensowenig Mrs. Carawood.«
    Als die beiden gegangen waren, fiel ihm plötzlich ein, daß er Mr. Smith einen Auftrag gegeben hatte, der in offensichtlichem Widerspruch zu seinem Versprechen stand.
    Den ganzen Tag versuchte er, mit Smith in Verbindung zu kommen. Dann kam ihm plötzlich der Gedanke, daß er schließlich doch seinen Plan ausführen könnte. Er war zu neugierig, was der Inhalt des schwarzen Kastens sein mochte.
    In der Zwischenzeit hatte er sehr viel zu tun. Er stellte die Büroräume fest, die Harry, der Kammerdiener, gemietet hatte, und fuhr nach Balham, um den früheren Inhaber zu sprechen. Es war ein armer Erfinder, der mit großen Hoffnungen eine Firma gegründet hatte, im Laufe der Monate aber einsehen mußte, daß er die Räume nicht halten konnte. Schließlich hatte er sie einem liebenswürdigen Amerikaner zur Verfügung gestellt, der nicht nur die Büros, sondern auch die Einrichtung mietete.
    »Ich habe die Möbel nicht verkauft, weil ich immer noch hoffte, von neuem beginnen zu können, aber jetzt sind so traurige Verhältnisse eingetreten, daß ich dazu gezwungen werde.«
    »Deswegen bin ich gerade hergekommen. Ich bin bereit, Ihnen die Möbel abzukaufen.«
    Nach einigem Hin und Her holte der Erfinder ein Aktenstück und alle Rechnungen und Quittungen über seine Anschaffungen. Darunter befand sich auch der Lieferschein für den

Weitere Kostenlose Bücher