0960 - Das UFO-Serum
Gewalt.
„Sie haben ihre Kinder nicht hier", korrigierte sie nüchtern. „Schleppen unsere Eltern uns etwa mit sich herum, wenn sie einen Auftrag zu erledigen haben?"
„Ich weiß nicht", murmelte Kert ratlos. Seine Eltern gingen auf Terra ganz normalen Beschäftigungen nach. Er hatte seinen Vater sogar schon mehrmals an seiner Arbeitsstelle besucht, aber es hatte ihn zu sehr gelangweilt, zuzusehen, wie sein Vater unablässig auf Leuchttafeln und Skalen blickte und an Schaltern drehte. Und seine Mutter führte die Aufsicht über ein halbes Hundert Restaurationsroboter, die Schäden an Gebäuden ausbesserten.
„Aber ich!" verkündete Leevina triumphierend. „Meine Eltern sind dauernd unterwegs. Sie nehmen mich nie mit. Und mit Kindern können sie auch nicht umgehen, das kannst du mir glauben!"
Kert Davort nickte zum Zeichen, daß er keine ernsthaften Zweifel an der Unfähigkeit von Leevinas Eltern erhob, eine Tochter zu erziehen. Leevina hatte ihm oft genug diese Geschichte erzählt, und ihn wunderte manchmal nur, daß sie einerseits mit ihren Eltern angab, andererseits aber nichts als offenen Haß für sie zu empfinden schien.
Darius Leev und Rhea Worsov waren laut Leevina Agenten der LFT, die überall da zum Einsatz kamen, wo den Menschen Gefahr drohte. Wenn man Leevina glauben sollte, so hatten die beiden schon mehr als zwei dutzendmal die Erde vor dem Untergang bewahrt, von den Einsätzen, die sie zum Wohle Gäas unternommen hatten, ganz zu schweigen. Die Zahl ihrer Unternehmen war Legion, und Denver hatte einmal spöttisch bemerkt, daß Leevinas Eltern schon weit über zweihundert Jahre alt sein müßten, um all das erlebt haben zu können.
„Nur einmal haben sie es doch getan", sagte Leevina eindringlich. „Da brauchten sie mich wohl als Tarnung. Das war auch so ein Planet wie dieser hier. Es gab eine Station und viel Urwald, und sie haben mir erklärt, daß ich die Station nicht verlassen dürfte. Es war zum Sterben langweilig. Sie gingen jeden Tag fort und flogen über die Berge, und ich blieb zurück in dieser öden Kuppel. Aber eines Tages sah ich sie draußen herumlaufen. Sie dachten, ich würde schon längst schlafen, darum haben sie sich nicht vorgesehen. Der Urwald war völlig harmlos.
Sie hatten mich die ganze Zeit über angelogen."
Kert kannte auch diese Geschichte, aber er hörte geduldig zu. Zweifelnd blickte er dabei nach draußen, wo die dunklen, sich windenden Dinger unter den Farnen einen unheimlichen Tanz aufzuführen schienen.
„Hoffentlich finden wir den Raumhafen", sagte er leise.
Leevina lachte.
„Natürlich finden wir ihn", behauptete sie. „Ich habe doch ganz deutlich gesehen, daß Raumschiffe dort drüben über den Bergen aufstiegen."
„Ich habe es nicht gesehen", bemerkte Kert ein wenig ängstlich. Auch die anderen nicht."
„Weil ihr alle geschlafen habt", meinte Leevina verächtlich. „Alurus oder diese Androidenmänner brauchen ja nur,hopp, hopp< zu rufen, dann springt ihr in die Betten und zieht euch die Decke über die Ohren! Mit mir kann er das nicht machen, ich laufe hier draußen herum, wann es mir paßt. Ich habe genau an dieser Stelle gestanden und zu den Bergen hinübergesehen, und da kamen die Lichter und stiegen in den Himmel. Es waren Kugelraumer, vielleicht sogar terranische Schiffe. Ich wette, daß es hinter den Bergen eine Siedlung gibt. Wir brauchen uns nur bis dahin durchzuschlagen, dann bringt man uns nach Terra."
Ein Tier, das fast einen Meter maß und nur aus durchsichtigen Flügeln und einem blaßroten, dünnhäutigen Körper bestand, schwirrte über den Farnen herum. Es war die Zeit der Mittagsstürme, und die zarte Kreatur schien einen verwirrten Zeitsinn zu haben, denn all ihre Artgenossen hatten sich längst in Sicherheit gebracht. Eine plötzliche Bö erfaßte das Tier und schleuderte es mit solcher Wucht gegen die durchsichtige Wand des Korridors, daß die dünne Haut des Körpers aufriß. Das Tier hing da, und in einem dünnen Strom floß das blaßrosa Blut über die Scheibe.
Kert wandte sich schaudernd ab.
In diese Welt sollten sie sich begeben?
Befürchtungen stiegen in ihm auf. Unsicher schielte er zu Leevina hinüber. Das Mädchen aber gab sich ruhig und geradezu desinteressiert. Kert riß sich zusammen. Solange Leevina keine Angst zeigte, würde er es auch nicht tun. Eher hätte er sich die Zunge abgebissen.
„Komm jetzt", sagte Leevina streng. „Wir brauchen noch ein paar Sachen, ehe wir losgehen."
„Die Waffen der
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