Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
irgendwann einmal das gesamte Gebäude umschlingen.
    Der Nachmittag ging allmählich dahin. Es näherte sich der Abend. Im April waren die Tage schon relativ lang, und es würde noch etwas dauern, bis die Dunkelheit eintrat.
    Ich war an einer günstigen Stelle stehengeblieben, wo ich unbeobachtet telefonieren konnte. Wieder wählte ich Sukos Büronummer. Er wollte bis zu einer gewissen Uhrzeit warten, bevor er seinen Nachtdienst hier in der Nähe begann.
    »Ich bin es.«
    »Okay. Und?«
    »Den Killer habe ich bereits gesehen.«
    Suko reagierte schlagfertig. »Dann gratuliere ich dir dazu, daß du noch lebst.«
    »Danke, aber so schlimm war es nicht. Es glich eher einer ersten Kontaktaufnahme oder einem gegenseitigen Belauern.« Er bekam von mir einen Bericht, der ihn nicht sonderlich beeindruckte.
    Suko fragte nur: »Bleibt es denn bei unserem Plan?«
    »Sicher.«
    »Wie komme ich ins Haus?«
    »Ich lege dir den Schlüssel rechts neben die Tür, versteckt unter einem Stein.«
    »Okay. Wenn es dämmert, bin ich da, auch wenn du mich nicht siehst, Alter.«
    »Ja, bis dann.«
    Auf Suko konnte ich mich voll verlassen. Das war das Gute an unserer Zusammenarbeit. Es hatte uns schon so machen Pluspunkt gebracht und aus gewissen Situationen gerettet, die sehr lebensgefährlich gewesen waren. Viel zu sehen gab es an der Rückseite nicht.
    Abgesehen von der hinteren Hausfront mit ihren Zimmerfenstern konnte ich nichts erkennen, was mich hätte fröhlich stimmen können.
    Eine Mauer auf einem brachliegenden Industriegelände, wo nur mehr traurige Reste herumlagen. Wie Trümmer nach einem Bombenangriff.
    Ich ging wieder zurück. Ohne daß es von mir bewußt beeinflußt worden war, hatte sich die Spannung in meinem Innern erhöht. Da reagierte ich wie ein Seismograph auf Erdbeben. Es lag etwas in der Luft, und das war nicht eben gut.
    Lisa Fox wußte viel. Vielleicht sogar alles. Deshalb wollte ich sie noch einmal besuchen und auf mein Erlebnis mit der feinstofflichen Gestalt zu sprechen kommen. Bevor ich die Baracke allerdings betrat, versteckte ich neben der Tür den Schlüssel unter einem flachen Stein. Daß die Tür abgeschlossen wurde, wenn die Dämmerung eintrat, hatte mir Lisa Fox erzählt.
    Draußen war es nicht besonders hell gewesen, aber im Flur nahm mich wieder die graue Düsternis gefangen. Erst jetzt fiel mir auf, daß Lisa Fox ein besonderes Privileg hatte, denn rechts neben ihrer Tür zeichnete sich ein Klingelknopf ab. Den drückte ich nach unten und hatte den Finger kaum zurückgezogen, da wurde die Tür bereits geöffnet. Lisa schien auf mich gewartet zu haben. Lächelnd und nicht mal überrascht, schaute sie mich an.
    »Kommen Sie rein, Mr. Sinclair, an Sie habe ich gerade gedacht.«
    »Warum?«
    »Kommen Sie, das zeige ich Ihnen.«
    Auch sie bewohnte nur einen Raum, und in ihm fiel der runde Tisch besonders auf. Er stand in der Mitte. Eine gehäkelte Decke lag auf der Platte, die zusätzlich noch von einem Blumenstrauß geschmückt wurde.
    Bewegen konnte man sich nicht sehr gut, denn die Bude war mit ziemlich viel Kitsch und Trödel vollgestopft.
    Auf der alten Couch mit der gebogenen Lehne standen oder saßen Puppen der unterschiedlichsten Größen. Die vier verschiedenen Stühle am Tisch waren entweder gepolstert oder mit Geflecht bezogen. Kleine Regale an den Wänden, ein alter Schrank, dessen Tür nicht ganz geschlossen war, und ein Bett in der Ecke, dessen Bezug beinahe das gleiche Blümchenmuster zeigte wie die Tapete.
    Lisa schien sich hier relativ wohl zu fühlen. Im Gegensatz zu mir. Ich betrachtete auch die zumeist kleinen Bilder an den Wänden, die allesamt fremde Motive zeigten. Fotografien aus den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts, aber keine persönlichen Aufnahmen.
    Lisa hatte meinen Blick bemerkt, und sie fragte: »Gefällt es Ihnen, Mr. Sinclair?«
    »Ja, es ist sehr nett. Es wundert mich schon, was man aus so einem Zimmer machen kann.«
    »Ich wollte individuell leben.«
    »Kann ich verstehen.«
    Mit der Einrichtung von Sarah Goldwyns Zuhause war dieses Zimmer nicht zu vergleichen. Die Horror-Oma hatte Stil, hier aber herrschte Enge. Das Zimmer war so vollgestellt, daß man sich kaum bewegen konnte.
    »Was wollten Sie mir zeigen, Mrs. Fox?«
    »Ach, sagen Sie doch wieder Lisa.«
    »Okay, Lisa.«
    »Hier, kommen Sie ans Licht.«
    Ich folgte ihr bis zu einer schirmbesetzten Wandleuchte. Dort hielt sie eine kleine Karte hoch. Mit schwarzem Filzstift hatte sie den Namen Sinclair in

Weitere Kostenlose Bücher