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096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Hitze. Vielleicht wird es mir wieder besser, wenn wir in Ascot sind.«
    John war auch hereingekommen und sah sich ebenfalls erstaunt im Zimmer um. Irgend etwas stimmte hier nicht - was mochte es nur sein? Mrs. Carawood sah totenbleich aus, und er entdeckte, was Marie entgangen war: die Teller und Schüsseln mit Brot und Käse, die auf dem Tisch standen. Marie versuchte, den Grund von Mrs. Carawoods Kummer zu erfahren, aber die Frau schob sie zur Tür.
    »Ich - ich kann jetzt nicht sprechen. Ihr dürft euch nicht aufhalten, sonst wird es zu spät zur Vorstellung.«
    Sie wußte, daß sie eine schlechte Schauspielerin war. Außerdem hatte sie beobachtet, daß John das Geschirr gesehen hatte. Aber sie konnte sich jetzt, während Joe hinter der Holzwand stand, nicht anders helfen. Sie war verzweifelt über diese Ironie des Schicksals. Ausgerechnet in diesem Augenblick mußte Marie nach Hause zurückkommen!
    »Können wir nicht jemanden holen, der Ihnen hilft, Mrs. Carawood?« fragte Morlay. »Wir dürfen Sie in dem Zustand doch nicht allein lassen.« »Ich habe Herman hier im Haus - er ist noch nicht zu Bett gegangen«, log sie. »Es ist nur Übermüdung, ich wollte mich sowieso gleich ins Bett legen.«
    Schließlich gelang es ihr, die beiden fortzuschicken. Mit einem Seufzer der Erleichterung wandte sie sich um, als der Wagen endlich fortfuhr und das rote Schlußlicht kleiner und kleiner wurde. Joe kam hinter der Trennungswand hervor und sah seine Frau schweigend an. »Das waren eine Dame und ein Herr, die ab und zu in meinem Laden kaufen, Joe«, erklärte sie verzweifelt.
    Er ging auf sie zu und hielt ihr die Faust vors Gesicht. Seine Augen blitzten drohend.
    »Belüge mich nicht!« fuhr er sie an. »Mit dem Mädchen bist du ja sehr vertraut.«
    Sie gab sich die größte Mühe, ruhig zu sprechen.
    »Nein, ich lüge nicht, Joe. Und wenn du die ganze Wahrheit wissen willst - es ist eine Gräfin.«
    Er trat noch einen Schritt näher und riß sie hoch. Mit wütenden Blicken stierte er sie an, und ein triumphierendes Lächeln zeigte sich in seinen häßlichen Zügen. Er packte sie bei der Schulter und schüttelte sie wild hin und her.
    »Soll ich dir sagen, wer diese feine junge Dame ist? Das ist unsere Tochter.!«
    Wenn er sie nicht gehalten hätte, wäre sie umgefallen. Ihre Knie zitterten, und nur mit Mühe stützte sie sich auf die Tischkante. »Sag doch nicht solchen Unsinn, Joe«, brachte sie heiser hervor. »Ich glaube, die vielen Jahre im Zuchthaus haben dir den Verstand geraubt.« Er schüttelte sie wieder heftig, bis ihr Hören und Sehen verging. »Meinst du, ich hätte sie mir nicht genau angesehen?« schrie er sie an. »So hast du früher ausgesehen! Genau die Stimme hattest du. Es ist dein Lachen und deine ganze Haltung - jede Bewegung habe ich erkannt. Denkst du vielleicht, du könntest mich belügen? So habe ich während all dieser Jahre an dich gedacht, wie ich sie jetzt hier gesehen habe.« Sie riß sich von ihm los.
    »Du bist wahnsinnig. Wenn du dich nicht in acht nimmst, wirst du wegen übler Nachrede wieder ins Gefängnis gesteckt. Ihre Mutter war eine Gräfin!«
    »Was sagst du da? Ich wäre verrückt? Wieviel hast du an dem Schwindel verdient? Warum hast du das überhaupt getan? Das muß ja ein feiner Handel gewesen sein!«
    Sie kämpfte noch verzweifelt, aber sie wußte schon, daß es vergeblich war.
    »Joe, dein Verstand hat gelitten, als sie dich freigelassen haben«, sagte sie atemlos. »Du mußt dir diese Ideen aus dem Kopf schlagen. Es kommen Hunderte von jungen Mädchen her, die ihre Kleider hier kaufen. Du wirst doch nicht etwa behaupten, daß sie alle deine Töchter sind.«

25
    »Das junge Mädchen, das eben hier war, ist meine Tochter.« Joe Hoad schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Teller tanzten. Er war derselbe wie früher; sie erkannte ihn an diesem unglaublichen Jähzorn. Während der langen neunzehn Jahre im Zuchthaus hatte er sich nicht geändert.
    »Das ist unser Kind, und ich werde mit ihr reden. Du hast sie in Luxus erzogen, während ihr Vater im Zuchthaus saß! Und dann noch dieser junge Kerl, der hier im Laden herumtanzte! Ich könnte dir alle Knochen im Leib erschlagen, wenn ich daran denke, wieviel Geld du für das Mädchen verschwendet hast, während du mich hättest unterstützen sollen. Für mich hast du kaum ein Pfund die Woche übrig gehabt!« Er stürmte zur Tür, aber sie eilte ihm nach und hielt ihn am Ärmel fest. Trotz allem fühlte sie Mitleid, als sie sah,

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