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0961 - Nähre deine Wut!

0961 - Nähre deine Wut!

Titel: 0961 - Nähre deine Wut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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war das Wort draußen. Er wollte sich noch ein wenig am Elend seines Abteilungsleiters ergötzen.
    Doch er hatte sich zu früh gefreut. Plötzlich verwandelte sich der Schrei in hysterisches Gelächter.
    »Glaubt ihr wirklich, mir wäre was passiert?«, feixte die Heilige Claire. »Ihr seid ja echt zu dämlich. Kein Wunder, dass ich es weiter gebracht habe als ihr!«
    In diesem Augenblick zerbrach etwas in Glenn. Die Wut, die in den letzten Minuten stetig angeschwollen war, gewann so sehr an Kraft, dass sie den Damm sprengte, der sie bisher zurückgehalten hatte.
    »Du elender Scheißkerl!«, brüllte er.
    »Du bist entlassen!«, schrie Ridley Sinclair zurück.
    Glenn McPherson sprang ihn an, rammte ihm mit der Schulter in den Bauch und riss ihn um. Unglaublich, aber der Abteilungsleiter lachte immer noch. Doch nicht mehr lange, dafür würde Glenn schon sorgen. Er drosch der Heiligen Claire die Faust ins Gesicht und zerschmetterte ihm das Nasenbein. Trotzdem hörte der Kerl nicht auf zu lachen. Also schlug McPherson noch einmal zu.
    Und noch einmal.
    Und noch einmal.
    Ein letztes Mal meldete sich die Stimme in seinem Hinterkopf zu Wort, versuchte ihn von seinem Wahnsinn abzuhalten, doch ein weiterer Schlag in Sinclairs grinsende Visage brachte sie zum Verstummen.
    Allmählich tat ihm der Oberarm weh. Und die Knöchel seiner Hand schienen in Flammen zu stehen. Er blickte auf das Gesicht der Heiligen Claire hinab und befand, dass er sie fortan besser die Matschige Claire nennen sollte.
    »Geschieht dir recht, du Blödmann.«
    Er fühlte Feuchtigkeit auf der Lippe. Als er sie ableckte, schmeckte er Blut. Hatte Sinclair ihn getroffen? Nein, der hatte sich doch gar nicht gewehrt. Und warum hatten Gloria und Soderburgh ihn nicht daran gehindert, auf den Chef einzuprügeln?
    Er drehte sich um und sah die Frau seiner Träume auf dem Boden liegen. Auf ihr kniete das Käsegesicht und würgte sie. »Dich werde ich lehren, anderen Männern schöne Augen zu machen«, heulte er. Immer wieder knallte er ihren Hinterkopf gegen den harten Untergrund.
    Was Soderburgh noch nicht bemerkt hatte, sah Glenn auf den ersten Blick. Gloria war tot!
    »Du hast sie umgebracht!« Er warf sich auf den Konkurrenten, der sofort von seiner Freundin abließ und sich zum Kampf stellte.
    Glenn spürte nichts mehr von seinen gebrochenen Fingerknöcheln, wunderte sich nicht über das Blut, das ihm nun in Sturzbächen aus der Nase floss. Es zählte nur noch, dass er das Käsegesicht für seinen Mord bezahlen ließ. Dieser erwies sich jedoch als härterer Gegner, als Glenn vermutet hätte. Für jeden Schlag, den er austeilte, musste er einen einstecken.
    Das Blatt wendete sich erst, als er einen Stein zu fassen bekam und ihn Soderburgh gegen die Schläfe drosch. Er hörte das Knacken des Schädels. Vermutlich war das Weichei schon nach dem ersten Hieb tot, doch Glenn ging auf Nummer sicher und ließ den Brocken noch weitere zwölf mal auf seinen Kontrahenten niedergehen.
    Als er sein Werk vollendet hatte, schaute er auf die drei Leichen hinab.
    Die schwarze Säule schien zu pulsieren. Sie wirkte… zufrieden.
    Während der nächsten halben Stunde kniete Glenn in der Wiese und starrte das Ding an, das die Kontrolle über ihn übernommen hatte. Deshalb bemerkte er auch nicht, wie die toten Körper zu Staub zerfielen. Dieser stieg plötzlich in die Luft auf und bildete eine dunkle Wolke, nicht unähnlich der, mit der das Unheil begonnen hatte. Nur wesentlich kleiner.
    Sie schwebte auf Glenn zu und drang durch Nasenlöcher, Mund und Augen in ihn ein. Kaum war sie vollständig verschwunden, erhob sich der Mann, der einst Glenn McPherson gewesen war. Er taumelte am Südufer des Loch Cluanie entlang, bog dann aber von der Route ab und gelangte schließlich in ein winziges Dorf.
    Dort sank er auf die Knie. Als er sich mit den Händen auf dem Boden abstützte, fiel ihm auf, wie alt und faltig diese geworden waren. Es kümmerte ihn nicht.
    Stimmen rund um ihn ertönten. »Was ist denn mit dem Alten dort?«
    »Ist er krank?«
    »Schnell, wir müssen ihm helfen.«
    Er fühlte Hände am Arm.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Mit dämonischer Urgewalt übergab sich Glenns Körper auf den Dorfplatz, doch statt angedauter Nahrung und Magensäure schoss nur eine ölige Dunkelheit aus ihm hervor, aus der sich eine schwarz schimmernde Säule bildete. Nicht annähernd so hoch und stark wie ihr großer Bruder, aber stark genug, um das Böse langsam in die Welt

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