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0961 - Nähre deine Wut!

0961 - Nähre deine Wut!

Titel: 0961 - Nähre deine Wut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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mehr der Drache, der er früher gewesen war. Und er hieß ganz gewiss nicht Fooly. Oder gar Mister MacFool. Diesen Namen hatte ihm William verpasst, dieser senile alte Knacker, nur. weil er als Jungdrache manchmal ein wenig tollpatschig war.
    (William ist kein seniler alter Knacker. Er ist ein sehr, sehr netter Mann. Wenn zuweilen auch etwas streng mit mir.)
    Er schüttelte sich im Flug. Was war nur los mit ihm?
    Eins war klar: Er war nicht mehr der kleine tapsige Drache von früher.
    (Ich wäre es aber gerne wieder.)
    Diese Zeiten waren unwiederbringlich vorbei. Fast kam es ihm vor, als habe die Jahre mit Rhett, Williams Fürsorge oder die Abenteuer mit Zamorra nicht er erlebt, sondern ein anderer Drache.
    Er trug etwas in sich. Eine Dunkelheit, die er sich nicht erklären konnte.
    (Und die ich nicht mag!)
    Und die er sehr mochte. Außerdem war William sehr wohl ein seniler alter Knacker. Nie mehr würde ihn jemand auslachen, wenn er sich in die Lüfte erhob! Niemals wieder würde man behaupten, seine Flügel seien viel zu klein, um seinen massigen Körper zum Fliegen zu bringen.
    In einem Wald suchte er sich einen Unterschlupf und schlief sich die Erschöpfung des Schlüpfens aus den Knochen. Als er erwachte, zog er ziellos seine Runden. Seine neuen Schwingen und instinktiv eingesetzte Drachenmagie trugen ihn in Gebiete, die er noch nie gesehen hatte. Bald verlor er jegliche Orientierung, flog über ausgedehnte Wasserflächen, über dichte Wälder, über Wiesen, Gebirge und Wüsten.
    Er genoss es, die neue Kraft in seinem Körper zu spüren. Nach der grausamen Zeit seiner Gefangenschaft in einer viel zu engen Hülle, die einst seine eigene Haut gewesen war, fühlte er sich endlich frei. Nach und nach verblasste der Hass auf Zamorra. Als fliege er ihm davon, schneller und immer schneller. Hinein in ein Leben ohne Wut und Zorn.
    Doch er wusste, dass es sich um eine Täuschung handelte. Er konnte die unerklärliche Dunkelheit zwar tief in sich begraben, aber sie abzuschütteln war unmöglich. Sie würde sich stets an die Oberfläche zurückkämpfen. Und dann immer schwerer zurückzudrängen sein.
    Er flog und flog und flog. Drachenmagie sorgte dafür, dass er auf keinem Radar auftauchte. Wenn ihn doch einmal jemand sah, hielt man ihn für einen großen Vogel, ein Flugzeug oder einen merkwürdig geformten Ballon.
    Er erfreute sich an seiner Stärke, bis sie nach Tagen (oder Wochen?) verbraucht war. Fooly überquerte gerade ein Gebirge, hätte aber nicht sagen können, ob es sich um die Alpen, die Anden oder die Rocky Mountains handelte. Es gab aber auch nichts, was ihm gleichgültiger hätte sein können.
    Der Drache suchte sich eine für Menschen unzugängliche Höhle, verkroch sich darin und schlief sofort ein. Er träumte von vergangenen Ereignissen. Vom Kampf gegen einen Dämon namens Agamar, der sich plötzlich in zwei Hälften teilte. Von Zamorra, dessen Amulett Blitze auf die Unholde schleuderte und dabei Fooly traf. Von der Finsternis, die ihn danach umschlang, und von der qualvollen Gefangenschaft im eigenen Körper, die sich daran anschloss. Doch da war noch etwas anderes. Bildfetzen, durch den Filter seiner Verpuppung zu verzerrt, um sie Erinnerungen nennen zu können.
    Ein Ritual, ein Heilextrakt. Der Meister des Übersinnlichen, der versuchte, den Drachen aus seinem Zustand zu befreien, und dazu finstere Magie einsetzte. Der Zauber blieb ohne Erfolg, aber er hinterließ Spuren in Foolys Leib. Dunkle, boshafte Spuren.
    Zamorra! Er hatte ihm die Dunkelheit eingepflanzt, die er so (verabscheute) liebte. Er war schuld an Foolys innerer Zerrissenheit. Er! Er! Er!
    (Warum hat er das getan? Ich dachte, wir sind Freunde!)
    Als der Drache erwachte, wusste er nicht, wie viel Zeit vergangen war. Aber er spürte, dass der Hass zurückgekehrt war. Hunger nagte in seinen Eingeweiden und für einen absurden Augenblick sehnte er sich nach Château Montagne und dem stets gefüllten Kühlschrank zurück. Wieder zog er seine Runden, riss auf einer Bergweide zwei Ziegen und verschlang sie.
    Als er in die Höhle zurückkehrte, hin- und hergerissen zwischen Hass und Trauer, rannen ihm dicke Drachentränen über die Schnauze. Mit erschreckender Klarheit erkannte er, dass er heimatlos geworden war. Ein Ausgestoßener, den niemand wollte. Ins Château konnte er nicht zurückkehren. Ins Drachenland durfte er nicht zurückkehren. Da sein Elter gestorben war, öffnete sich das Tor in seine eigentliche Heimat für ihn erst, wenn er

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