0964 - Schwingen des Geistes
Funkverbindung zur BASIS. Ich möchte Perry Rhodan Bericht erstatten."
*
Pommer setzte das Instrument nur ab, um die stündliche, stereotype Meldung: „Keine besonderen Vorkommnisse!" durchzugeben, dann fuhr er in seiner Improvisation des Themas „Verlassene Sternengassen" fort.
„Willst du nicht wenigstens für ein paar Minuten mit dem Gedudel aufhören, Sax", beschwerte sich Irda Masson, die das Kommando über den Zwei-Mann-Zerstörer hatte. „Wie soll ich mich da auf die Arbeit konzentrieren."
Pommer setzte das Saxophon wieder ab und tat ganz erstaunt.
„Welche Arbeit?"
„Stell dich nicht so an", wies Irda ihn zurecht. „Wir patrouillieren in der Peripherie des Drinks-Systems schließlich nicht zu unserem persönlichen Vergnügen. Und es ist schon gar nicht unsere Aufgabe, zu beweisen, daß man altertümlichen Instrumenten Mißtöne abquälen kann."
„Du weißt, was ich von diesem Einsatz halte", erwiderte Pommer, wollte das Mundstück des Saxophons wieder zwischen die Zähne nehmen, überlegte es sich dann aber anders. „Ich mache Kunst", sagte er. „Und du könntest, statt auf die dämlichen Ortungsgeräte zu starren, die ohnehin nicht ausschlagen, ebensogut stricken oder häkeln, wie es Frauen früher getan haben."
Er nahm seine Improvisationen wieder auf. Musik war für ihn ein viel stärkeres Ausdrucksmittel als die Sprache. Er varlierte das erwählte Thema nun in einer Weise, daß zum Ausdruck kam, was er von diesem Auftrag hielt. Zumindest war für ihn die Aussage seiner Musik ganz klar.
„Sax, hör endlich auf!" rief Irda verzweifelt. „Das ist ein Befehl!"
Pommer hielt inne, legte das Saxophon weg.
„Leben wir denn in einem Matriarchat?" fragte er.
„Ich wußte mir nicht mehr anders zu helfen", sagte Irda. „Ich kann das Gedudel nicht mehr hören."
„Du solltest wirklich stricken", sagte Pommer. „Das beruhigt."
Er wandte sich dem Bullauge zu und starrte ins All hinaus. Er fand, daß das Universum überalI gleich aussah. Sie hatten mit der BASIS viele Millionen Lichtjahre zurückgelegt, um schließlich in der Galaxis Erranternohre zu landen, aber die Sterne sahen hier nicht anders aus, als in der 43 Millionen Lichtjahre entfernten Milchstraße. Sie bildeten nur andere Muster. Schön waren sie trotzdem.
Pommer drosselte die Innenbeleuchtung, so daß das Streulicht seine Ausblicke ins All nicht mehr störte.
Draußen war nur Leere. Was hätte er dafür gegeben, einmal im Leben durch das Bullauge eines Raumschiffs einen Meteoriten zu sehen, oder einen Kometen, oder sonst ein kosmisches Strandgut. Aber die Wahrscheinlichkeit war-gering ...
„Was sagen deine Instrumente, Irda?" fragte er anzüglich.
„Das weißt du ganz genau", erwii .derte sie wütend. „Aber so unwahrscheinlich es ist, daß wir hier draußen etwas finden, dürfen wir diese Möglichkeit nicht außer acht lassen."
Sie fragte.sich, wie sie es verdient hatte, ausgerechnet mit Sax zusammenarbeiten zu müssen. Lodoff, der Staffelkommandant, war der Ansicht gewesen, daß bei gemischten Mannschaften die Gefahr von Aggressionsentladungen geringer sei. Das mochte etwas für sich haben. Aber Sax war ein Pascha und Träumer, der sie die ganze Arbeit tun ließ.
„Hast du wirklich keine Ortung?" fragte Pommer, während er ins All hinausstarrte, das auf einmal gar nicht mehr so leer war. Seine suchenden Augen hatten etwas erspäht, an das sein Verstand noch gar nicht so recht glauben wollte.
„Willst du mich auf den Arm nehmen?" sagte Irda giftig. Angesichts der Nullwert-Anzeige ihrer Ortungsinstrumente konnte sie Sax’ Frage nur als Hohn auffassen.
„Aber du mußt das Ding doch orten", beharrte Pommer. „Eigentlich sind es zwei gleichwertige Ob...
Pardon, drei, nein ... insgesamt sechs. Sechs Riesendinger, Irda!"
„Was soll der Unsinn, Sax", sagte Irda nach einem Routineblick auf die Instrumente.
„Im Ernst, Irda." Pommers Stimme klang auf einmal rauh. Er mußte sich räuspern. „Ich kann sechs Kugelobjekte erblicken, die größer sein müssen als ein Großraumer der THEBENKlasse. Ich kann die Entfernung nicht schätzen und deshalb auch ihre wahre Größe nicht ermessen, aber ... Du mußt sie einfach orten können!"
Nach einer letzten Uberprüfung der Ortungsgeräte, die nichts ergab, kam Irda zu Pommer und blickte ebenfalls durch das Bullauge. Zuerst sah sie überhaupt nichts, erkannte dann aber bald die sechs dunklen Kugelgebilde, die sich gegen den Sternenhimmel abhoben. Sie sahen aus wie
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