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0961 - Nähre deine Wut!

0961 - Nähre deine Wut!

Titel: 0961 - Nähre deine Wut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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es an der Säulenstrahlung.
    Er drehte eine kleine Runde über die Häuser, hielt Patricia nur noch mit einer Hand fest und startete einen neuen Anflug. Er packte den sich windenden Rhett mit der freien Hand, schleuderte ihn auf seinen Rücken und ließ ihn dort mittels Drachenmagie verharren. Mit diesem Trick hatte er inzwischen reichlich Übung.
    Dann nahm er Kurs auf die Grenze der magisch verseuchten Region.
    Dahinter würde er Rhett helfen können. Wenn es dann nicht schon zu spät war.
    ***
    Das Amulett erschien in Zamorras Hand und sofort spürte er die Erleichterung der Schutzhülle, die sich aufbaute. Zwar zehrte auch sie von seinen Kräften, aber es war kein Vergleich zu vorher.
    Er warf sich zu Boden, weil er nicht sicher sein konnte, ob Nicole nicht doch auf ihn schießen würde, und rollte sich in ihre Richtung ab. Als er zu ihren Füßen lag, erstreckte er den Schild auch auf sie.
    »Und jetzt?«, fragte sie, als sie sich von der Wutattacke einigermaßen erholt hatten.
    Zu Zamorras Leidwesen musste er feststellen, dass die Abschirmung nicht ganz so gut funktionierte wie bei ihrem Aufenthalt in dem verseuchten Dorf. Die Ausstrahlung der Säule - der Mutter aller Säulen, nicht der Schwester, wie er zuerst angenommen hatte - war zu stark. Und vermutlich wurde sie mit jedem Opfer, mit jedem Menschen, der sich zum Dämon verwandelte, stärker.
    Die anfängliche Erleichterung, die er verspürt hatte, entsprach dem Empfinden, wenn man aus einer frostigen Umgebung in einen ungeheizten Raum trat. Zunächst kam er einem angenehm warm vor, bis man sich ein paar Minuten darin aufgehalten hatte.
    So ging es nun auch ihnen. Sie konnten die Wut zwar unterdrücken, aber es war ein Akt steter Konzentration. Sobald sie darin aber nur einen Augenblick nachließen, wuchs sie erneut an.
    Nicole zog den Dhyarra aus der Tasche. Zamorra wusste, dass sie sich nun bildlich vorzustellen versuchte, wie sich die Säule in Rauch auflöste, abschmolz, einfach verschwand oder was auch immer. Die Wirkung jedoch blieb aus.
    »Es geht nicht«, bestätigte kurz darauf die Französin. Sie lächelte entschuldigend. »Ich habe so damit zu tun, dir nicht an die Gurgel zu gehen, dass ich mich auf den Dhyarra nicht konzentrieren kann.«
    Da der Blaster, der die Energie der Säule nur noch anzuheizen schien, ebenfalls ausschied, verblieb eine letzte Möglichkeit.
    »Ich lass das Amulett angreifen«, sagte er. »Das hat mich in dem Dorf schon sehr angestrengt, deshalb weiß ich nicht, ob meine Kraft bei diesem Monstrum ausreicht.«
    »Ich helfe dir.« Nicole steckte den Dhyarra zurück in die Tasche und berührte stattdessen Merlins Stern . So diente sie der Silberscheibe als weiterer Kraftlieferant.
    »Na, dann los!«
    Der Meister des Übersinnlichen gab den Befehl zur Attacke. Die Wirkung war erstaunlich. Das Amulett schien zu explodieren. Ein fingerdicker Lichtstrahl schoss hervor, teilte sich kurz vor der Säule in ein fein verästeltes Netz und hüllte das Objekt der Wut ein. Ein Knistern und Knacken erfüllte die Luft. Die Geräusche eines Großbrands.
    Doch die Explosion wirkte bis in Zamorras Körper. Die Energie sprudelte aus ihm hervor wie aus einer Hochdruckleitung. Er spürte, wie Nicole neben ihm zusammenzuckte. Offenbar ging es ihr nicht anders. Sämtliche Sinneseindrücke verblassten. Die Angriffslaute klangen, als stecke Watte in seinen Ohren. Ein Geruchsgemisch nach Ozon, Chlor und Schwefel stieg ihm in die Nase, doch es schien fade und gefiltert. Wie der billige Abklatsch des wirklichen Gestanks.
    Die Welt um ihn herum wirkte wie in Pastellfarben gemalt und mit Weichzeichner bearbeitet.
    In das Knistern und Knacken mischte sich ein Stöhnen. Voller Sorge wandte er den Blick zu Nicole, doch sie hielt den Mund geschlossen, die Lippen so fest aufeinandergepresst, dass sie wie blasse Linien erschienen. Da wurde ihm bewusst, dass er selbst den Laut ausgestoßen hatte.
    Und endlich reagierte die Säule.
    Sie begann zu schmelzen, wie schon die kleinere Ausgabe im verseuchten Dorf. Riesige, ölige Tropfen perlten an ihrem Äußeren zu Boden. Es ging viel schneller, als Zamorra zu hoffen gewagt hatte. Wenn die Zerstörung in diesem Tempo fortschritt, würden ihre Kräfte ausreichen.
    Er hatte sich zu früh gefreut. Ein Beben durchlief den Stein, erschütterte ihn so gewaltig, dass sich das Zittern bis in den Untergrund und Zamorras Beine fortsetzte.
    Die Tropfen verharrten - und rannen gegen jedes Gesetz der Schwerkraft nach oben .

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