0966 - Der Weg des Jägers
sich in die Netzhäute der Teufelsanbeter. Panik griff um sich.
»Weg hier!«, rief einer.
Alle folgten. Vergessen waren die Vorsätze, sich den Gesetzen der Hölle zu unterwerfen.
Zaatuur blickte sich mit aufkeimender Verzweiflung um.
»Nein…«, ächzte er. »Bleibt! Ihr dürft nicht…«
Seine Stimme, die eben noch so kraftvoll geklungen hatte, versandete angesichts des panischen Treibens. Wenige Augenblicke später waren seine Jünger verschwunden.
Das ohrenbetäubende Zischen verstummte, die Blitze erloschen, die Schwaden von Tränengas verflüchtigten sich. Vor Zaatuur lag der verlassene Zentralraum. Er konnte es nicht fassen. Seine Gemeinde hatte ihn im Stich gelassen.
Doch dafür würde er sie bezahlen lassen. Jedem Einzelnen würde er einen Tod bereiten, der sie ihre überstürzte Flucht würde bereuen lassen. Er wandte sich seinen glatzköpfigen Dienern zu. Wenigstens sie waren geblieben.
Schritte ließen ihn herumfahren.
Er hatte sich getäuscht. Nicht seine gesamte Gemeinde hatte ihn verlassen. Ein Kuttenträger stand mit gesenktem Haupt im Raum und kam in demütiger Haltung auf die Bühne zu.
Zaatuur lachte auf. Was nützte ihm dieser eine treue Wurm? Nichts, gar nichts!
Der Jünger erreichte das Podium und stieg die drei Stufen hinauf. Er sank auf die Knie.
Hielt er da nicht etwas in der Hand? Ja, tatsächlich. Ein Stückchen ... ... Kreide!
Als Zaaturr begriff, war es bereits zu spät. Der vermeintliche Jünger zeichnete ein verschnörkeltes Symbol auf den Boden. Es flammte grün auf. Genau wie sechs weitere Zeichen! Bisher hatte der Dämon sie nicht bemerkt, aber dieses siebente aktivierte einen magischen Kreis, der ihn einschloss.
Für einen Augenblick stand Zaatuur wie erstarrt da. Dann kehrten die Schmerzen mit Urgewalt in seinen Leib zurück. Er stieß ein infernalisches Brüllen aus.
»Nein!«
Er taumelte und sank neben dem Felsaltar in die Knie.
Der Fremde in der Kutte richtete sich auf und schob die Kapuze zurück. Zum Vorschein kam eine Gasmaske! Er nahm sie ab und warf sie Zaatuur vor die Füße.
»Hallo«, sagte er und lächelte den Dämon freundlich an.
»Wer… wer bist du?«
»Ich bin der, der die Welt von dir befreit. Du darfst mich Leon nennen. Zumindest solange du es noch kannst.«
***
Leon Kerth blickte auf den gefangenen Dämon und lächelte. Er liebte es, wenn Pläne funktionierten.
Leider musste er nur kurz darauf feststellen, dass dieser nur bedingt dazu zählte. Die Glatzköpfe standen nämlich weiter hinter dem Altar, als er vorhergesehen hatte. Mit anderen Worten: Sie befanden sich außerhalb des Bannkreises!
Der Dämonenjäger presste die Lippen aufeinander. Er hatte die Kreidezeichen, das Feuerwerk und die funkgesteuerten Tränengaskanister zwar bereits am frühen Nachmittag vorbereitet, aber er hatte es nicht gewagt, den Symbolkreis auf den gesamten Raum auszudehnen. Jeder zusätzliche Meter im Durchmesser wäre auf Kosten der Wirksamkeit gegangen.
Und jetzt hatte er den Salat!
Sofort setzten sich die Diener in Bewegung. Glücklicherweise konnten sie den Kreis nicht durchqueren. Das ließ Leon ausreichend Zeit, sich auf den Angriff vorzubereiten.
Vor einigen Tagen hatte er eines der Mitglieder des Zirkels ausfindig machen, es befragen und dessen Verkleidung an sich nehmen können. Die Kutte hatte es ihm nicht nur ermöglicht, sich unbemerkt unter die Jünger zu schmuggeln, sie verbarg auch einige Waffen, die er mitgebracht hatte.
Er zog ein silbrig blitzendes Schwert mit kreuzförmigem Griff hervor. Es lag so ausgewogen in der Hand, dass es ihm wie ein verlängerter Arm erschien.
Bevor die Dämonendiener ihn erreichten, wich er einen Schritt zurück. Er hob die Klinge, sodass die Spitze auf den freien Raum zwischen seinen Gegnern wies, und nahm eine leicht vorgebeugte Position ein.
»Kommt nur! Euch Typen rauch ich doch in der Pfeife!«
Die Glatzköpfe blieben zwei Meter vor ihm stehen. Offenbar waren sie unschlüssig, ob ihnen das silberne Ding in Leons Hand Schaden zuzufügen vermochte. Sie hoben die Arme, streiften die Kutten mit raschen Bewegungen ab - und verwandelten sich. Ihre Körper streckten sich in die Länge, während die Schädel wie Wachs schmolzen. Dabei veränderten sich unentwegt ihre Gesichter. Junge, alte, Männer, Frauen, hübsche, hässliche. Die gesamte Palette innerhalb eines Wimpernschlags. Leon konnte nur mit Mühe ein Keuchen zurückhalten. Damit hatte er nicht gerechnet.
Die Metamorphose dauerte nur eine knappe
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