0961 - Der verrückte Orbiter
ihn, den Knitter durch Aufnahme und Bearbeitung von beliebigem organischem Material zu ersetzen.
Deshalb war für Argyris die Entdeckung, daß irgend etwas mit dem Knitter nicht stimmte, niederschmetternd. Sorgfältig überprüfte er die Funktionen der Maske mit Hilfe des Rückkopplungssystems der Versorgungsaggregate. Dabei stellte er fess, daß sich ein handgroßer Fleck am Unterbauch der AxeFaltmaske dadurch von seiner Umgebung unterschied, daß seine Zellen keinen Sauerstoff aufnahmen sondern daß ihr Stoffwechsel auf Gärungsprozessen beruhte.
Das war nichts anderes als eine Entartung des Zellstoffwechsels, wie er auch bei der Bildung von Krebszellen vorkam.
Anson Argyris führte die Entartung auf harte Strahlungseinflüsse zurück, die es im galaktischen Zentrum beziehungsweise in dessen unmittelbarer Nähe gab. Hinzu kam, daß sich die entarteten Zellen auch dann weiter vermehrten, als die Formung des Axe-Körpers vollendet war. Dadurch würden sie die gesunden Zellen nach und nach verdrängen und wahrscheinlich schon nach wenigen Tagen den gesamten Zellstoffwechsel des Knitters vergiften.
Das bedeutete, Argyris’ Mission stand von vornherein unter einem so starker Zeitdruck, daß sie wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt war.
Dennoch blieb dem Vario-Roboter gar nichts weiter übrig, als seinen ursprünglichen Plan zu realisieren.
2.
Anson Argyris reihte sich unauffällig in eine der Gruppen von Orbitern aller Typen ein, die die Lagerräume der KUREL-BAL frisch auffüllten.
Die uniformähnliche Montur verbarg den wuchernden Fleck seiner Faltmaske vor fremden Thicken, so daß es in dieser Hinsicht vorläufig keine Schwierigkeiten gab.
Argyris packte die Haltegriffe der nächsten leeren Antigravplattform und schob sie vor sich her zur Schleuse. Er brauchte nur den anderen Orbitern zu folgen, die ebenfalls leere Antigravplattformen vor sich her schoben.
Es ging eine Energierampe hinunter zum Boden des Hangarschachts, in dem die KUREL-BAL stand.
Unauffällig beobachtete Anson Argyris die Roboter, die mit wenigen Metern Abständen einen Kreis um das Keilschiff bildeten.
Ihre Rümpfe waren kegelförmige Konstruktionen von 1,27 Metern Höhe, die am unteren Rand neunzig Zentimeter durchmaßen. Von den hochenergetischen Prallfeldkissen, die sie etwa zehn Zentimeter über dem Boden hielten, war nichts zu sehen. Sie waren nur an ihrer Wirkung zu erkennen. Oben auf den beinahe spitz zulaufenden Kegeln gab es eine dünne Einschnürung, auf der die kugelförmigen, achtundfünfzig Zentimeter durchmessenden Köpfe mit den zehn Zentimeter breiten, irrlichternden Ortungsbändern in „Äquatorhöhe" saßen. Hinter den irrlichternden Bändern verbargen sich die Sensoren der Ortungsgeräte, die unmittelbar mit den positronischen Gehirnen in den Köpfen verbunden waren.
Anson Argyris konnte nur hoffen, daß die Internabschirmung seiner dicht gepackten Aggregate und vor allem des faustgroßen Hochkatalyseplasma-Fusionskraftwerks perfekt genug war, um ihn vor einer Ortung durch die Rundumkämpfer wirksam zu schützen.
Falls die Roboter in der Lage waren, mit ihren Ortungsgeräten eventuelle Restemissionen von den allerdings sehr zahlreichen Emissionen aller möglichen Bord- und Hangaraggregate zu unterscheiden, dann würde seine Mission scheitern, kaum daß sie angefangen hatte.
Wenn es ihm möglich gewesen wäre, unbewußt zu schwitzen, dann wäre ihm sicher der kalte Schweiß ausgebrochen, als einer der Roboter sich ihm zuwandte, als er mit seiner Antigravplattform zwischen ihm und einem anderen Roboter durchgehen wollte.
Anson Argyris zwang sich dazu, sich nicht durch eine Fluchtreaktion vollends zu verraten. Er setzte seinen Weg mit gleicher Geschwindigkeit for und heuchelte totales Desinteresse gegenüber dem Roboter.
Argyris empfand das Äquivalent großer menschlicher Erleichterung, als der Rundumkämpfer an ihm vorbeischwebte und neben einer anderen Antigravplattform anhielt, die schwer beladen war und von einer Treffner-Type in Richtung Schiff geschoben wurde.
Ohne anzuhalten, beobachtete Argyris aus den Augenwinkeln, wie der Roboter um die Antigravplattform herumschwebte. Dabei verstärkte sich das Leuchten seines Ortungsbands. Anscheinend untersuchte er ortungstechnisch die Ladung der Plattform, die aus positronischen Elementen bestand.
Die Treffner-Type an der betreffenden Plattform blieb stehen, als der Roboter zwei elastische stählerne Tentakelarme aus dem oberen Teil des Kegelkörpers
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