0961 - Der Fluch des Kobolds
Flammen waren einfach zu schnell gewesen und hatten auch ihn erwischt.
Es brannte.
Und wie der Komet seinen Schweif, so zog der Flugdrachen einen Rauchstreifen hinter sich her, der immer dichter wurde, je höher er stieg.
Für die Dichte hatte auch das Feuer gesorgt. Es fraß sich immer tiefer in den Körper hinein. Suko sah die kleinen Flammenzungen, rot und grün, aus der hornigen Haut hervorspringen, und er beobachtete genau, wie das Monstrum an diesen Stellen regelrecht zerplatzte.
Da blieb nichts mehr zurück. In einer letzten gewaltigen Explosion wurde es vom Feuer auseinandergerissen und löste sich auf wie zuvor die vier Vögel.
Es war erledigt. Suko hatte sich einen Gegner vom Hals geschafft. Das genau tat ihm gut. Er hatte diesen Erfolg haben müssen, um in einer fremden Welt besser zurechtzukommen, denn diese Attacke war erst der Anfang gewesen. Weitere würden auf ihn warten, und sicherlich waren die schlimmer.
Guywano hatte einen ersten Versuch unternommen. Er kannte andere Mittel und Wege, um Menschen in die Knie zu zwingen, und Suko vergaß auch nicht die Schatten, deretwegen alles begonnen hatte und er in dieser Welt steckte.
Er ging einmal um den Wagen herum, ohne diesen selbst zu kontrollieren. Suko schaute sich mehr die Umgebung an, die so seltsam friedlich vor ihm lag. Es gab keine Reste mehr, selbst die Lanze des Reiters war verglüht.
Dem Audi fehlte zwar die hintere Scheibe an der Beifahrerseite, das würde seine Fahrtüchtigkeit jedoch nicht beeinträchtigen. Suko war überzeugt davon, daß er den Wagen noch brauchen würde. Allerdings später. Zunächst wollte er sich in seiner direkten Umgebung umschauen, denn der Wald wuchs jetzt sehr dicht bis an seinen Platz heran. Für Suko war er ein verwunschenes Geflecht aus Zweigen, Ästen und Unterholz, eine natürliche Wand, die er nur schwer durchdringen konnte.
Welche Bäume hier wuchsen, fand er nicht heraus. Manche waren unwahrscheinlich breit und hoch. Für ihn sahen sie tropisch aus, glichen aber auch irgendwelchen Trauerweiden, weil sich die Zweige zu einem Kuppeldach ausgewachsen hatten.
Der Wald schwieg.
Kein Rascheln, keine Schreie oder Laute irgendwelcher dort lebender Tiere. Er war stiller als die Nacht. Aber Suko glaubte fest daran, daß er nicht leer war. Er mußte bewohnt sein, und wenn sich nur Vögel in den Bäumen versteckten.
Niemand zeigte sich, auch dann nicht, als Suko sich durch das Unterholz kämpfte. Dieser Wald übte eine unerklärliche Anziehungskraft auf ihn aus. Etwas mußte dort lauern, verborgen im tiefen Grün der Pflanzenwelt.
Es war eine dunkle, eine düstere Welt. Schon nach wenigen Schritten hatte sich hinter Suko eine Klappe geschlossen. Von der anderen fühlte er sich ausgesperrt und stand völlig allein in einer feuchtschwülen Umgebung, in der es auch Wasser gab. Suko sah hin und wieder die kleinen Tropfen auf den Zweigen und Ästen liegen, als hätte dort jemand Perlen vergessen.
Der Himmel über ihm war kaum zu sehen. Und wenn, dann nur fleckenhaft. Urwald umgab ihn. Er stand auf feuchtem Boden. Es gab mehr Schatten als Licht, aber Suko wollte nicht daran glauben, daß er sich mutterseelenallein in dieser Gegend befand. Dafür sprachen auch die Geräusche, die er plötzlich hörte.
Sie waren normal. Aber in dieser Umgebung kamen sie ihm schon unheimlich vor. Wie das Ächzen oder schwere Atmen einer kranken Kreatur erreichten sie ihn. Er konnte nichts erkennen. In der grünlichen Dunkelheit sah er kaum eine Bewegung. Unter ihm sammelte sich Wasser in der Trittstelle, denn der Boden war feucht.
Aber die Geräusche blieben. Mal ein Knacken, als wäre ein Knochen gebrochen worden. Hin und wieder zitterte plötzlich ein Zweig, und auch in Bodenhöhe bewegte sich etwas. Es kam direkt auf ihn zu. Suko hielt den Atem an. Er stand dicht davor, den anderen zu entdecken, und doch wurde er überrascht, als er das Lachen hörte, das einem hastigen Kratzen gefolgt war.
Suko schaute in die Höhe. Er zog zugleich seine Dämonenpeitsche und wurde wieder von diesem häßlichen Lachen erwischt. Über ihm bewegte sich etwas, das in einer Astgabel regelrecht festklemmte, als hätte es sich bewußt diesen bequemen Platz ausgesucht.
War es ein Monster, ein Tier? Jedenfalls gehörte es in diese Welt hinein, und es hatte auf seine Art und Weise Kontakt mit dem Inspektor aufnehmen wollen.
Suko hatte nichts dagegen, aber es gefiel ihm nicht, daß er nur so wenig erkennen konnte. Deshalb hatte er seine Hand in die
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