0961 - Der verrückte Orbiter

erklärte der Vario-Roboter.
    „Dadurch ist es uns möglich, einen zweiten Versuch zu starten. Ich schlage vor, du holst einen der herumstehenden leeren Gleiter hierher - ich kann mich ja schlecht in deckungsloses Gelände wagen -, und wir fliegen mit ihm tausend Kilometer weiter. Von dort aus suchen wir uns einen schönen langen Liftschacht und fahren wieder ein."
    „Um abermals den Rundumkämpfern in die Arme zu laufen!"
    „Mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, Herrin. Die Tatsache, daß wir hier oben stehen und noch nicht angegriffen wurden, beweist, daß die Rundumkämpfer und Orbiter uns noch immer dort unten suchen, wo wir sie verlassen haben. Sie können also nicht auf den Gedanken kommen, daß wir tausend Kilometer weiter erneut einsteigen, denn dort unten, wo sie uns vermuten, wären wir garantiert keine hundert Kilometer weitergekommen. So, das war eine lange Rede, der du hoffentlich ein kurzes Handeln folgen läßt!"
    Olkyra funkelte ihn an.
    „Wenn du mich nicht mehrfach gerettet hättest, würde ich dich für den Ton züchtigen, in dem du mit mir umspringst, Anson! „ rief sie empört, dann drehte sie sich um und rannte davon, auf die nächsten Gleiter zu, die in rund zwei Kilometern Entfernung parkten.
    Niemand nahm Notiz davon, daß sie einen Gleiter bestieg und damit zu einer Mannschleuse der Schiffswerft flog. Daß dort ein Metallei einstieg, sah niemand, und um den Blitzstart kümmerte sich auch kein Orbiter. Rundumkämpfer gab es auf der Oberfläche zur Zeit überhaupt nicht.
    Olkyra steuerte den Gleiter sicher und routiniert rund tausend Kilometer nach Norden - und von dort aus konnten sie und der Vario-Roboter ein riesiges arenaförmiges Bauwerk sehen - das größte, das der Vario-Roboter je „zu Gesicht" bekommen hatte.
    „Es steht genau auf dem nördlichen Pol Martappons", sagte Anson Argyris. „Ich weiß nicht, ob das eine besondere Bedeutung hat, aber ich denke, daß wir von dort aus in die tiefsten Sektionen der Anlage vorstoßen sollten."
    Olkyra beschleunigte erneut - und eine Viertelstunde später landete sie den Gleiter auf dem mit Stahlplatten belegten, völlig leeren Innenhof des gigantischen Rundbaues. Nachdem sie sich eine Tasche mit Marschverpflegung umgehängt hatte, verließen sie und der Vario-Roboter das Fahrzeug.
    Sie drangen in das Bauwerk ein und fanden es ebenfalls völlig verlassen vor. Aber es war nicht tot, wie die Vibrationen bewiesen, die von irgendwelchen Maschinen herrührten. Nach kurzer Suche entdeckten sie eine Verteilerhalle mit zwölf Lifteingängen, über denen einfache Symbole angebracht waren, die sogar der Vario-Roboter auf Anhieb verstand.
    „Die Symbole stehen für die Länge der Schächte", erklärte er und deutete auf einen der Eingänge.
    „Dieser Lift führt offenbar am weitesten nach unten."
    „Also nehmen wir ihn!" bestimmte Olkyra und schwang sich in das Antigravfeld.
    Fünftausend Meter tiefer kamen sie in einer Halle heraus, die die Form einer vertikal halbierten Kuppel besaß. Insgesamt neun Korridore mündeten in die Halle, aber Anson Argyris und Olkyra beachteten sie nicht, sondern schauten wie verzaÜbert auf die glatte senkrechte Fläche, die die Halbkugel der Halle zu einer Viertelkugel machte.
    In der Mitte der Fläche befand sich ein dreißig Meter breites und ebenso hohes Tor - und dahinter war eine in goldfarbenes Licht getauchte Landschaft zu sehen, die von einer bizarren goldfarbenen leuchtenden Stadt aus zahlreichen hohen und schlanken Türmen, Kuppelbauten, diskusförmigen Flachbauten und einer Fülle anderer Bauwerke beherrscht wurde. Ein goldfarbener Energieschirm mit einem silbern schimmernden Sechseckmuster hüllte die Stadt ein.
    „Was ist das?" flüsterte Olkyra.
    „Ich wünschte, es wäre wirklich", erwiderte Anson Argyris. „Aber es ist leider nur eine Projektion." Er schwebte auf das Tor zu - und als er es passiert hatte, vermochte er die Stadt nicht mehr zu sehen.. „Vielleicht zeigt. die Projektion etwas, das vor undenklichen Zeiten existierte."
    „Oder ein Ziel, das wir erreichen können", sagte Olkyra.
    „Versuchen wir es!" erklärte der Vario-Roboter. Er ortete Energieemissionen von zahlreichen Rundumkämpfern, die sich in einiger Entfernung aufhielten. Aber es waren nur schwache Emissionen, wie sie entstanden, wenn die Roboter der Anlage ihrer normalen Tätigkeit nachgingen. „Jedenfalls solange wir noch Zeit dazu haben."
     
    ENDE