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0962 - Der Leichenflur

0962 - Der Leichenflur

Titel: 0962 - Der Leichenflur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Druckbuchstaben darauf geschrieben.
    »Für Sie, John. Für die Tür.«
    »Das finde ich aber nett - danke.«
    Lisa strich etwas verlegen durch ihr Haar. Sie hatte es ordentlich gekämmt und sich wohl ihre besten Sachen angezogen. Zudem lag ein leichtes Makeup auf ihrem Gesicht, auch die Augenbrauen hatte sie nachgezogen, und ihr Parfümgeruch erreichte meine Nase.
    »Nicht der Rede wert«, sagte sie. »Ich mache das für jeden neuen Mieter. Ist so meine Art, wissen Sie.«
    »Das macht aber nicht jede.«
    Sie errötete, wollte das Thema wechseln, aber ich mußte noch etwas hinzufügen. »Außerdem beweist die Karte, daß Sie mit einem längeren Aufenthalt meinerseits in diesem Haus rechnen.«
    »Ja, das tue ich.« Sie nickte zweimal. »Und darauf sollten wir ein Glas trinken.«
    »Ich habe nichts dagegen.«
    »Setzen Sie sich ruhig.« Eine Hand legte sich gegen meinen Rücken und schob mich auf den Tisch zu. »Ich habe einen guten Rotwein, die Flasche ist schon offen, denn ich wollte mir gerade selbst ein Glas gönnen. In Gesellschaft trinkt es sich aber besser.«
    »Das meine ich auch.«
    Eine winzige Küchenzeile war ebenfalls noch in dieses Zimmer eingebaut worden. Dort stand die bereits geöffnete Flasche. Gläser schaffte Lisa auch herbei, dann setzte sie sich neben mich, und ich schenkte ein.
    Beide schauten wir zu, wie der Wein in die Gläser rann. Da der Heizofen eingeschaltet war, war es angenehm warm im Zimmer. Lisa trug ein beigegelbes Sommerkleid mit aufgedruckten kleinen Blumen.
    Das Kleid war nicht eben lang. Beim Sitzen war es noch höher gerutscht.
    Die Oberschenkel lagen ziemlich frei. Und obenherum war auch kräftig am Stoff gespart worden.
    Wir prosteten uns zu und stießen auch mit den Gläsern an. Erst als der helle Ton verklungen war, tranken wir. Mich überraschte die Qualität des Getränks, und damit hielt ich auch nicht hinter dem Berg.
    Lisa errötete noch stärker. »Na ja, etwas muß man sich ja auch gönnen, John, sonst hat das Leben keinen Sinn mehr.«
    »Richtig, da sagen Sie was.«
    »Und wie geht es Ihnen? Schon eingelebt?«
    Ich schaute sie an. Wir saßen nicht weit voneinander entfernt. In ihren Augen entdeckte ich einen etwas verhangenen Ausdruck. Mit einer Hand strich Lisa so sanft über die Tischdecke hinweg, als würde sie sie streicheln.
    Ich hob die Schultern. »Eingelebt ist zuviel gesagt«, erklärte ich. »Aber es hat schon erste Schwierigkeiten gegeben.«
    »Ach. Wieso denn?«
    Ich konzentrierte mich auf ihre erstaunten Augen. »Ich habe einige Mieter erlebt, nicht eben von der besten Seite.«
    »Wer war das denn?«
    »Ginny Day.«
    »Aha.« Die Antwort bewies mir, daß sie Bescheid wußte.
    Ich ging nicht näher darauf ein, sondern rückte mit den beiden nächsten Namen heraus. »Raver und Cochran.«
    »O ja.«
    »Raver scheint ja harmlos zu sein, was man von Cochran allerdings nicht behaupten kann.«
    »Wieso?«
    »Kennen Sie ihn nicht so gut?«
    Sie spielte mit ihrem Glas und drehte es auf der Tischplatte. »Sagen wir so, John, ich kenne ihn nicht gut. Ich mag ihn aber auch nicht. Er ist mir unsympathisch. Ich finde ihn sogar widerlich, aber ich kann nichts gegen ihn unternehmen, weil er ja Ravers Freund ist und auch nicht immer hier wohnt, sondern nur, wenn er Raver besucht.«
    »Wobei er nicht nur zu ihm will.«
    »Das ist mir neu.«
    »Er ist auch Ginnys Zuhälter.«
    Lisa Fox hatte trinken wollen, aber die Hand mit dem Glas blieb auf halbem Weg in der Luft stehen. Dann stellte sie es so hart auf den Tisch, daß sogar Wein überschwappte. »Sagen Sie das noch mal, John. - Nein, das kann doch nicht wahr sein.«
    »Es stimmt.«
    Sie preßte die Hand gegen ihren wogenden Busen und flüsterte: »Wie konnte das denn passieren?«
    »Was meinen Sie?«
    »Daß Sie mit diesem verdammten Kerl aneinandergeraten sind?«
    Ich erzählte ihr, was ich mit Ginny und auch mit dem Zuhälter erlebt hatte. Lisa staunte immer mehr. Sie schüttelte sogar den Kopf, als könnte sie es nicht glauben. Dabei leerte sie das Glas bis auf einen geringen Rest und sagte: »Alle Achtung, John.«
    »Wieso?«
    »Daß Sie es geschafft haben, diesen Steve Cochran zu überwinden. Normal ist das doch nicht.«
    »Ich habe Glück gehabt.«
    Sie blickte mir aus schmalen Augen ins Gesicht. »Nein, John, das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Warum nicht?«
    Sie deutete auf ihre Brust. »Gefühl, verstehen Sie?«
    »Nun ja, das…«
    »Sie passen nicht in diese Baracke, das war mir sofort klar, als ich Sie zum

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